Baden-Württemberg

Jeder zehnte Anwärter bricht die Polizeiausbildung ab

Die Gewerkschaft der Polizei beklagt Probleme bei der Ausbildung des Nachwuchses in Baden-Württemberg. Zehn Prozent würden die Ausbildung wieder abbrechen. Innenminister Strobl warnt, den Beruf nicht schlechtzureden.  

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Ralf Kusterer, der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Foto: dpa
In Baden-Württemberg werden zusätzliche Stellen im Polizeidienst geschaffen. Dafür sollen in diesem und im nächsten Jahr 3600 Polizisten neu ausgebildet werden. Nun hat die Deutsche Polizeigewerkschaft beklagt, das zehn Prozent von ihnen ihre Ausbildung abbrechen. Aus Sicht der Polizeigewerkschaft wird dem Nachwuchs zu wenig geboten. Innenminister Strobl will diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen.

Die grün-schwarze Landesregierung werde das Ziel der geplanten Neueinstellungen in der Polizei nicht erreichen, sagte der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Ralf Kusterer, voraus. Dafür brächen zu viele ihre Lehrgänge ab, und die Maßnahmen für eine qualitativ hochwertige Ausbildung seien unzureichend und falsch. Als schlimm bezeichnete Kusterer die Situation in der Ausbildung der geplanten 900 Polizeivollzugsbeamten. "Nach unseren Schätzungen haben alleine im letzten Jahr rund 150 Beamte in Ausbildung uns wieder verlassen. Das wären sogar mehr als zehn Prozent." Dies werde sich so fortsetzen. "Bis zum März wurde noch kein zusätzlicher Auszubildender eingestellt. Und noch schlimmer, es verlassen uns viel zu viele Auszubildende wieder."

Strobl: Polizeiberuf weiterhin attraktiv

Dem widersprach Innenminister Thomas Strobl (CDU) vehement. Es laufe die größte Einstellungsoffensive in der Geschichte der baden-württembergischen Landespolizei. Laut Strobl ist der Polizeiberuf nach wie vor attraktiv und es bestünden keine Nachwuchssorgen. Die Hochschule für Polizei verzeichne bei den Studienanfängern Rekordzahlen, und das werde sich 2018 fortsetzen. "Andere Meldungen sind schlicht falsch. Der Polizeiberuf sollte auch nicht schlechtgeredet werden." Durch die Rücknahme der Absenkung der Eingangsbesoldung ist der Einstieg in den Polizistenberuf seit diesem Jahr laut Strobl finanziell auch attraktiver geworden. "Das hatten wir ursprünglich bis zum Jahr 2021 versprochen – umgesetzt ist es bereits seit dem 1. Januar dieses Jahres. Auch hier halten wir mehr, als versprochen wurde."

Der Innenexperte der Landtags-CDU, Thomas Blenke, bezeichnete die Äußerungen von Kusterer ebenfalls als überzogen. "Es gibt Leute, die brechen die Ausbildung ab, das ist völlig normal und hat es schon immer gegeben." Tatsache sei jedoch auch, dass die anvisierte Anzahl der Neueinstellungen pro Jahr bei der Polizei ambitioniert sei. Der Polizeiberuf sei dennoch immer noch "erfreulich attraktiv".

Gründe für den Abbruch laut Küsterer unterschiedlich

Die Landtags-FDP sieht sich allerdings in ihren Warnungen bestätigt. Besonders verwerflich sei, dass Strobl ständig Erfolgsmeldungen verbreite und nichts tue, um die notwendigen Ausbildungskapazitäten und -voraussetzungen zu verbessern. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Andreas Schwarz, sagte dagegen: "Den unverantwortlichen Stellenabbau durch die FDP in der Vorgängerregierung haben wir gestoppt. Bei der Polizei zu arbeiten, ist ein beliebtes Berufsziel: Für das laufende Ausbildungsjahr liegen in Baden-Württemberg doppelt so viele Bewerbungen wie verfügbare Plätze vor."

Die Gründe für den Abbruch der Ausbildung sind laut Kusterer unterschiedlich. Viele junge Kollegen stellten zum einen fest, dass die Polizei nicht das Richtige für sie ist. Aber auch die weit entfernten Ausbildungsstandorte und die Rahmenbedingungen seien für viele junge Menschen nicht attraktiv. Die Ausbilder beklagten zudem mangelnde Leistungsbereitschaft. Kusterer sprach unter anderem deswegen von einer immer stärker werdenden Frustration und Demotivation in der Polizei.

Bekannt ist, dass es massiv an Ausbildern fehlt. Das Innenministerium in Baden-Württemberg startete deswegen bereits eine Initiative, um Beamte im Ruhestand zeitweilig für diese Aufgabe zu gewinnen.

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