Meisterwerk
Salzburger Festspiele: Faszinierend verstörende "Salome"

Eine unglaubliche Inszenierung, faszinierend und verstörend: Romeo Castelluccis und Franz Welser-Mösts "Salome" wird in die Geschichte der Salzburger Festspiele eingehen.
Ein schwarzer Vorhang, darauf rechts unten die Inschrift "Te saxa loquuntur". Salzburg-Kundige kennen sie, sie ist über das Ostportal des Sigmundstors gemeißelt: "Von dir sprechen die Steine" – eine Widmung an den Bauherren Sigismund Graf Schrattenbach. Aber wem wird hier gehuldigt in der Felsenreitschule, nur wenige Meter unweit dieser Tafel? Jener Figur, die hinter dem leicht transparenten Vorhang, die Schwerkraft scheinbar mühelos überwindend, diagonal die Rückwand hoch läuft, um dann aus dem Bild zu verschwinden, während die goldenen Lettern zerreißen und der gewaltige schwarze Schleier wie in Zeitlupe den Blick auf die Bühne freigibt? Und wer war sie, diese Figur. Der Prophet Jochanaan? ...