Wohnungsbau
IG Bau fordert im Ortenaukreis neue Standards für günstigeres Bauen
Auch der Ortenaukreis müsse vom "Wohnungsbau-Turbo" profitieren, sagt die Vorsitzende der IG Bau Südbaden, Ilse Bruttel. Der Schlüssel sei, einfacher und damit kostengünstiger zu bauen.
Mo, 16. Jun 2025, 11:30 Uhr
Offenburg
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Im Ortenaukreis sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Gewerkschaft 1999 Wohnungen neu gebaut worden – 436 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Insgesamt lagen die veranschlagten Bauwerkskosten für alle Wohngebäude, die 2024 im Ortenaukreis neu entstanden sind, bei rund 360,4 Millionen Euro, so die IG Bau. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). "Jede Wohnung mehr zählt. Es gibt aber auf jeden Fall Luft nach oben: Auch der Ortenaukreis braucht eine Neubau-Offensive. Ebenso mehr Sanierungen. Vor allem fürs seniorengerechte Wohnen", so Ilse Bruttel. Die Vorsitzende der IG Bau Südbaden ist überzeugt, dass dazu die Kosten sinken müssen: "Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird", sagt Bruttel. Es sei machbar, die reinen Baukosten um ein Viertel bis zu einem Drittel zu senken. Das sei das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsbau-Studie vom staatlichen Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel), so die IG Bau Südbaden.
Der Bau habe eine Entbürokratisierung dringend nötig. Ziel müsse es sein, den Neubau schlanker und damit günstiger zu machen: "Runter mit überzogenen Standards und kostentreibenden DIN-Normen – und dadurch rauf mit den Neubau-Zahlen. Denn weniger Bauhürden bedeuten mehr neue Wohnungen", so Ilse Bruttel. Wer die Kosten ins Visier nehme, müsse auf den Gebäude-Typ E setzen. Das "E" stehe dabei für einfaches, erleichtertes und effizientes Bauen.
Konkret bedeute das geringere Stärken bei Decken und Außenwänden zuzulassen. "Damit lässt sich schon Geld sparen – aber auch Baustoffe und damit Energie, Ressourcen und CO2", sagt Bruttel. Entscheidender Kostentreiber sei allerdings die Technik, also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gelte: Weniger High-End-Produkte machten das Wohnen am Ende wesentlich günstiger.
Außerdem ließen sich durch weniger Pkw-Stellplätze und erst recht durch den Verzicht auf Tiefgaragenplätze enorm Kosten sparen. Die ARGE-Studie warne bei der Analyse der Neubaukosten auch davor, beim Lärm- und Klimaschutz zu überziehen: "Ein Beispiel sind dreifach verglaste Fenster. Die müssen nicht sein", so Ilse Bruttel.
Es sei höchste Zeit, das Label "gut & günstig" an den Wohnungsbau zu kleben. Es sei heute möglich, in guter Qualität deutlich günstiger zu bauen. "Genau darin liegt die Chance, jetzt wieder mehr zu bauen – auch im Ortenaukreis", sagt Bruttel. Schließlich sei es immer noch besser, einfacher zu bauen, als gar nicht zu bauen.
Außerdem spare auch der Staat Geld, wenn er die Bauvorschriften herunterfahre: "Sinken die Baukosten, dann sinkt auch die Förderung, die der Staat aufbringen muss, damit überhaupt gebaut wird. So lassen sich unterm Strich mehr Sozialwohnungen und mehr bezahlbare Wohnungen fördern und damit neu bauen", sagt die Vorsitzende der IG Bau Südbaden.
Für bundesweit 100.000 Sozialwohnungen, deren Neubau pro Jahr dringend notwendig sei, müssten Bund und Länder mindestens elf Milliarden Euro an Fördermitteln bereitstellen. Um 60.000 bezahlbare Wohnungen neu zu bauen, seien mindestens vier Milliarden Euro pro Jahr an Subventionen erforderlich.