Kampf mit dem Körper
Baden-Württembergs einziger Bürgermeister im Rollstuhl muss sein Amt aufgeben

"Mein Körper zwingt mich in die Knie": Markus Ewald ist der einzige Rathauschef in Baden-Württemberg, der im Rollstuhl sitzt. Seine Querschnittslähmung zwingt ihn jetzt zur Aufgabe.
Genau jetzt attackieren sie ihn, zwischen zwei Tassen Kaffee. Markus Ewald, kariertes Hemd und Weste, seit 13 Jahren parteiloser Oberbürgermeister im tiefkatholischen Weingarten bei Ravensburg, verstummt mitten im Satz. Nur noch der Lärm der belebten Fußgängerzone brandet hoch in den ersten Stock des Amtshauses. Der Mann der wohlgesetzten Worte, der bestechenden Freundlichkeit senkt den Kopf, er schließt die Augen, als würde er in eine andere Welt versinken. Aus seinem fein geschnittenen Gesicht weicht die Farbe. Der 57-Jährige krümmt die Hände, er beugt den Oberkörper nach vorne. Sekundenlanges Schweigen im Besprechungszimmer, ein Ringen mit dem Feind.
"Es wie eine Art Gurt, ein Druck wie ein Gummischlauch, der dauernd um die Hüfte liegt", sagt er, als er wieder sprechen kann. "Da zieht plötzlich einer daran", sich dagegen zu wehren, sei unmöglich, sagt Ewald, es zu ertragen mache ihn mürbe, koste unendlich Kraft. Er hat so sehr darauf gesetzt, dass es besser wird, aber das Gegenteil ist der Fall. Die Attacken nehmen zu, die Hoffnung auf Besserung schwindet. "Seit dem Unfall gab es keine einzige Minute, in der ich schmerzfrei war."
Rückblick: Wie das Attentat das Leben ...