Corona

Meine Emotionen während des Lockdowns

Corona macht mürbe. Vor allem junge Leute. Victoria Lepper, Schülerin des Freiburger Deutsch-Französischen-Gymnasiums erzählt, wie es ihr in den vergangenen Monaten ergangen ist.  

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Schule zu: Anfangs haben sich viele Sc...e zuhause zu sitzen, ist auch nichts.   | Foto: Sven Hoppe (dpa)
Schule zu: Anfangs haben sich viele Schülerinnen und Schüler noch darüber gefreut. Doch über Monate alleine zuhause zu sitzen, ist auch nichts. Foto: Sven Hoppe (dpa)
Error 404, Moodle ist mal wieder überladen. Ich sitze am Computer und seufze. Diese Woche ist es das dritte Mal, dass das passiert. Das ist das einzige Ereignis, das in der Woche passiert. Meine Tage sind immer gleich: Aufstehen, Schule, Hausaufgaben, Schlafen. Meine Schwester geht nächste Woche wieder in die Schule. Das ist deprimierend. Ich werde alleine sein.
Ich fühle mich vergessen. Die Regierung redet von allen anderen Klassen außer von unserer. Meine
Eltern kümmern sich hauptsächlich um meine Schwester Eleonore. Sie leidet nämlich wegen des Homeschoolings. Sie weint oft und braucht ihre Freunde. Aber ich brauche auch meine Freunde. Ich brauche auch sozialen Kontakt. Ich muss zurück in die Schule. Und das ist kein Wunsch, sondern ein Bedarf, eine Not.

Während ich das schreibe, höre ich meine Mutter und meine Schwester telefonieren. Ich will auch telefonieren. Ich will raus aus meinem Zimmer, raus aus meinem Haus, raus aus meiner Stadt, raus aus meinem Land. Ich will neue Personen treffen, neue Landschaften sehen. Ich fühle mich wie in einem Käfig. Ich habe es satt, immer die gleichen Wände zu sehen. Immer das schwarze Loch von BBB. Die meisten Lehrer schalten noch nicht mal ihre Kamera an. Wozu dient eine
Videokonferenz, wenn die Kamera nicht an ist? Darauf habe ich leider keine Antwort, genauso wie auf tausend andere Fragen.

Die Regierung hat mehrere Treffen, aber ich habe das Gefühl, es gibt nie wirkliche Entscheidungen. Ich habe das Gefühl, sie treffen sich, um sich zu treffen. Vorher war die Inzidenzzahl niedriger. Aber es gab keine Lockerung. Wir brauchen alle ein Rückkehr zum normalen Leben. Vorher habe ich mich immer über die Schule beklagt. Jetzt möchte ich meine Lehrer wieder sehen, auch die, die ich nicht mag. Denn ich habe etwas sehr Wichtiges verstanden: Nie wieder werde ich mich über die Schule beklagen. Na gut, vielleicht werde ich mich wegen der Hausaufgaben beklagen. Aber sicherlich nie wieder, weil ich früh aufstehen muss. Ich wollte nie früh aufstehen. Morgens möchte ich immer lange schlafen. Ich hasse es, morgens früh aufstehen zu müssen. Aber wenn ich dadurch zur Schule zurück gehen kann, dann mache ich das gerne. Sehr
gerne sogar.

Mit meine Eltern wird es von Tag zu Tag schwieriger. Ich liebe natürlich meine Eltern, aber es ist wirklich schwer, mit ihnen immer, immer, immer zu leben. Immer das gleiche Geplapper. Immer die gleichen Regeln. Fast wünschte ich mir, genauso wie meine Schwester zu sein. Ich würde auch gerne klein sein.
Damit man mich beachtet. Damit man mich nicht vergisst. Auch ich brauche eine Rückkehr zum normalen Leben.

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