Prozess
Mann entführt - 26-Jähriger muss für mehrere Jahre in Haft
Ein 26-Jähriger verschleppt und misshandelt einen Mann, im Streit um Drogen und Geld. Das Opfer überlebt das Martyrium, der Täter bereut – und zahlt nun Schmerzensgeld.
dpa
Mi, 5. Nov 2025, 17:16 Uhr
Baden-Württemberg
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Tübingen (dpa) - Wegen Entführung, Erpressung und Misshandlung eines Mannes ist ein 26 Jahre alter geständiger Angeklagter zu 6 Jahren und 3 Monaten Gefängnis verurteilt worden. "Ich bereue die Tat zutiefst", sagte der Angeklagte vor der Verkündung des Urteils am Landgericht Tübingen. Von seiner Kokainsucht wolle er mit Hilfe einer Therapie weg, sagte der Mann.
Das Urteil erging unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubes, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Der 26 Jahre alte Mann habe sein 31 Jahre altes Opfer verdächtigt, ihm aus einem Hotelzimmer einen Koffer mit Drogen und Bargeld entwendet zu haben. Darin sollen sich laut Anklage rund 20 Kilogramm Kokain und zwischen 350.000 und 500.000 Euro Bargeld befunden haben. Er soll sich entschlossen haben, den 31-Jährigen zu entführen, um wieder an den Koffer zu gelangen.
Opfer in Hütte stundenlang gequält
Mit mehreren Unbekannten soll er nach Überzeugung des Gerichts am 4. Januar nach Reutlingen gefahren sein, wo das Opfer abgepasst und in ein Fahrzeug gebracht wurde. Der 31-Jährige sei in einer Hütte auf einem Wald- oder Gartengrundstück gefesselt und über mehrere Stunden misshandelt worden, um die Herausgabe des Koffers zu erreichen. Das Opfer erlitt bei dem mehr als 24-stündigen Kidnapping ein Schädelhirntrauma sowie eine Platzwunde und Prellungen im Bereich des Kopfes.
Er sei an Händen und Füßen gefesselt gewesen, habe sich etwa auch übergeben, sagte der Nebenklagevertreter. Bis heute leide der Mann unter der Tat, sagte der Nebenklagevertreter. "Das Opfer hat ein Martyrium, eine Folter überlebt", sagte der Nebenklagevertreter. Bei dem Mann sitze das Trauma tief. Seine Narben an Stirn und quer über den Hinterkopf erinnerten ihn täglich, dass er in jenen Stunden Todesängste ausgestanden habe. Wo der Koffer samt angenommenem Inhalt sind, wurde nicht geklärt.
Der Angeklagte hatte im Verlauf des Prozesses ein Geständnis abgelegt. Es sei bei dem Streit nur um Geld in einem Koffer gegangen, von Kokain darin habe er nichts gewusst. Sein Verteidiger sagte, sein Mandant sei bei der Tat kokainabhängig gewesen. Er habe sein Opfer in der Nähe eines Krankenhauses freigelassen und gestanden. Die Verteidigung hatte auf dreieinhalb Jahre Haft plädiert. Der Staatsanwalt hatte eine Gefängnisstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten beantragt.
Täter-Opfer-Ausgleich
Am letzten Verhandlungstag wurde auch eine Einigung zwischen dem Angeklagten und seinem Opfer im sogenannten Täter-Opfer-Ausgleich bekannt. Einen Umschlag mit 11.000 Euro in bar überreichte der Verteidiger des Angeklagten dem Nebenklagevertreter gleich im Gerichtssaal. 17.000 Euro sollen noch an Schmerzensgeld und Schadenersatz fließen. Zudem werde der Angeklagte weitere 1.000 Euro in monatlichen 100-Euro-Beträgen abstottern, sagte der Verteidiger. Der Angeklagte entschuldigte sich bei seinem Opfer.
Der Täter-Opfer-Ausgleich ist ein Angebot, den durch die Tat entstandenen Konflikt außergerichtlich zu klären. Er ist freiwillig und kommt grundsätzlich für alle Deliktsarten in Betracht und ist zu jedem Zeitpunkt eines Strafverfahrens möglich.
© dpa-infocom, dpa:251105-930-250849/4