Leserbrief: Eine aufgeräumte, reizlose Landschaft

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LERCHENBERG OBERROTWEIL
Zum BZ-Bericht "Neue Parzellen am Lerchenberg bereit für den Weinbau" erreichte uns diese Leserzuschrift:
Die kürzlich durchgeführte Flurneuordnung am Lerchenberg wirft aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht viele Fragen auf. Zwar wurde die Maßnahme mit Investitionen von 5,3 Millionen Euro öffentlichkeitswirksam präsentiert, doch gerade vor dem Hintergrund rückläufiger Weinabsätze erscheint sie als fragwürdiges Projekt. Finanziert wurde das Vorhaben zu 80 Prozent aus Bundes- und Landesmitteln, 10 Prozent trug die Stadt Vogtsburg bei.

In Zeiten, in denen über Stilllegungsprämien diskutiert wird, um ein Überangebot zu reduzieren, wirkt eine solche Investition widersprüchlich. Kein vernünftig agierendes Wirtschaftsunternehmen würde bei sinkender Nachfrage in neue Produktionskapazitäten investieren.

Hinzu kommt, dass die Initiative von nur wenigen Winzern ausging. Der Großteil der übrigen Flächenbewirtschafter, vielfach Nebenerwerbswinzer, stimmte der Maßnahme nur zähneknirschend zu, nicht aus Überzeugung, sondern um der nachfolgenden Generation keine Steine in den Weg zu legen. Die verbleibenden Kosten von drei Euro pro Quadratmeter und die hohen Anpflanzungskosten lassen sich – wenn überhaupt – nur schwer wirtschaftlich darstellen.

Hinzu kommt ein sich zuspitzendes Generationenproblem im Weinbau. Viele Nebenerwerbswinzer stehen vor der altersbedingten Betriebsaufgabe, und es ist zu erwarten, dass in Zukunft nur noch rentable Lagen verpachtet werden können. Brachflächen sind so vorprogrammiert. Erschwerend kommt hinzu, dass die tatsächliche Ausführung der Maßnahme erheblich von den ursprünglichen Ankündigungen abweicht. Statt einer an Burkheim orientierten, maßvollen Flurbereinigung entstanden Wege von autobahnähnlichen Dimensionen, mit massiven Eingriffen in die Landschaft und unnötiger Flächenversiegelung. Ökologisch wertvolle Strukturen wurden entfernt, Biotope zerstört. Die Ausgleichsmaßnahmen wirken angesichts der Eingriffe wie ein Tropfen auf den heißen Stein, und es ist fraglich, ob neu gepflanzte Hecken überhaupt den Sommer überleben. Was bleibt, ist eine aufgeräumte, reizlose Landschaft, ein Verlust für Natur und Tourismus, eine fragwürdige Mittelverwendung öffentlicher Gelder und für manche Winzer womöglich ein finanzielles Desaster.Andrea Meyer, Oberrotweil
Schlagworte: Andrea Meyer
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