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In Straßburg bebte die Erde leicht

Bärbel Nückles

Von

Mi, 13. November 2019

Südwest

Institut vermutet Geothermie-Bohrungen als Ursache, was die betreffende Firma zurückweist.

Keinen Schaden genommen hat Straßburgs historische Altstadt.  | Foto: Boris Breytman
Keinen Schaden genommen hat Straßburgs historische Altstadt. Foto: Boris Breytman
STRASSBURG. Ein leichtes Erdbeben hat am Dienstagnachmittag die Bewohner von Straßburg und Umgebung aufgeschreckt. Die Erschütterungen, mehrere kurze Stöße um 14.38 Uhr, waren bis ins deutsche Kehl spürbar. Nach Angaben der Straßburger Präfektur hat das Epizentrum des Bebens der Stärke 3 auf der Richterskala in sechs Kilometer Tiefe im Bereich der Viertel Schiltigheim und Robertsau gelegen. Die Robertsau liegt nahe des Rheins; Schiltigheim schließt sich im Westen an. Verletzte habe es nicht gegeben. Auch die Schäden an Gebäuden wie heruntergefallene Ziegel halten sich nach Angaben der Behörden in Grenzen. Mehrere Gebäude wurden allerdings vorsorglich evakuiert, darunter die Hauptverwaltung der Straßburger Agentur für Arbeit und der Sitz der Region Grand Est.

Am Straßburger Institut für Geophysik (Institut de physique du globe) hält man das Beben für sehr wahrscheinlich menschengemacht. Die Bohrungsarbeiten für ein Geothermiekraftwerk auf dem Gelände der ehemaligen Straßburger Erdölraffinerie könnten Jérôme van der Woerd zufolge – den Wissenschaftler zitiert die Straßburger Zeitung Dernières Nouvelles d’Alsace – der Verursacher sein. "Geothermische Bohrungen sind in der Lage, solche Schocks in der Erdkruste zu provozieren", erläuterte van der Woerd.

Laut van den Woerd ist es entlang eines bereits bestehenden Risses in der Erdkruste zu einer Reibung gekommen, die das Beben ausgelöst habe. Zu Schäden könne es bei einem Beben dieser Kategorie höchstens bei Gebäuden kommen, die in schlechtem Zustand seien.

Der Betreiber der Bohrung, Fonroche, weist einen Zusammenhang mit den Bohrarbeiten allerdings von sich. Seit dem 8. November ruhen dort plangemäß die Arbeiten an der Bohrstelle, erklärte ein Mitarbeiter von Fonroche. Personal, das während des Bebens vor Ort gewesen sei, habe das Zentrum des Bebens aufgrund der Messgeräte vor Ort mindestens fünf Kilometer im Süden der Bohrung ausgemacht.

Im Elsass war zuletzt im Februar 2003 ein Erdbeben spürbar. Es ging von Saint-Dié in den Vogesen aus und lag bei einer Stärke von 5,4. Damals wurde eine Aufführung in der Straßburger Oper abgebrochen und das Gebäude evakuiert. In der aktuellen Situation rät die Straßburger Präfektur der Bevölkerung für den Fall erneuter Stöße Wasser, Strom und Gas abzustellen und sich im Freien von allem, was einstürzen könnte, fernzuhalten.

Im badischen Staufen wie im elsässischen Lochwiller haben geothermische Bohrungen vor Jahren den Untergrund destabilisiert. In beiden Fällen waren die Bohrungen nicht fachgerecht abgedichtet worden, so dass eine Gipsschicht mit Wasser in Berührung kam. Das aufquellende Gestein hat etliche Häuser bis heute unbewohnbar gemacht.

Ressort: Südwest

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mi, 13. November 2019:
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