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Mehr als nur eine Pause für die Augen

Manuela Müller
  • Mi, 08. April 2020
    Computer & Medien

Von Kriminalgeschichten bis zu Einschlafhilfen: Das Spektrum der Podcast-Themen ist schier unerschöpflich / Ein paar Tipps.

Margot Käßmann startet einen neuen Podcast.  | Foto: Holger Hollemann
Margot Käßmann startet einen neuen Podcast. Foto: Holger Hollemann
Seit sich der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité werktags mit der NDR-Wissenschaftsjournalistin Korinna Hennig über das neuartige Coronavirus unterhält, kennen auch diejenigen den Begriff Podcast, die solche Audioangebote vorher noch nie genutzt haben. Bisher waren es vor allem die Unter-30-Jährigen, die während des Joggens, des Kochens, auf dem Weg zur Arbeit oder zur Hochschule mit ihrem Smartphone Podcasts hörten. Das geht aus einer Studie des Digitalverbands Bitkom vom vergangenen Jahr hervor.

Aktuelle Zahlen liegen noch nicht vor, aber die Vermutung liegt nahe, dass sich die Zahl der Podcasthörer in Zeiten der körperlichen Distanz erhöht haben – auch unter den Über-30-Jährigen. Zum einen, weil die Augen irgendwann eine Pause vom Computer- oder Fernsehbildschirm brauchen. Zum anderen, weil manchem das Geplauder der Freunde in den eigenen vier Wänden fehlt. Mit einem Podcast kann man sich gezielt Informationen, Unterhaltung und die Stimmen anderer Menschen ins Haus holen.

Dass sich das Nutzerverhalten bei Podcasthörern und damit womöglich die Altersgruppe verändert hat, zeigt sich beispielsweise an den Podcast-Charts des Audiostreamingdienstes Spotify. Waren dort auf den vorderen Plätzen noch vor zwei Monaten hauptsächlich solche Angebote vertreten, die sich mit Unterhaltung, Comedy, Sex und Influencer-Gossip an Hörer in ihren Zwanzigern richteten (zum Beispiel: Herrengedeck, Besser als Sex, Dick & Doof), sind heute mehrere journalistische Podcasts auf den vorderen Plätzen vertreten (zum Beispiel: Tagesschau in 100 Sekunden, Nachrichten des Deutschlandfunks, Spiegel Update). Das Spektrum der Podcast-Themen ist allerdings kaum zu überblicken. Beinahe jede Nische wird auf Plattformen wie Spotify, Deezer, Apple Podcasts bedient. Eine Auswahl:

Fest & Flauschig: Der Journalist und Satiriker Jan Böhmermann sowie der Musiker Olli Schulz unterhalten sich über unterschiedlichste Themen – seit Beginn der Corona-Krise fünfmal pro Woche (vorher zweimal). Der veränderte Alltag spielt eine große Rolle, ansonsten drehen sich die etwa einstündigen Gespräche um Politik, Medien(-tipps) und Social-Media-Aktivitäten. Eine Mischung aus Ernst und Albern, Seriös und Obszön.

Madame Moneypenny: Natascha Wegelin hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu unterstützen. Die 32-jährige Unternehmerin spricht in leichtem Plauderton, aber fachlich versiert über grünes Geld, Sich-selbstständig-machen, die finanzielle Situation Alleinerziehender oder darüber, welche Rolle Disziplin im Homeoffice spielt. Über diverse Social-Media-Kanäle können Fragen zu den Themen gestellt werden.

Verbrechen: Der Podcast der Wochenzeitung Zeit beschäftigt sich mit in Deutschland verübten Verbrechen. Sabine Rückert, Fachfrau für Verbrechen aus der Chefredaktion, und Andreas Sentker, Leiter des Wissensressorts der Zeit, dröseln die Fälle, ihre Hintergründe und Folgen gut verständlich auf.

Einschlafen-Podcast: Der Informatiker Toby Baier betreibt den Podcast als Hobby. Sein Ziel ist es, den Hörern alle zwei Wochen etwas Langweiliges zu erzählen, damit diese besser einschlafen können. Mit ruhiger Stimme monologisiert er über das Anlegen seines Gartens, seine letzte Reise oder seine Erlebnisse beim FC-St.-Pauli-Spiel. Am Schluss liest er aus Kants "Kritik der reinen Vernunft" oder einem anderen Buch vor.

Mensch Margot: Von Donnerstag an startet der NDR eine Podcast-Reihe mit der evangelischen Theologin Margot Käßmann und dem Moderator Arne-Torben Voigts. In dem Format gehe es um die großen Fragen des Lebens genauso wie die kleinen Themen des Alltags, so der Sender. Alle zwei Wochen sollen Schönes und Trauriges, Lebensfreude und Alleinsein, Freundschaft und Ängste oder Nachbarschaft und Fremdheit thematisiert werden.

Ressort: Computer & Medien

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 08. April 2020: PDF-Version herunterladen

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