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Jeden Tag ein neues Leben

  • Annemarie Nathen, Klasse 4b, Thaddäus-Rinderle-Schule (Staufen)

  • Fr, 01. April 2022
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit der erfahrenen Hebamme Stefanie Schmidle über ihren Berufsalltag.

Eine Hebamme kontrolliert die Herztöne eines Babys.  | Foto: Uli Deck (dpa)
Eine Hebamme kontrolliert die Herztöne eines Babys. Foto: Uli Deck (dpa)

Ungefähr 1500 Kindern hat die Hebamme Stefanie Schmidle bereits geholfen, zur Welt zu kommen. Die ungewöhnlichste Geburt fand auf einer Schafsweide statt. Im Interview mit Zisch-Reporterin Annemarie Nathen aus der Klasse 4b der Thaddäus-Rinderle-Schule in Staufen erzählt sie von ihrem Beruf, der mehr eine Berufung ist.

Zisch: Seit wann sind Sie Hebamme?
Schmidle: Ich bin mittlerweile schon seit 25 Jahren Hebamme. Davon war ich gute 17 Jahre als selbstständige Hausgeburtshebamme tätig. Nun bin ich seit sechs Jahren in einer Universitätsklinik in der Schweiz und weiterhin in einer eigenen Praxis in der Schwangerenvorsorge tätig. Hier betreue ich Frauen auf dem Weg zur Geburt, in der Nachsorge und gebe Kurse zur Geburtsvorbereitung, Säuglingspflege sowie Rückbildungskurse nach der Geburt.

Zisch: Wie lange hat die Ausbildung zur Hebamme gedauert?
Schmidle: Meine Ausbildung dauerte damals drei Jahre. Bis 2020 war Hebamme ein Ausbildungsberuf, heute ist es ein Studium der Hebammenwissenschaften und dauert drei bis vier Jahre.

Zisch: Wie vielen Kindern haben Sie auf die Welt geholfen?
Schmidle: Ich habe bis heute so ungefähr 1500 Kindern geholfen, zur Welt zu kommen.

Zisch: Wie kamen Sie auf die Idee, den Beruf der Hebamme zu erlernen?
Schmidle: Ich war nach meinem Abitur ein Jahr im Ausland in El Salvador und half dort beim Aufbau eines Gesundheitszentrums mit. Dabei kam ich unter anderem auch mit schwangeren Frauen in Kontakt und fand das sehr interessant. Als ich dann zurück in Deutschland war, wollte ich Medizin studieren, war aber leider etwas zu spät zurückgekehrt, um den Medizinertest zu machen. Ich hatte mir dann überlegt, noch einmal ins Ausland zu gehen, habe dann aber eine Frau getroffen, die gerade die Ausbildung zur Hebamme gemacht hat. Sie hat mir von dem Beruf der Hebamme erzählt und ich dachte mir, dass das vielleicht auch was für mich wäre. So habe ich mich in der Uniklinik in Freiburg für die Ausbildung als Hebamme beworben und bei über 1000 Bewerbern damals, habe ich einen der 15 raren Ausbildungsplätzen bekommen.

Zisch: Finden Sie, dass sich Ihr Beruf gut mit der Familie unter einen Hut bringen lässt?
Schmidle: Jain, in Teilbereichen des Berufes ist es möglich, den Beruf mit der Familie zu vereinbaren, zum Beispiel bei der Begleitung in der Schwangerenvorsorge und bei den Kursen, da diese Bereiche planbar sind. Arbeitet die Hebamme in der Geburtshilfe oder auch im Schichtdienst, ist es schwieriger, den Beruf mit der Familie zu vereinbaren.

Zisch: Warum braucht man Hebammen?
Schmidle: Die Hebamme begleitet Frauen in der Schwangerschaft in dem Prozess der körperlichen und psychischen Veränderung. Die Hebamme unterstützt und hilft Frauen bei der Geburt. Ich zeige den Eltern zum Beispiel, wie ein Baby gewickelt und gebadet wird, wie die Mutter ihr Baby stillt und helfe ihnen, ihr Kind verstehen zu lernen.

Zisch: Was war Ihr ungewöhnlichster Geburtsort?
Schmidle: Ich habe ein Frau betreut, die Schafe hatte. Die Frau ging auf die Schafweide, um ihre Schafe zu versorgen, als sie merkte, dass sie Wehen bekommt. Die Frau hat mich sofort angerufen, dass es losgeht und sie es aber nicht mehr nach Hause oder in die Klinik schaffen würde. So habe ich meinen Hebammenkoffer geschnappt, bin zur Schafweide gefahren und habe der Frau bei der Geburt geholfen.

Zisch: Würden Sie sich nochmal für den Beruf der Hebamme entscheiden?
Schmidle: Ja, weil es der tollste Beruf auf der Welt ist! Interessant, abwechslungsreich und lebendig.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 01. April 2022: PDF-Version herunterladen

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