Leserbrief: Ausdruck von gelebter Verantwortung
Günter Herz (Wyhl)
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Vor 50 Jahren stand die Bevölkerung im Wyhler Wald mit Mut und Weitsicht gegenüber politischen Entscheidungen auf, um ein AKW zu verhindern. Dieser Widerstand war Ausdruck einer tiefen Verantwortung für Natur und Lebensgrundlagen. Ohne diesen Protest stünde hier am Rhein ein AKW, vielleicht dessen Ruine. Es gäbe keine Aue, die man auch nur im Entferntesten hätte fluten könnte. Offenbar gibt es ein kollektives Vergessen, insbesondere von politischen Mandatsträgern, die für diese sogenannten öko-unlogischen Flutungen verantwortlich zeichnen. Vergessen, dass die Menschen hier am Rhein zum Vorteil aller ein AKW verhindert haben. Für die Partei der Grünen war der Wyhler Wald die Keimzelle. Wo bleibt heute die Solidarität dieser Partei? Welche der Funktionäre im BUND, NABU, bei den Grünen oder amtlichen Auen-Regenerierern haben jemals die Nachhaltigkeit der öko-unlogischen Flutungsmaßnahmen mit ihren Umweltauswirkungen geprüft? Große Mengen an Beton, Bodenverbrauch um und in Ortschaften, Baumaßnahmen am Rhein, im Wald, an den Dämmen, die Steuerung der Einlässe, die Überwachung, die Zerstörung von Bäumen, die Herstellung der 30 Pumpen zur Absicherung gegen Grundwasseranstiege in unseren Gemeinden, die Transporte, der Energieverbrauch und anderes mehr wären notwendig. Und das alles regelmäßig in ein 1998 vom Regierungspräsidium Freiburg (RP) anerkanntes Naturschutzgebiet, das über Jahrzehnte eigenständige Biotope hervorgebracht hat – strukturreiche Wälder, Lebensräume seltener Arten, schützenswerte Auen und anderem mehr (zitiert aus dem Erlass des RP). Niemand bezweifelt, dass Hochwasserschutz notwendig ist. Das Konzept der BI Polder Wyhl-Weisweil ist solidarisch, ökonomisch, ökologisch und sozial verträglich, weil es bestehende Flora- und Fauna-Habitate schützt. Dass nun das RP im Rahmen der Artenschutzoffensive von Baden-Württemberg Pflege- und Baggerarbeiten plant und durchführt zum Erhalt seltener Gewässerlebensräume, entspricht genau der Konzeption der BI. Welch ein Paradoxon: Erst pflegen und erhalten, dann fluten und zerstören. Die Bevölkerung am Oberrhein hat bereits einmal bewiesen, dass sie mit Vernunft und kritischer Distanz politische Entscheidungen prüft – und hat Recht behalten. Unsere Skepsis und unser Widerstand ist kein Fortschrittshemmnis, sondern Ausdruck von gelebter Verantwortung – derselbe Geist, der einst das AKW Wyhl verhinderte. Insofern könnten "Baggerarbeiten" in unserem Rheinauewald ein erster Schritt zum Umdenken sein.Günter Herz, Wyhl