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Inbegriff der deutschen Spießigkeit

  • Do, 28. Juni 2018
    Neues für Schüler

Wie wirkt die Landesgartenschau auf junge Leute? Die Jugendredaktion hat das Gelände bei einem Rundgang inspiziert.

Anlaufstelle für junge Leute: das Jugendcafé Wildberry Foto: Christoph Breithaupt
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Neben der Fußball-WM gibt es zurzeit vor allem eine große Sache, die die Lahrer beschäftigt: die Landesgartenschau. Die Lahrer Jugendreporter haben sich an einem Sonntagnachmittag auf dem Gelände umgesehen. Für eine Reporterin ist die Landesgartenschau so etwas wie der Inbegriff der deutschen Spießigkeit: akkurate Blumenbeete und, vor allem im Kleingartenpark, mit der Nagelschere geschnittener Rasen. Manches wirkt künstlich, es gibt aber viele schöne Ecken. Für Jugendliche scheint die Veranstaltung indes weniger attraktiv. Außer man strebt eine Karriere als Landschaftsgärtner an.

Der Seepark
Unmittelbar am Eingang des Seeparks wartet gleich zu Beginn eine besondere Ausstellung auf den Besucher: Grabmale und Grabgestaltung. Wenn man bedenkt, dass die meisten Besucher etwas älter sein dürften, ist es eine recht morbide Art, einen Park zu betreten. Dafür kommt der Park, im Vergleich zu den anderen beiden Anlagen, nicht ganz so akkurat daher. Mit dem See und der großen Bühne in der Mitte, dem angelegten Wäldchen auf der einen und dem Strand und dem Treffpunkt Ortenau auf der anderen Seite ist der Seepark sehr weitläufig. Da findet sich auch der eine oder andere Ort, um zur Ruhe zu kommen. Dennoch stellt sich das Dorfkind hier zwangsläufig die Frage, warum genau man einen Wald oder gar einen See anlegen muss. Dass man Garten oder Blumen ausstellt, ist für eine Landesgartenschau naheliegend. Aber ein See, wo doch die Gegend mehr als genügend Baggerseen aufweist und der Schwarzwald fast schon zu Fuß erreichbar ist? So wirkt die künstliche Landschaft etwas verloren. Auch wenn der See und vor allem der Steg darüber natürlich ihre Reize haben.

Wirklich überzeugend ist aber dann das Lernfeld Landwirtschaft. Verschiedene Getreidearten werden detailliert erklärt und sowohl als Pflanze als auch als Korn gezeigt. Ausstellungen zu Bienen oder anderen Tieren erklären die weitere Flora und Fauna der eigenen Heimat. Das ein oder andere lässt sich daraus dann tatsächlich noch lernen.

Auch schön: das Krähennest. Ein Aussichtsturm, der zwar nicht besonders hoch, aber für Menschen mit Höhenangst dennoch hoch genug ist. Die Konstruktion aus vielen Ästen, die das Nest darstellen sollen, machen einen direkten Blick nach unten unmöglich – und die Höhenangst somit etwas erträglicher. Am Krähennest wird dann gleich auch noch die Problematik der Saatkrähe ausführlich erklärt, was definitiv gelungen ist. Die gediegene Romantikerseele wird in dem angrenzenden Auenwäldchen dann aber doch nicht so ganz glücklich. Alles ist zu künstlich, der Verkehr im Hintergrund zu laut und der Blick auf das Hochhäuser-Panorama lässt jeden Rest Hoffnung auf Romantik verschwinden.
Der Bürgerpark
Über die neue Brücke geht es in den Bürgerpark. Der Ausblick von der Brücke ist einzigartig, da man einen Überblick über die gesamte LGS hat. Auf jeden Fall einen Blick wert! Im Bürgerpark wird für alle Altersgruppen etwas geboten. Vorausgesetzt, man wird nicht von den Preisen überrumpelt. Ob nun für den Eintritt oder für die Verpflegung – man zahlt ordentlich. Dafür bekommt man auch etwas Leckeres im Gegenzug, sagt einer der Helfer des Jugendcafés, das im Bürgerpark die Anlaufstelle für jüngere Leute ist. Was mir aufgefallen ist: Es gibt wenig schattige Plätze, wodurch man, gerade bei der prallen Hitze zurzeit, wenig Schutz vor der Sonne hat. Die Jüngeren werden das vielleicht nicht so eng sehen, doch gerade ältere Menschen könnten bei heißem Wetter Schwierigkeiten bekommen. Gut ist, dass es dort regelmäßig Events gibt. Dadurch ist der Park zu bestimmten Zeiten sehr belebt. Zudem strahlt die Blumenhalle Vielfältigkeit aus, außerdem wird sie ständig erneuert. Egal wo man innerhalb der Halle hinschaut: Man entdeckt immer wieder eine neue Farbe. Auch entlang der Via Ceramica mit ihren vielen Bäumen haben sich die Organisatoren viel Mühe gegeben. Beim Besuch im Park fällt der Blick auch auf große, handgeflochtene Körbe. Ein Handwerk, das heutzutage eher seltener anzutreffen ist. Diese werden in Shows selber geflochten und man kann einen Blick erhaschen und sich Wissen darüber aneignen.

Der Kleingartenpark
Bevor es zurück zum Haupteingang geht, steht noch der Gang durch den Kleingartenpark an, den kleinsten der drei Parks. Ein sehr ordentlicher und aufgeräumter Bereich der Landesgartenschau, vielleicht zu ordentlich? Mit dem leise, aber doch bemerkbar säuselnden Verkehr im Hintergrund kommt manchmal eher das Gefühl eines Gartencenters auf. Man trifft Familien mit kleinen Kindern, die vielleicht Ideen für den Garten suchen. Man trifft auch die etwas Älteren, die ihre Zeit auf einem schönen Gelände verbringen wollen. Jeder findet dort seine Ecken, die kunstvollen Vogelhäuschen machen einen sehr schönen Eindruck und der eine oder andere kleine Garten zeigt sich von der besten Seite.

Ressort: Neues für Schüler

Dossier: LGS-2018

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 28. Juni 2018: PDF-Version herunterladen

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