HipHop

Marterias neues Album: Fortsetzung Volt

Rapper Marteria hat dem HipHop neue Impulse gegeben. Nun veröffentlicht er sein neues Album "Zum Glück in die Zukunft II", das seine wichtige Rolle für das Genre weiter zementiert.  

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Marteria  | Foto: Paul Ripke
Marteria Foto: Paul Ripke
Es ist noch gar nicht so lange her, da dümpelte der deutsche HipHop vor sich hin. Die Erfolgswelle des Gangsta-Rap war verebbt, eine neue Perspektive nicht in Sicht. Dann veröffentlichte Marteria im August 2010 sein Album "Zum Glück in die Zukunft": Mit frischen Songs und Texten, die den Zeitgeist spiegelten, gleichzeitig aber auch beeinflussten, wurde der Rostocker zum Impulsgeber eines neuen HipHop-Booms. Heute ist Marteria einer der erfolgreichsten Künstler der deutschsprachigen Musikszene und ebnete den Weg für Rapper wie Casper oder Cro.

Mit "Zum Glück in die Zukunft II" erscheint nun der Nachfolger seines prägenden Albums. 14 Stücke finden sich darauf, produziert vom Trio The Krauts, das schon für den Vorgänger verantwortlich zeichnete. Die drei Musiker erschaffen mit ihren zwischen minimalistisch und brachial basslastig gehaltenen Beats eine Atmosphäre, die die Stärken des Rappers und Texters nochmals akzentuiert.

Marteria seinerseits lässt den ausufernden, oftmals sphärischen Instrumentalpassagen den nötigen Raum, damit die Musik atmen kann. Er präsentiert sich als in sich ruhender, aber nie Ruhe gebender Künstler zwischen Humor und Melancholie, Ironie und auch Aufbegehren, verpackt in intelligent-subtilen Wortwitz, der sich in beinahe jeder Zeile versteckt.

Im Song "Bengalische Tiger" verkündet Marteria das Mantra, wonach Evolution mit R geschrieben wird. In "OMG", fragt er sich, wo zur Hölle der Himmel sein soll und wie zum Teufel man denn da rein käme. "Kids (2 Finger an den Kopf)", porträtiert eine junggebliebene, aber älter gewordene Großstadt-Generation. "Alle haben ’nen Job / Ich hab Langeweile / Keiner hat mehr Bock auf Kiffen, Saufen, Feiern", heißt es da im Refrain. Auch die eigene Geschichte vom Kind im Manne und Mann mit Kind erzählt Marteria weiter. Im Trick "Gleich kommt Louis" versetzt sich der 31-Jährige zurück in die Zeit, als er 25 war und die Geburt seines ersten Sohnes unmittelbar bevorstand. "Eintagsliebe" thematisiert kurze Beziehungen, "Alt & Verstaubt" schließt mit einer langen ab. In "Die Nacht ist mit mir", versumpft der Protagonist gemeinsam mit Campino von den Toten Hosen – Marteria war als Texter an deren Erfolgsalbum "Ballast der Republik" beteiligt – einsam an einer Theke, und "Jeder Schluck macht Glück, Glück, Glück". Marteria changiert zwischen persönlicher Geschichte und kleinen Gedanken zum großen Ganzen, die er erzählt. "Wir leben auf einem blauen Planet, der sich um einen Feuerball dreht/ Mit einem Mond, der die Meere bewegt/ Und du glaubst nicht an Wunder?", lautet seine Frage.

80 000 Meilen in 21 Tagen

Das Album entstand vor allem auf Reisen, ein zentrales Element im Selbstverständnis des Künstlers Marteria und des Menschen Marten Laciny. Greifbar wird das durch die außergewöhnliche visuelle Kampagne in den vergangenen Wochen. Gemeinsam mit seinem besten Kumpel, dem Fotografen und Videoregisseur Paul Ripke, ging Marteria auf Weltreise. 80 000 Meilen legte das Duo in 21 Tagen und mit 22 Flügen zurück, drehte so etwa in Alaska oder Nepal sieben beeindruckende Episoden der "Track by Trek" genannten Reihe. Kurze Musikvideos, in zu den Stücken passenden Kulissen entstanden: auf einem Berg in der Schweiz. In einer Nacht in Bangkok, oder in Rocinha, einer berüchtigten Favela im Rio de Janeiro. Auf den verschiedenen Albumcovern sind kleine Jungs zu sehen, die mit einer Zwille auf den Betrachter zielen. Die Fotos machte Paul Ripke, die Zwille gehörte zu Marterias Handgepäck. Mit "Zum Glück in die Zukunft II" ist Marteria ein Album gelungen, das den Geist des Vorgängers atmet, und gleichzeitig eine ganz eigene elektrisierende Stimmung entfacht. Fortsetzung Volt.
– Marteria: Zum Glück in die Zukunft (Four Music/Sony)

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