Uni Freiburg
Lange Nacht der Wissenschaft in der Technischen Fakultät
Forscher der Technischen Fakultät der Universität zeigen faszinierende Projekte in der "Langen Nacht der Wissenschaft".
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Intelligente Zahnspangen, Herzschrittmacher mit Blutzucker-Antrieb und die Steuerung von Computer durch Gedanken: Viele verrückt klingende Ideen sind nicht mehr nur Zukunftsmusik. Es handelt sich um Projekte, die an der Technischen Fakultät der Universität in Freiburg erforscht werden. Mit einer Langen Nacht der Wissenschaft feierte die Fakultät am Freitag ihr 20-jähriges Bestehen.
An einer solchen Technik arbeitet auch Sven Kerzenmacher. Er forscht an einem Gerät, das im Körper des Menschen arbeitet und Leben rettet: dem Herzschrittmacher. "Die Batterie eines herkömmlichen Schrittmachers nimmt sehr viel Platz ein und ist nach etwa acht Jahren leer", erklärt Kerzenmacher. Meist wird der Schrittmacher dann komplett ersetzt – teuer und unangenehm für den Patienten. Mit einer Blutzucker-Brennstoffzelle will Kerzenmacher Abhilfe schaffen: "Der Körper versorgt sich durch Glukose mit Energie, warum sollte das nicht auch der Herzschrittmacher tun?" Die winzige Brennstoffzelle, mit der Kerzenmacher arbeitet, kann aus Blutzucker zwar nur ein Millionstel der Energie erzeugen, die eine Energiesparlampe benötigt. Aber: Für einen Schrittmacher reicht das aus. "Das Problem ist vielmehr ein stabiler Betrieb, da Blut noch viele andere Dinge als Zucker enthält", sagt Kerzenmacher.
Ein anderes Projekt ist die intelligente Zahnspange von Oliver Paul. "Eine Zahnspange versucht mit Kräften und Drehmomenten die Zähne an die richtige Stelle zu bringen", erklärt der Professor das Prinzip eines herkömmlichen Modells. Bisher ist es aber schwierig und teuer, diese Kräfte genau anzupassen. Die intelligente Zahnspange dagegen ist mit vielen winzigen Mikrosensoren ausgerüstet, etwa vier Mal dünner als ein Haar. Diese können durch Induktion, also die Übertragung durch ein Magnetfeld, die Kräfte, die auf sie wirken, auf einen Computer übertragen. So soll es für die Kieferorthopädie einfacher sein, Fehlstellungen passgenau zu korrigieren.
Beide Projekte stammen aus dem Fachbereich der Mikrosystemtechnik, die sich mit Entwicklung von kleinen komplexen Systemen befasst. Daneben beheimatet die 1995 gegründete Technische Fakultät noch die Informatik. Insgesamt forschen und lehren 42 Professoren und mehr als 400 wissenschaftliche Mitarbeiter an der Fakultät. Diese ist mit 1702 Studierenden eine der größten der Uni Freiburg – "und eine der erfolgreichsten, zumindest beim Drittmittelerwerb", sagt Dekan Georg Lausen. Doch bei allem Erfolg der Technologie ist den Wissenschaftlern bewusst: Auch über Ethik und Moral einiger Neuerungen muss nachgedacht werden. So lobte Vizerektor Gunther Neuhaus die rege Zusammenarbeit mit anderen Fakultäten wie der Philosophie. "Es geht hier um gesellschaftlich relevante Fragen", sagte Neuhaus in einem Grußwort.
Auch den Besuchern wird bei einigen Forschungsprojekten mulmig. Zum Beispiel bei einem Computerprogramm, das Bewegungsprofile auswertet, wie sie von Handys oder speziellen Uhren aufgezeichnet werden können. Das Programm kann so erkennen, was ein Mensch gerade tut. Damit ist es möglich, beispielsweise die typische Handbewegung eines Rauchers zu erkennen. Gedacht ist das Programm für medizinische Zwecke. Es kann überprüft werden, wann Insulin gespritzt wurde oder es können Schlafstörungen aufgedeckt werden. "Damit ist aber auch eine totale Überwachung möglich", staunt eine Besucherin über die genaue Erkennung von Bewegungen, die jedes Smartphone aufzeichnen kann. Gut, dass an der Fakultät auch über solche Probleme nachgedacht wird.
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