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Zischup-Interview

"Man stand ständig unter Beobachtung"

  • Anna Kornev, Klasse 8e, Max-Planck-Realschule (Freiburg)

  • Fr, 28. April 2023
    Schülertexte

     

Es wird viel darüber erzählt wie es sich in der ehemaligen Sowjetunion gelebt hat. Um zu erfahren, wie es wirklich war, habe ich meine Mutter Vera Kornev befragt. Sie hat von 1972 bis 1991 in der Sowjetunion gelebt.

Vera Kornev  | Foto: Privat
Vera Kornev Foto: Privat
Zischup: Man hörte und hört immer noch, dass sehr viele Leute gegen die Sowjetunion sind. Wie sehen Sie das?
Kornev: Ich befürworte die Meinungen der Leute. Die Menschen, die in der Sowjetunion gelebt hatten, durften ihre Meinung nicht frei äußern, es gab keine Demokratie und die Menschen standen unter ständiger Beobachtung. Außerdem durften sie ihre Religion nicht ausüben. Es wurden alle Kirchen zerstört und es durfte nur Russisch gesprochen werden.
Zischup:
Könnten Sie mir ein Beispiel dazu nennen?
Kornev: Klar. Es gab zum Beispiel Organisationen wie Pioniere, Komsomol und die kommunistische Partei KPdSU. Wenn man nicht in diesen Organisationen und in dieser Partei war, hatte man schlechte Aussichten auf einen Ausbildungsplatz und man konnte nicht studieren. Man konnte sogar keine Arbeit finden.
Zischup: Was können Sie mir denn zum Schulsystem der Sowjetunion sagen?
Kornev: Das Schulsystem war ein sehr effektives. In allen Ländern der Sowjetunion herrschte das gleiche Schulsystem. Es gab wie in Deutschland eine Grundschule, in der man von der ersten bis zur vierten Klasse war. Nach der Grundschule konnte man entweder auf die Sonderschule oder auf die Gesamtschule. Es gab da auch eine Schuluniform, die ich sehr gemocht habe. Was ich auch noch besonders gut fand war, dass ein Schüler oder eine Schülerin Prüfungen ablegen konnte, wenn er oder sie schlechte Noten schrieb. Diese Prüfungen musste man in den Fächern Russisch, Literatur, Mathe und noch in einem Fach der Wahl schreiben. Meiner Meinung nach ist das eine sehr gute Möglichkeit gewesen, um seine Noten verbessern zu können. Zudem konnte man nach der neunten Klasse mit der Schule aufhören. Man konnte danach jedoch nur noch eine Ausbildung machen oder direkt arbeiten gehen.
Zischup: Welche Fremdsprache oder Fremdsprachen musste man in der Sowjetunion lernen?
Kornev: In der Sowjetunion musste man zwei Fremdsprachen lernen. Kasachisch und Deutsch.
Zischup: Das ist sehr interessant. Wie sah es denn mit den Ferien aus?
Kornev: Die Sommerferien in der Sowjetunion gingen drei Monate und alle anderen gingen nur eine Woche. Ich habe das echt doof gefunden, weil alle Eltern nur drei Wochen Ferien im Jahr gehabt haben. Dafür hingegen hatte man im Sommer bei 35 Grad Celsius und im Winter bei minus 30 Grad Celsius oft keine Schule.

Vera Kornev ist 51 Jahre alt und arbeitet als medizinische Fachassistentin im Herzzentrum in Bad Krozingen.

Ressort: Schülertexte

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