"Man braucht sehr viel Hingabe"

Artur Mitin ist Jugendsachbearbeiter beim Polizeiposten Ehrenkirchen. Zisch-Autorin Aimée Ehret hat ihn zu seiner Arbeit befragt. .  

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Trägt auch bei der Arbeit oft keine Un...chbearbeiter Artur Mitin im Interview.  | Foto: privat
Trägt auch bei der Arbeit oft keine Uniform, aber eine Schutzweste: Jugendsachbearbeiter Artur Mitin im Interview. Foto: privat
BZ: Hallo Herr Mitin, was sind Ihre Aufgaben als Jugendsachbearbeiter bei der Polizei?
Wir haben sehr vielfältige Aufgaben: Wir sind zum einen auch normale Polizisten, das bedeutet, wir bearbeiten Ermittlungsverfahren wie andere Polizisten auch. Aber wir spezialisieren uns auch auf die Verfahren von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden. Unser Schwerpunkt ist, diese Personengruppe bei den Problemen, die sie haben, zu begleiten – natürlich auch nach den Straftaten, die sie begangen haben. Hierbei geht es nicht nur darum, die Ermittlungsverfahren gegen sie zu führen, sondern auch erzieherisch tätig zu werden und ihnen zu helfen, dass sie wieder auf den richtigen Weg kommen.

BZ: Finden Sie Ihren Job abwechslungsreich?
Ja. Ich muss sagen, bei allen Tätigkeiten, die ich bislang bei der Polizei hatte, bin ich sehr über die Abwechslung im Bereich der Jugendsachbearbeitung überrascht worden. Von der Schreibtischarbeit, über Besuche in den Schulen oder auch ganz normale Streifentätigkeit und noch viele anderen Bereiche – dies alles ist bei meiner Tätigkeit inbegriffen.

BZ: Sind Sie denn mehr am Schreibtisch oder mehr auf Streife unterwegs?
Wir sind mehr am Schreibtisch, als wir draußen unterwegs sind, auch wenn wir es uns umgekehrt wünschen würden. Aber wir passen unsere Tätigkeit immer dem an, was gerade notwendig ist. Wenn wir gerade mehr draußen sein müssen, um Aufgaben zu erledigen, machen wir das. Wenn wir gerade viele Ermittlungsverfahren mit aufwändigen Ermittlungen haben, sind wir mehr am Schreibtisch. Und dann versuchen wir auch immer wieder, unterwegs zu sein, um uns den Jugendlichen zu zeigen und Kontaktgespräche zu führen, ohne dass es einen Anlass dafür gibt.

BZ: Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß?
Auf jeden Fall! Ich denke sogar, dass von Jahr zu Jahr, mit der Erfahrung und mit dem, was man dazulernt und an dem man wächst, die Arbeit immer mehr Spaß macht. Ich hatte noch nie so viel Spaß in meinem Beruf wie aktuell.

BZ: Was machen Sie denn am liebsten?
Ich glaube, es gibt keine Tätigkeit, die ich am liebsten mag. Am allermeisten Spaß macht es mir, wenn ich gute Ergebnisse durch meine Arbeit zurückbekomme.

BZ: Und was gefällt Ihnen nicht so gut?
Wir müssen manchmal viel Zeit am Schreibtisch verbringen. Ich wünschte mir manchmal, dass ich mehr Zeit hätte, um in Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen zu kommen, die noch gar nichts angestellt haben. Also einfach Präsenz zu zeigen, sich vorzustellen und Präventionsarbeit zu leisten.

BZ: Was begehen die Jugendlichen für Straftaten?
Grundsätzlich gibt es keine Straftaten, die nicht von Jugendlichen begangen werden können. Wenn wir davon sprechen, welche Straftaten die Jugendlichen am häufigsten begehen, würde ich von Ladendiebstählen, einfachen Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und – was immer häufiger vorkommt – Straftaten im Zusammenhang mit den sozialen Medien sprechen.

BZ: Ist es einfach, ein Jugendsachbearbeiter zu sein?
Ich denke, jede Art von Polizeiarbeit ist einfach, wenn es einem Spaß macht und man es gerne macht. Objektiv kann ich es nicht beurteilen, ob es leicht ist, ein Jugendsachbearbeiter zu sein, ich denke, die Arbeit muss einem liegen.

BZ: Wie lange dauert die Ausbildung zum Polizisten?
Die normale Ausbildung, die ich absolviert habe, dauert zweieinhalb Jahre. Man kann auch direkt ein Studium abschließen, dann geht es etwas länger. Oder man kann, so wie ich es gemacht habe, nachdem man die Ausbildung absolviert hat und dann Praxiserfahrung gesammelt hat, ein Aufbaustudium machen. Das dauert dann nochmals anderthalb Jahre.

BZ: Wie wird man eigentlich Polizist?
Die Voraussetzung hierfür ist zum einen ein Sporttest. Weiterhin gibt es einen Eignungstest, in dem die Deutschkenntnisse, Mathekenntnisse, logisches Denken und auch das Allgemeinwissen abgefragt werden. So war es zumindest zu dem Zeitpunkt, als ich meine Ausbildung begonnen habe. Und natürlich sind gute Noten in der Schule eine wichtige Voraussetzung.

BZ: Tragen Sie immer Uniform?
Nein, als Jugendsachbearbeiter tragen wir keine Uniform, es ist sogar so vorgegeben, dass wir grundsätzlich in Zivil arbeiten sollen. Wenn wir trotzdem erkennbar sein wollen, tragen wir die Schutzweste über der zivilen Kleidung. Je nach Einsatz arbeiten wir allerdings auch ganz normal in Uniform.

BZ: Was bedeutet denn zivil?
Das bedeutet, dass wir wie normale Zivilisten unterwegs sind und nicht als Polizeibeamten erkennbar sind.

BZ: Dürfen Sie Ihre Waffe mit nach Hause nehmen?
Unter gewissen Umständen und mit den richtigen Sicherheitsvorkehrungen dürfen wir die Waffe mit nach Hause nehmen. Diese muss dort ausreichend gesichert sein. Das ist auch gesetzlich geregelt.

BZ: Was war Ihr spannendstes Erlebnis?
Das war, als ich im Streifendienst als erster Beamter vor Ort war, als es in Freiburg zu einem Tötungsdelikt kam.

BZ: Können Sie Ihren Job weiterempfehlen?
Ich bin beim Polizeiberuf davon überzeugt, dass es kein Beruf ist, den man weiterempfiehlt. Der Polizeiberuf braucht meiner Meinung nach sehr viel Hingabe, um ihn ausreichend zu erfüllen. Und die Personen, die gerne Polizisten werden, machen dies oft von alleine, ohne Empfehlungen von außen.

Schlagworte: Artur Mitin, Zisch-Autorin Aimée Ehret
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