Leserbrief: Reaktivierung hat sehr viele Vorteile

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KANDERTALBAHN
Zu "Stoppt den S-Bahn-Wahn", BZ vom 28. Juni
Wir waren doch verblüfft, als über die Reaktivierung der Kandertalbahn vom "S-Bahn-Wahn" gesprochen wurde. Wir sollten doch alle einmal auf den tatsächlichen Verkehrswahn im Kandertal blicken. Eine große Zahl von Pendlern schiebt sich auf den Straßen am Morgen und am späten Nachmittag über die Hauptstraßen in Richtung Weil, Lörrach und Basel und zurück. Wer denkt eigentlich an die Bewohner der Gebäude an diesen Straßen, die Tag und Nacht diesen Dauerlärm erdulden müssen?

Nun wird von den Gegnern angeführt, dass die meisten Menschen auf Busse umsteigen würden, wenn diese in kürzeren Abständen unterwegs wären. Aus unserer Beobachtung heraus steigen die Wenigsten in Busse um, weil sie damit keine Zeitersparnis erhalten. Busse müssen sich genauso durch die verstopften Straßen quälen wie die Autofahrer. Die erwartete Zeitersparnis wird erst mit der Bahn erreicht. Als weiteres Gegenargument bringt die "IG Stoppt den S-Bahn-Wahn" ins Feld, dass 2035 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung im Rentenalter sind. Wir möchten aber feststellen, dass gerade wir als Rentner oft unterwegs sind und lieber die Bahn als den Bus benutzen! Auch ein Rentner fährt gerne in etwa 30 Minuten nach Basel – vor allem, um dort weitere Zugverbindungen zu bekommen.

Weiter werden von den Gegnern die hohen Kosten für die Reaktivierung ins Spiel gebracht. Ist denn jemand wirklich so naiv und glaubt, dass dieses Geld in den Bau und Erhalt von zum Beispiel Kindergärten oder Brücken fließt? Diese Millionen gehen zurück nach Stuttgart und werden für die Reaktivierung andere Bahnstrecken verwendet. Zahlreiche Strecken wurden in den letzten Jahren reaktiviert: Schönbuchbahn (Böblingen – Dettenhausen), Ammertalbahn (Tübingen – Herrenberg), Renkbachbahn (Maichingen – Renningen), Herrmann-Hesse-Bahn (Calw – Weil der Stadt), Wutachtalbahn und viele weitere sind in der Planung. Interessant ist vor allem, dass die meisten Strecken nicht in Baden liegen.

Von den Gegnern wird angeführt, dass eine Reaktivierung zu einer Zersiedelung wie im Wiesental führen könnte. Dazu ist anzumerken, dass das Wiesental seit Jahrhunderten eine Industrieregion ist und somit nicht mit dem Kandertal verglichen werden kann. Wir sollten uns aber fragen, warum immer weniger Kleinbetriebe im Kandertal bleiben und keine Familien mit Kindern hierher ziehen. Ein Hauptgrund ist die schlechte Infrastruktur. Und wo weniger Menschen wohnen und arbeiten, werden auch weniger Steuergelder eingenommen. Wir sollten uns nichts vormachen, dass in einem ruhigen Kandertal in Zukunft genügend Finanzmittel zur Verfügung stehen werden, um die wenigen Annehmlichkeiten wie zum Beispiel ein Schwimmbad, oder auch Schulen, Kindergärten, Spielplätze zu finanzieren oder in Stand zu halten.

Eine reaktivierte Bahn würde zu nahe an Wohngebieten vorbeiführen.

Es ist doch festzustellen, dass 1985 nach Stilllegung der Kandertalbahn viele Häuser direkt in unmittelbare Nähe der Schienen gebaut wurden. Es wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass es zu einer Reaktivierung der Strecke kommen könnte. Und man muss sich natürlich fragen, ob hier das Gemeinwohl nicht höher als das des einzelnen steht? Außerdem produziert eine S-Bahn weniger Kohlendioxid als der vergleichbare Personen- und Bus-Verkehr auf der gleichen Strecke. Eine elektrifizierte S-Bahn gar keinen. Außerdem könnte ohne S-Bahn die jährliche Unterstützung der Museumsbahn über 200.000 Euro durch den Landkreis entfallen. Vielleicht ist es das, was die Gegner einer Reaktivierung der Kandertalbahn wollen: Die absolute Ruhe. Wir sehen für die Region nur Vorteile bei einer Reaktivierung.

Karin Schäfer und Uwe Trostmann, Kandern
Schlagworte: Uwe Trostmann, Karin Schäfer

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