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"Man muss schnell verstehen"

BZ-Extra Redaktion

Von

Fr, 17. Mai 2013

Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Fynn Dierkesmann zur Frage: Leistungssport und Schule zu kombinieren – ist das möglich?.

Fynn Dierkesmann beim Slalom auf dem Feldberg   | Foto: Matthias Kaufhold/privat
Fynn Dierkesmann beim Slalom auf dem Feldberg Foto: Matthias Kaufhold/privat

Um heutzutage Leistungssport betreiben zu können, ist ein sehr hohes zeitaufwändiges Trainingspensum nötig. Doch auch Leistungssportler brauchen eine gute Schulbildung. Aber ist es neben dem heutigen Schulstress am Gymnasium überhaupt noch möglich, Leistungssport und Schule unter einen Hut zu bringen? Antwort auf diese Frage gibt Fynn Dierkesmann. Der 18-Jährige betreibt Leistungs-Skirennsport und macht in diesem Jahr sein Abitur an der Staudingerschule Freiburg. Zischup-Reporter Paul Hauer, Klasse 9c am Theodor-

Heuss-Gymnasium Freiburg, hat mit ihm gesprochen.

Zischup: Seit wie vielen Jahren betreibst du Leistungssport?
Fynn Dierkesmann: Seit sieben Jahren. Ich habe mit elf Jahren angefangen, Rennen zu fahren und mit 13 oder 14 mit dem richtigen Leistungssport.
Zischup: Welche Voraussetzungen braucht man, um Schule und Leistungssport unter einen Hut zu bringen?
Fynn: Disziplin. Dass du, wenn du nicht unterwegs bist, dich hinsetzt und lernst. Man muss schnell verstehen. Ansonsten hat man beim Skifahren viel Zeit auf Hin- und Rückfahrten, wenn man nicht doch Filme auf dem Laptop schaut ... Ich bin relativ spät im Bett, nur bei Arbeiten gehe ich spätestens um 24 Uhr ins Bett. Man muss dann den Kreislauf gut in Schwung bringen, dann gähnt man nicht so schnell wieder. Ich stehe knapp auf, fahre mit dem Fahrrad und komme mit dem Gong rein.
Zischup: Welche Anforderungen werden dabei an die Eltern gestellt?
Fynn: Klar, die Eltern müssen viel fahren, aber jetzt habe ich den Führerschein. Außerdem macht man Fahrgemeinschaften, auch wegen der hohen Kosten. Die Eltern müssen viel zahlen, die Ausrüstung ist teuer.
Zischup: Wie viel Unterricht versäumst du etwa pro Schuljahr?
Fynn: Es ist schon ein komisches Gefühl, man schreibt in vier Wochen Abi, und geht am Wochenende Skifahren. Oft fehle ich ein- bis zweimal pro Woche im Nachmittagsunterricht. Aber es klappt ganz gut.
Zischup: Wie viel Zeit bleibt dir noch für Schulfreunde und andere Hobbys?
Fynn: Es geht, aber das Wochenende fällt meist komplett weg. Das heißt, man trifft sich unter der Woche abends. Auch am Computer sitze ich manchmal.
Zischup: Was würdest Du jemandem empfehlen, der mit Leistungssport beginnen möchte?
Fynn: Es geht um Spaß. Wenn du keinen Spaß am Sport mehr hast, dann bringt dir der Leistungssport nichts, dann solltest du aufhören.
Zischup: Hast du dir schon mal schulische Probleme durch Leistungssport eingehandelt?
Fynn: Eher selten, wenn, dann konnte ich es wieder ausgleichen.
Zischup: Welche Anforderungen werden dabei an die Schule gestellt?
Fynn: Es kommt drauf an, was die Schule für dich tun kann. An manchen Schulen gibt es jemanden, der den Stoff sammelt. Manche Schulen machen es nicht mit, wenn man so viel fehlt. Am Rotteck-Gymnasium zum Beispiel ging das nicht, obwohl mein Schnitt bei 1,5 lag.
Zischup: Glaubst du, es wäre für dich auf einem Sport-Internat einfacher gewesen?
Fynn: Klar, natürlich. Da ist die Kooperation mit der Schule viel besser, da hat man extra Lehrer dabei. In Bayern gibt es jetzt die Regelung, dass die Schüler ein Jahr länger machen können, also wieder G9 haben. Die Schüler können dann freitags schon anreisen zum Skifahren. Außerdem wird man auch zusätzlich unterstützt. Beispielsweise hat man auch direkten Zugang zum Kraftraum.
Zischup: Wenn du noch mal neu entscheiden könntest, würdest du den gleichen Weg wieder gehen?
Fynn: Wenn ich mich noch mal entscheiden könnte und keinen Spaß daran hätte, würde ich es nicht machen. Wenn man die Chance hat und es Spaß macht, sollte man es machen.

Infobox

– 40 Eliteschulen des Sports (mit Internat) existieren in Deutschland
– Circa 11 300 Sportler besuchen diese Schulen
– Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking waren 29 Prozent aller deutschen Teilnehmer aktuelle oder ehemalige Schüler einer Eliteschule des Sports, bei den Winterspielen 2006 waren es sogar 58 Prozent
– Es gibt 20 Olympiastützpunkte (OSP) in Deutschland
– Der Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald betreut ca. 350 Bundes- und Landeskaderathleten
– Partnerschulen des OSP Freiburg-Schwarzwald: Staudinger Gesamtschule, Rotteck-Gymnasium und Max-Weber-Berufsschule

Ressort: Schülertexte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 17. Mai 2013:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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