Politische Freiheit
In Honduras bauen Libertäre eine eigene Stadt mit eigenen Regeln
Mitten in der Karibik läuft ein radikal-libertäres Experiment: eine Stadt als Unternehmen, in der sich Politik erübrigt hat. Im Dorf nebenan hat man Angst, enteignet zu werden.
Paul Gäbler
So, 8. Mai 2022, 11:07 Uhr
Panorama
Thema: BZ-Langstrecke
Seit Jahrzehnten ist Honduras im Würgegriff korrupter Eliten
Der einzige Weg nach Crawfish Rock führt über eine unbefestigte Straße voller Schlaglöcher. Schon deshalb fahren die Taxifahrer von Roatán nicht gerne hierhin. Immer wieder bleibt das Auto im unebenen Boden stecken, der Sand knistert im Getriebe. Auf halber Strecke zwischen der Kleinstadt French Harbour und dem Fischerdorf kommt man an einem großen Gattertor vorbei, das mit zwei nach oben gerichteten Zacken verziert ist: das Zeichen von Próspera, der Aufblühenden, ein neuer Staat im Staate Honduras, der bald 30.000 Bewohner beherbergen soll und das Land spaltet wie kaum ein Thema zuvor in der Geschichte des Karibikstaates.Auf einem Schild steht: "Wir glauben an Privatbesitz"
Ab dem Tor endet offiziell sein Hoheitsgebiet, das ist auch daran zu erkennen, dass das Taxi plötzlich nicht mehr rumpelt. Erst vor wenigen Monaten ist die Straße asphaltiert worden, die Erschaffer von Próspera scheinen es ernst zu meinen mit ihrem Vorhaben. Nach einigen weiteren hundert Metern muss man sich entscheiden: Fährt man nach links, kommt man nach Crawfish Rock, einem Dorf, das heißt und aussieht wie ein Piratennest. Auf dem Dorfplatz rennen Jugendliche einem Ball hinterher, vor den Lebensmittelläden liegen Hunde faul im Schatten und im Hintergrund kann man hören, wie die Wellen sanft ans Ufer schwappen. Fährt man nach rechts, wird man nach einigen Metern durch ein Schild daran erinnert, dass man das eigentlich nicht darf. "We create jobs for Islanders" (Wir schaffen Jobs für Insulaner) ist da zu lesen und ebenso: "We believe in Private Property" (Wir ...