BZ-Aktion Weihnachtswunsch
Im Ettenheimer Bürgerstift wohnen Menschen mit Behinderung wie in einer Familie zusammen
In der Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung im Ettenheimer Bürgerstift hat die Wohnküche die besten Jahre schon hinter sich. Die BZ-Aktion Weihnachtswunsch unterstützt bei der Erneuerung.
Sa, 13. Dez 2025, 17:00 Uhr
Ettenheim
Thema: Aktion Weihnachtswunsch 2025
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An diesem Freitagvormittag sitzt Astrid Komer am großen Tisch in der Wohnküche und liest einen Krimi. Es ist ihr freier Tag. Mitbewohnerin Gisela Stippich hat sich auf ihrem Rollator dazu gesetzt und leistet ihr Gesellschaft. Ansonsten ist es ruhig in der selbstverantworteten Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung in Ettenheim. Die anderen sieben Mitbewohner und Mitbewohnerinnen sind unterwegs oder bei der Arbeit. Wenn alle neun plus Betreuer zu Hause sind, wird es regelmäßig eng in der kleinen Wohnküche. "Wir haben auf den anderen beiden Stockwerken zwar auch noch jeweils einen Aufenthaltsraum in der gleichen Größe, aber hier in der Mitte ist das Zentrum, hier kochen und essen wir gemeinsam", erklärt Colette Künztler, die Leiterin der Wohngruppe. An diesem Freitag gibt es noch Reste von der Weihnachtsfeier am Abend zuvor, aber sonst hilft Astrid Komer gerne freitags in der Küche. Sie mag Pizza oder Spaghetti, aber auch Kaiserschmarrn hat sie zusammen mit den Betreuern schon gemacht.
Zehn Betreuer und Betreuerinnen wechseln sich ab, um rund um die Uhr für die neun Bewohner da zu sein, die zwischen 42 und 79 Jahre alt sind. Sie leben so eigenständig wie möglich, benötigen aber Unterstützung in ganz unterschiedlichem Ausmaß. "Daher geht bei uns Pflege und Betreuung fließend ineinander über, das lässt sich in diesem Umfeld kaum trennen", erklärt Küntzler. Ein Grundsatz ist, dass die Bewohner wie eine Familie zusammenleben. Das bedeutet auch, dass der wöchentliche Großeinkauf eine gemeinschaftliche Aufgabe ist, ebenso wie die Wäsche, die nicht an eine Wäscherei gegeben, sondern im Keller gemeinsam mit den Bewohnern erledigt wird. An den Wochenenden wird dann mit den vier Bewohnern, die nicht zu den Eltern oder Geschwistern gehen, etwas unternommen. "Ich gehe heute Abend zur Inklusionsdisko", erzählt Astrid Komer und Gisela Stippich freut sich schon auf den Besuch des Weihnachtszirkus' Paletti am Samstag.
Der Wohnküche sieht man das Alter an
Im Alltag kommen nach der Arbeit in den Werkstätten alle täglich zusammen und trinken Tee oder Kaffee. Danach gibt es jeden Nachmittag Angebote, wie Sport, Theater oder Kreatives wie Töpfern. "Das sind freiwillige Angebote, für die, die möchten", sagt Küntzler. Auch das Abendessen wird wieder gemeinsam in der Wohnküche eingenommen. Die ist samt Einrichtung noch dieselbe wie beim Einzug vor 17 Jahren. "Und das sieht man ihr inzwischen auch an", sagt Küntzler.
Weil nicht alle an einen Tisch passen, ist ein kleinerer danebengeschoben worden. Bei einem Schrank fehlen die Türen, ein Regal hat eine geklebte Ecke. Kurz: "Man sieht, dass hier gelebt wird, wie in jeder anderen Familie auch", so Küntzler. Außerdem gebe es noch zusätzliche Bedarfe, die sich mit der Zeit ergeben haben: Glastüren sind wegen der Zerbrechlichkeit zu gefährlich – deswegen sind beim Schrank die Türen ausgebaut – Möbel sollten stoßfest sein und nach der dritten verschlissenen klassischen Haushaltsspülmaschine sei es an der Zeit, in eine Industriespülmaschine zu investieren. "Aber die finanziellen Mittel der Bewohner sind sehr begrenzt", erklärt Küntzler. Deshalb hab sie sich um Unterstützung über die BZ-Aktion Weihnachtswunsch gebeten. Mit dem Zuschuss könne nun die Industriespülmaschine angeschafft und der Wohnbereich wieder etwas verschönert werden. Die neue Wandfarbe steht schon fest: "Es wird salbeigrün, das macht einfach eine freundlichere Atmosphäre."
Die selbstständige Wohngruppe für Menschen mit Behinderung hat vor 17 Jahren im Ettenheimer Bürgerstift eröffnet. Es gehört zum St. Josefshaus und der Winterschule. In allen drei Häusern wird ambulant betreutes Wohnen bei größtmöglicher Selbstbestimmung der Bewohnerinnen und Bewohner angeboten und vom St. Josefshaus Förderverein organisiert. Dieser Verein wurde vor mehr als 40 Jahren gegründet und ist Träger der drei Häuser. Er hat sich zum Ziel gesetzt, dass ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger ihr gewohntes Umfeld nicht aufgeben müssen, wenn sie sich alleine nicht mehr versorgen können oder pflegebedürftig werden.
hfz
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