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"Mein Beruf ist meine Berufung"

Sara Volk, Klasse 9b, Schulzentrum Oberes Elztal

Von Sara Volk, Klasse 9b, Schulzentrum Oberes Elztal (Elzach)

Do, 20. Dezember 2018

Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Schlagzeuger Michael Reith.

Michael Reith war ein ein klassisches ... rum“-Kind, wie er selbst sagt.   | Foto: Alex Jung
Michael Reith war ein ein klassisches „Ich trommle auf allen Töpfen rum“-Kind, wie er selbst sagt. Foto: Alex Jung

Michael Reith, 46 Jahre, aus Emmendingen erzählt über sein Leben als Schlagzeuger. Wie es ist, ständig gebucht zu werden und auf der Bühne zu sein und auch seine eigene Schlagzeugschule zu haben – darüber sprach er mit Zischup-Reporterin Sara Volk aus der Klasse 9b des Schulzentrums Oberes Elztal in Elzach.

Zischup: Mit wie viel Jahren haben Sie angefangen, Schlagzeug zu spielen, und mit wie viel Jahren haben Sie es zu Ihrem Beruf gemacht?
Reith: Mit Unterricht habe ich angefangen, als ich acht Jahre alt war. Mein erstes öffentliches Konzert war mit zwölf Jahren, und zum Beruf, als ich dann damit wirklich Geld verdient habe, wurde es mit 28 Jahren.
Zischup: Wollten Sie schon immer Schlagzeuger werden?
Reith: Ja, es war schon immer meine Berufung und das, was mich schon immer fasziniert hat. Einen Rhythmus zu spielen und ihn zu fühlen. Das Schlagzeug hat mich schon immer angezogen.
Zischup: Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Reith: Laut meinen Eltern war ich schon immer ein klassisches "Ich trommle auf allen Töpfen rum"-Kind. Irgendwann stand ich dann vor der Entscheidung, entweder Posaune oder Schlagzeug zu spielen, und da war es dann ganz schnell ziemlich klar: nämlich Schlagzeug.
Zischup: Wo spielen Sie? Spielen Sie in irgendwelchen Bands?
Reith: Ich spiele aktuell in zwei festen Bands. Beides sind Cover-Bands. Die eine Band ist "Wilde Engel" und die andere "Randy Club".
Zischup: Ist das Spielen in Bands oder bei Events Ihre einzige Einnahmequelle?
Reith: Nein, in Bands spiele ich eher am Wochenende. Unter der Woche habe ich das Vergnügen, in meiner eigenen Schlagzeugschule jede Woche zwischen 50 und 60 Schüler zu unterrichten. In der Takt Art Schlagzeugschule gebe ich mein Wissen an Wissenshungrige weiter.
Zischup: Wo unterrichten Sie?
Reith: Ich habe drei Standorte. In Waldkirch ist mein Hauptsitz, dann unterrichte ich auch in einem Unterrichtsraum in meinem Wohnhaus und auch im Oberen Elztal, wo ich verschiedene Vereine betreue.
Zischup: Was machen Ihre Schüler heute? Haben Sie es auch zu Ihrem Beruf gemacht?
Reith: Ja, es freut mich sehr, dass ich einige Schüler habe begleiten dürfen, die den Absprung geschafft haben und jetzt auch beruflich spielen. Die meisten sind jetzt eher so im Norden Deutschlands unterwegs. Aber der Großteil meiner Schüler spielt natürlich hobbymäßig in Vereinen, Bands oder für sich selbst.
Zischup: Was ist das Beste an Ihrem Beruf?
Reith: Das Beste ist, dass ich auch genau das mache, wozu ich mich berufen fühle. Die Zeit, in der ich am Schlagzeug sitze, ist die, in der ich alles andere vergessen kann. Da gibt es für mich nur die Musik und den Rhythmus. Wenn ich Musik mache, kann ich mich total fallen lassen. Der Schlagzeughocker – eben hinterm Schlagzeug zu sitzen, das ist für mich der schönste Ort der Welt.
"Ich kann nicht mal

einen Gig ablasen,

weil ich krank bin."

Zischup: Gibt es auch negative Seiten?
Reith: Ja, sicher. Es gibt zum Beispiel auch Sachen, die ich, da ich hauptberuflich spiele, nicht so gerne spiele. Sachen, die ich privat nicht unbedingt spielen würde oder die mir musikalisch keinen Spaß machen. Dann ist es natürlich auch ein negativer Punkt, dass ich auch spielen muss, wenn ich krank bin. Ich kann nicht eben mal einen Gig abblasen, weil ich krank bin. Ich habe auch schon mit 40 Grad Fieber gespielt, oder als ich mir den Fuß gebrochen hatte. Das einzige Mal, wo ich wirklich außer Gefecht gesetzt war, war vor ein paar Wochen, als ich mit Tinnitus im Krankenhaus lag und wirklich aus gesundheitlichen Gründen nicht spielen durfte. Aber ansonsten, wenn es irgendwie möglich ist, spiele ich immer. Und allgemein gibt es ja auch immer Konzerte, die mal mehr und mal weniger Spaß machen.
Zischup: Können Sie von dem, was Sie verdienen, gut leben?
Reith: Ja. Ich arbeite verdammt viel. 50 bis 60 Schüler jede Woche zu unterrichten, ist echt viel für einen Lehrer, und dazu kommen noch die Konzerte am Wochenende. Ich spiele freitags, samstags und manchmal sogar sonntags. Es gibt also eigentlich keinen freien Tag, keinen Ruhetag. Aber dadurch, dass ich so viel arbeite, kann man auch gut davon leben.
Zischup: Wie lange kann man den Beruf machen? Gibt es ein festes Rentenalter?
Reith: Ich kann es natürlich so lange machen, wie es mich mein Körper machen lässt. Das ist eigentlich die einzige Begrenzung, die es für mich gibt. Natürlich bin ich auch darauf angewiesen, dass mich Bands oder Sänger buchen und dass meine Qualität als Lehrer so angesehen und so gut bleibt, wie sie im Moment zum Glück ist. Das ist die einzige Hürde, die ich sehe. Es gibt keine Altersgrenze, da ich es aus Berufung mache und es mir Spaß macht. Ich will ich es so lange wie möglich machen.

Ressort: Schülertexte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 20. Dezember 2018:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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