Interview

Klein, aber oho: Der Gartenschläfer ist das Tier des Jahres 2023

Der putzige Gartenschläfer ist das Tier des Jahres. Die Referentin für Natur- und Artenschutz der Deutschen-Wildtier-Stiftung Julia-Marie Battermann erzählt, was ihn so besonders macht.  

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Der Gartenschläfer ist das Tier des Jahres 2023. Das Tier ist vom Aussterben bedroht. Foto: Kerstin Hinze
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BZ: Frau Battermann, was genau ist ein Gartenschläfer?
Battermann: Den Gartenschläfer kennen viele Menschen nicht, obwohl er ein Nagetier ist, das es nur in Europa gibt, vor allem aber in Deutschland – auch im Schwarzwald. Er ist etwas Besonderes, weil sich der Gartenschläfer an viele verschiedene Lebensräume anpassen kann. Er kommt in den Wäldern, den Bergregionen und eben auch in unseren Gärten vor, daher der Name. Außerdem ist er ein Allesfresser, der sich vor allem von Insekten und Beeren ernährt.

BZ: Merkwürdig, dass es in Deutschland ein Tier gibt, das viele Menschen nicht kennen. Was denken Sie, wieso ist das so?
Battermann: Weil die Tiere nachtaktiv sind und eher im Verborgenen leben. Bei einer Nachtwanderung im Sommer hat man vielleicht das Glück, Gartenschläfer rufen zu hören.

BZ: Der nur faustgroße Gartenschläfer ist Tier des Jahres der Deutschen-Wildtier-Stiftung. Wie ist er das geworden?
Battermann: Wir stellen unseren Spenderinnen und Spendern immer drei Tiere zur Auswahl und sie stimmen dann ab. Diesmal waren es der Baummarder, das Wildschwein und der Gartenschläfer. Er stand zur Wahl, weil er stark gefährdet ist und Deutschland eine große Verantwortung für seinen Schutz hat, da sich hier ein Großteil seines Verbreitungsgebiets befindet. Mit der Wahl möchten wir auf den Gartenschläfer aufmerksam machen und uns für seinen Schutz einsetzen.
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BZ: Wieso ist der Gartenschläfer vom Aussterben bedroht, wenn er sich doch so gut anpassen kann?
Battermann: Das ist noch ein Rätsel und wird gerade erforscht. Fest steht aber, dass es mehrere Gründe haben muss. Zum Beispiel, dass unsere Wälder nicht mehr so abwechslungsreich sind. Man geht davon aus, dass sich das Verbreitungsgebiet der Tiere in den vergangenen 30 Jahren um die Hälfte verkleinert hat.

BZ: Wie kann man aktiv dabei helfen, das Tier zu schützen?
Battermann: Menschen mit einem Garten sollten ihre Regentonnen abdecken, weil die Tiere darin ertrinken könnten. Man sollte kein Rattengift verstreuen und Gärten so wild wie möglich gestalten, also mit breiten Hecken, damit sich Gartenschläfer verstecken können. Man sollte keine Netze um Obstbäume machen, in denen sich die Tiere verfangen könnten. Und man kann spezielle Nistkästen aufhängen.

BZ: Etwa sieben Monate im Jahr schläft der kleine Nager, weil er Winterschlaf hält. Was genau tut sich da im Körper?
Battermann: Im Winter ist es sehr kalt und die Tiere finden nur wenig Nahrung. Daher haben einige Tiere eine besondere Strategie, um diese Zeit gut zu überstehen. Sie halten Winterschlaf. Das ist aber kein richtiger Schlaf, wie wir ihn kennen. Gartenschläfer fressen sich vor dem Winter eine Fettschicht an. Ihre innere Uhr sagt ihnen dann, dass sie sich nun in ihr sicheres Versteck zurückziehen sollten. Dann beginnt der Winterschlaf. Ihr Körper fährt seine Funktionen runter, sie atmen weniger, ihr Herz schlägt langsamer, das Gehirn arbeitet wenig und ihre Körpertemperatur sinkt. Der Gartenschläfer kann seine Temperatur dabei bis zu minus ein Grad Celsius herunterfahren, das ist wirklich besonders. Der Winterschlaf wird noch immer erforscht.
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