Der syrische Geiger Ali Moraly hat auf seinem langen Weg nach Deutschland viel Glück gehabt: Er weiß, er ist privilegiert.
Ali Moraly setzt den Bogen an und atmet tief ein. Er hält kurz inne, dann beginnt er zu spielen: "Kaddisch", die Nummer eins der "Deux Mélodies hébraïques" seines Lieblingskomponisten Maurice Ravel. Eine melancholische Melodie. Dabei versprüht der Geiger eine ganz besondere Aura. Eine, die kein anderer Musiker dieses Abends zu versprühen vermag. Man merkt dem Mann mit den herausstechenden blaugrünen Augen und langen, dunklen Wimpern an, dass es für ihn um mehr geht. Er steht nicht still, ist immer in Bewegung. Die Stirn runzelt und entspannt sich. Der Oberkörper, den er in eine weinrote Baumwolltunika gehüllt hat, schwingt nach vorn und nach hinten. Mit den Füßen macht der Geiger hin und wieder kleine Schritte. Schweißperlen tropfen von seiner Stirn zu Boden.
Ali Moraly, ...