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"Man muss dagegen ankämpfen"

BZ-Extra Redaktion

Von

Fr, 28. Januar 2011

Schülertexte

Viele Mädchen verletzen sich selbst durch Ritzen in die Haut: Im Zisch-Interview erzählt eine 14-Jährige, wie sie davon loskam.

Wer sich selbst Schmerzen zufügt, soll...rzten oder Therapeuten helfen lassen.   | Foto: Jens Schierenbeck/dpa/gms
Wer sich selbst Schmerzen zufügt, sollte sich von Ärzten oder Therapeuten helfen lassen. Foto: Jens Schierenbeck/dpa/gms

Die Abkürzung SVV steht für selbstverletzendes Verhalten. Am häufigsten kommt das Ritzen vor, circa 800 000 Mädchen in Deutschland tun es. Wahrscheinlich sind es noch Tausende mehr, denn so etwas gibt man nicht einfach so zu. Viele werden sich nun fragen, was Ritzen eigentlich ist. Ritzen bedeutet, dass man sich selbst mit einem Messer, einer Schere, einer Scherbe oder Sonstigem in den Arm ritzt, also wirklich reinschneidet. Zu verstehen ist das nur schwer. In Interview mit Sabrina Sitterle, Klasse 8 f, Hugo-Höfler-Realschule in Breisach, erzählt Anne W. (14)*, warum sie anfing und wie sie davon wieder loskam.

Zisch: Wie kam es dazu, dass du anfingst, dich zu ritzen?

Anne: Ich war ziemlich viel im Internet unterwegs und habe auch viel in Foren gelesen, dass Ritzen gegen Probleme helfen soll und befreiend ist. Damals hatte ich noch einen falschen Freundeskreis und einige meiner Freunde ritzten sich, unter anderem auch meine beste Freundin. Da habe ich es einfach mal ausprobiert. Später hab ich dann irgendwann gemerkt, dass es nur das erste Mal geholfen hat und man sich eigentlich nur eingebildet hat, dass es wirklich hilft.

Zisch: Wie hast du es denn geschafft, mit dem Ritzen aufzuhören?

Anne: Ich bin freiwillig zum Psychologen gegangen und hab dann auch selbst gemerkt, dass es einfach nichts bringt. Viele meiner Freunde, besonders auch meine Schwester, haben sich Sorgen um mich gemacht. Aber eigentlich muss man selbst aufwachen und dagegen ankämpfen.

Zisch: Hast du es jemandem erzählt oder hat das irgendwer gemerkt?

Anne: Klar, meine Freunde haben es sofort gemerkt, und teilweise auch Leute, mit denen ich gar nichts zu tun hatte. Aber selbst zugegeben hab ich das nur gegenüber meiner Schwester, meines damaligen Freundes, ein paar Freunden und natürlich meinem Psychologen.

Zisch: Bereust du es sehr?

Anne: Bereuen kann man es nicht nennen. Aber ich verstehe immer noch nicht, wieso ich damit angefangen hab, trotzdem akzeptiere ich es. Es war nun mal ein Abschnitt in meinem Leben und das wird es auch immer so bleiben.

Zisch: Hast du denn Tipps für Mädchen oder Jungs, die sich ebenfalls ritzen?

Anne: Klar, sie sollten im Internet nach einer Beratungsstelle suchen, am besten natürlich eine, bei der man anrufen kann. Man sollte es auch jemandem aus der Familie erzählen und nicht alles runterschlucken, das bringt nur noch mehr Schmerz. Ich habe auch einen kleinen, aber hilfreichen, Tipp an die Freunde der Leute, die sich ritzen: Lasst die Person merken, dass ihr euch Sorgen um sie macht und seit vor allem immer für sie da!

* Name von der Redaktion geändert

Ressort: Schülertexte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 28. Januar 2011:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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