Mangelware Lkw-Stellplatz
Auf den Park- und Rastplätzen entlang der A5 wird es nachts eng. Dutzende Lkw parken dort – oft auch außerhalb der dafür vorgesehenen Flächen. Der Autoclub ACE hat nun das Ausmaß der Überbelegung untersucht.
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Derlei Szenen sind Alltag auf deutschen Autobahnen und auch die A5 ist da keine Ausnahme. Wild geparkt wird nicht nur auf den großen Rastanlagen mit entsprechender Infrastruktur – Toiletten, Duschen, Restaurants und Shops –, sondern auch auf kleinen Parkplätzen. Und das oft noch wilder. Auf manchen Parkplätzen halten die Fahrer nachts sogar auf dem Verzögerungsstreifen oder sogar mitten in der Einfahrt, so dass der Parkplatz völlig blockiert ist. Warnblinkanlage an und hoffen, dass Autofahrer auf der Suche nach einer Haltemöglichkeit aufmerksam genug sind.
Sven Hübschen möchte den Fahrern keine Schuld geben. Schuld sei vielmehr ein eklatanter Mangel an Stellplätzen. Hübschen ist Regionalbeauftragter für Baden-Württemberg des Autoclubs Europa (ACE). Im Rahmen einer bundesweiten Erhebung ist Hübschen, zusammen mit drei ehrenamtlichen Helfern, darunter die SPD-Landtagsabgeordnete und ACE-Kreisvorsitzende Gabi Rolland, an diesem Dienstag spät abends unterwegs, um auf zwei Rastanlagen und einem Parkplatz die Situation zu begutachten. Auf einem Formular werden die wichtigsten Daten festgehalten: Wie viele Parkplätze sind eigentlich vorhanden? Wie viele Lkw parken tatsächlich? Und wie viele davon parken außerhalb der dafür vorgesehenen Zonen und womöglich sogar verkehrsgefährdend?
Es ist eine Erhebung, die nicht nur auf die A5 und nicht nur auf Baden-Württemberg beschränkt ist, sondern bundesweit Daten über die Überbelegung der Park- und Rastanlagen sammeln will.
Um die 120 Rastanlagen werden bundesweit in die Erhebung einbezogen, 24 davon in Baden-Württemberg. Hübschen und sein Team sind zuständig für die Rastanlagen Schauinsland, Breisgau und den Parkplatz Köpfle, allesamt an der A5 gelegen. Und die Ergebnisse sind eindeutig. Auf allen drei Anlagen zusammen gibt es 89 reguläre Lkw-Stellplätze. Abgestellt waren an diesem Tag aber 166 – eine Überbelegung um 89 Prozent. Besonders dramatisch war laut der ACE-Erhebung die Überbelegung auf dem Rastplatz Breisgau, auf dem mehr als doppelt so viele Lastwagen abgestellt waren wie zugelassen sind.
Es ist ein Eindruck, der sich mit den Ergebnissen einer Studie deckt, die der ADAC 2022 veröffentlicht hat. 96 Rastplätze haben die Tester des Automobilclubs damals untersucht und festgestellt, dass auf 90 Prozent von ihnen Lastwagen entgegen der Vorschriften geparkt wurden – auch entlang der A5. An fast jeder zweiten Anlage (46 von 96) hätten die Lkw riskant in Ein- und Ausfahrten oder auf dem Seitenstreifen geparkt.
Eine Momentaufnahme? Keineswegs. Experten sind sich sicher, dass der Bedarf an Lkw-Stellplätzen weiter zunehmen wird. Erst im Juli 2020 ist das Güterverkehrskonzept des Landes veröffentlicht worden. "Das Transportaufkommen im Güterverkehr wird weiter ansteigen", prognostizieren die Autoren und rechnen bis 2030 mit einem Anstieg um 23 Prozent gegenüber 2010 – damit liegt das Land weit über dem erwarteten Bundesdurchschnitt von 18 Prozent. Auch wenn dies vor Inflation und gestiegenen Energiepreisen so errechnet wurde, gibt es wenig Grund, an der Tendenz nach oben zu zweifeln. Das heißt, dass das Problem noch größer wird.
Tobias Lang, Geschäftsführer des Verbands für das Verkehrsgewerbe Baden, sieht eine Möglichkeit darin, Übernachtungsmöglichkeiten nicht nur entlang der Autobahnen bereitzustellen. Auch Gewerbe- und Industriegebiete könnten entsprechende Infrastruktur bereitstellen – selbst wenn Proteste der jeweiligen Bevölkerung dann fast schon programmiert wären. Lang ärgert das. "Jeder möchte mehr Waren und die sollen pünktlich geliefert werden – aber niemand möchte Lastwagen in seiner Umgebung haben. Das kann so nicht gelingen. Aber erzählen Sie das einmal einem Bürgermeister. Es ist nicht attraktiv, einen Parkplatz in einem Gewerbegebiet auszuweisen. "
Insofern wird sich an der Situation vorerst nur wenig ändern. Die bundeseigene Autobahn GmbH, die auch für den Bau und den Unterhalt der Park- und Rastanlagen verantwortlich ist, verweist darauf, dass es in den vergangenen Jahren durchaus einige Umbaumaßnahmen gegeben habe, die für zusätzliche Stellplätze gesorgt hätten. So seinen Parkplätze etwa so ertüchtigt worden, dass nicht mehr seitlich auf dem Seitenstreifen, sondern schräg rückwärts geparkt werden kann. Dadurch können mehr Lkw in Reihe stehen. Und auch auf den geplanten Neubau des Rastplatzes March wird verwiesen. Der würde deutlich mehr Stellplätze aufweisen. Dieser sei aber noch in der Planung. Bis dort wirklich die Trucker übernachten können, würde es, so die Autobahn GmbH, noch Jahre dauern.