Nachruf
Trauer um Imre Kertész: Auschwitz war sein Thema

Der ungarische Literaturnobelpreisträger Imre Kertész ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Martin Halter.
Kein eigenes Schicksal zu haben, bloß ein fremdes, ideologisch vorgeformtes und aufgezwungenes, war für Imre Kertész die Tragödie des 20. Jahrhunderts und zugleich seine persönliche. Sein Hauptwerk, der autobiographisch gefärbte Bericht eines 15-Jährigen, der ins KZ Buchenwald deportiert wird, heißt "Roman eines Schicksallosen", und im Grunde hat Kertész nur dieses eine Buch geschrieben. Alle anderen Romane, von "Fiasko" bis "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind", sind nur die dunklen Seitenaltäre seines Auschwitz-Triptychons.
Was er davor geschrieben hatte, waren meist Brotarbeiten wie Musical-Librettos oder Lustspiele, Übersetzungen (Nietzsche, Freud, Kafka, Schnitzler, Canetti) und Tagebücher, in denen er, stets mit dem Rücken zu Geschichte und Gesellschaft, Rechenschaft über sein Denken und Nicht-Leben ablegte. Was nach dem "Schicksallosen" kam (der Roman ...
Was er davor geschrieben hatte, waren meist Brotarbeiten wie Musical-Librettos oder Lustspiele, Übersetzungen (Nietzsche, Freud, Kafka, Schnitzler, Canetti) und Tagebücher, in denen er, stets mit dem Rücken zu Geschichte und Gesellschaft, Rechenschaft über sein Denken und Nicht-Leben ablegte. Was nach dem "Schicksallosen" kam (der Roman ...