BZ Hautnah

Leser fragen – wir antworten: BZ-Podiumsdiskussion zum Thema Medienvertrauen

Wieso lassen Journalisten Dinge weg? Wie können Jüngere für die Zeitung interessiert werden? Wann macht ein Kommentar Sinn? BZ-Leser haben Fragen gestellt, wir haben sie beantwortet.  

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BZ-Chefredakteur Thomas Fricker, Journalistikprofessor Tanjev Schultz und BZ-Herausgeber Thomas Hauser im Gespräch Foto: Miroslav Dakov
"Systempresse!" "Sie Medienzar!" "Aus Südbaden ist Ihretwegen ein extrem verwahrloster Landstrich geworden!" "Sie sollten mal objektiv berichten, wie es das Internet heute macht!" Zum lockeren Einstieg in die BZ-hautnah-Veranstaltung lasen auf dem Podium im Humboldt-Saal BZ-Chefredakteur Thomas Fricker, Herausgeber und Ombudsmann Thomas Hauser, Heimatchef Holger Knöferl und Online-Redakteur Florian Kech in Form eines Sketches aus solchen Leserzuschriften, die nicht auf den Leserbriefseiten der Zeitung zu finden sind – aber sehr wohl in den realen und virtuellen Briefkästen der BZ landen.

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Das Publikum, das sich am Dienstagabend über das Thema Medienvertrauen informieren wollte, diskutierte hingegen im Anschluss an die Vorstellung der Studie sehr sachlich und fair.

Interessiert waren die Leserinnen und Leser etwa daran zu erfahren, wie der einzelne Journalist mit der Verantwortung umgeht, die er hat: "Wenn in einer Berichterstattung Dinge weggelassen werden, so wird damit doch die Wahrheit manipuliert." Fricker berichtete über die Sorgfaltspflicht des Redakteurs, die sich dadurch auszeichne, dass alle Fakten so weit als möglich geprüft und unterschiedliche Positionen zu einem Thema auch in einem Bericht zusammengeführt werden. Dennoch stimme auch der Satz: "Journalismus besteht aus Weglassen."

Ein Leser wollte gerne wissen, was die Badische Zeitung für die jüngere Generation tut, die ein gänzlich anderes Mediennutzungsverhalten an den Tag lege als die Menschen, die mit einer Tageszeitung auf dem Frühstückstisch aufgewachsen sind. Fricker und Hauser konnten viele Aktivitäten aufzählen, etwa die Projekte "Zisch" und "Zisch-Up", durch die bereits etwa 100 000 Schülerinnen und Schüler die Badische Zeitung kennengelernt haben. "Wir holen die jüngere Generation zudem dort ab, wo wir glauben, dass sie ist: auf Facebook und Twitter", sagte Fricker. Für eine jugendliche Zielgruppe gibt es das Online- und Printangebot fudder.de; die BZ ist auf dem Smartphone zu lesen. Überdies gehe es darum, auch die nachwachsende Generation von der Qualität des journalistischen Handwerks zu überzeugen.

Auch an ganz konkreten Situationen im journalistischen Alltag waren Leser interessiert. So erinnerte eine Leserin an den Amoklauf von München aus dem Jahr 2016. "Über eine lange Zeit wusste man nichts. Aber die Medien haben ununterbrochen gesendet – das hat mich sehr erschüttert!" Journalistikprofessor Tanjev Schultz ermunterte die Medien in solchen Situationen dazu, zu ihren Unsicherheiten zu stehen und diese auch zu formulieren. Fricker erinnerte sich an den Abend des Amoklaufs und erläuterte, dass die BZ-Redaktion entschieden hatte, auf einen Kommentar zu verzichten. Einordnung ist ein wichtiges Element im journalistischen Geschäft – doch ohne alle Fakten zu kennen, machen Kommentare keinen Sinn. Andere Medien hatten viel zu früh kommentiert – etwa in Richtung islamistischer Terror. Das erwies sich dann am nächsten Tag als Fehler.

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Korrektur: In der Grafik ist uns ein Fehler unterlaufen. Den Spitzenwert erzielte das "öffentlich-rechtliche Fernsehen" und nicht die Kombination "öffentlich-rechtliches Fernsehen/Tageszeitungen".
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