Südbadens schönste Fahrradtouren (7)

Mit dem Mountainbike rund um den Rohrhardsberg

Wenn man im mittleren Schwarzwald zwischen Schönwald und Simonswald mit dem Fahrrad unterwegs ist, befindet man sich mitten in der Natur – und nicht weit von urigen Gasthäusern.  

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Gemütlich geht es bergauf – die Windmühlen um Schonach immer im Blick. Foto: Stefan Zahler
Ach, lasst mich doch einfach hier sitzen! In der warmen Sommersonne, mit einem kühlen Weizenbier, einer deftigen Vesperplatte – und dieser Aussicht auf sattgrüne Weiden und lieblich geschwungene Berge, auf einen Schwarzwald wie aus dem Reiseprospekt. Sogar die braun-weiß gefleckten Kühe ein Stück weiter unten wollen ihren Teil zu dieser Idylle beitragen. Pflichtbewusst bimmeln sie mit den Glocken, die ihnen schwer um die Hälse hängen – und stören damit die Ruhe kein bisschen. Geht noch mehr heile Welt? Noch mehr Urlaubsgefühl? Wohl kaum!

Es ist einer dieser Sommertage, der für viele in der Rheinebene eine Prüfung ist. 30 Grad in Freiburg, Kleider kleben an der feuchten Haut der Menschen, das Kühlgebläse läuft auf vollen Touren. Ganz anders hier oben – 1130 Meter über dem Meer. 21 Grad, eine leichte Brise, die Luft ist rein, die Sonne prickelt angenehm warm auf der Haut. Wanderer und Radler sitzen auf massiven Holzbänken, das Bier oder die Johannisbeerschorle vor sich, das Vesper gerade in der gemütlichen Gaststube der "Schwedenschanze" bestellt oder schon verputzt. Das Gasthaus, im Volksmund liebevoll "Schänzle" genannt, ist ein Muss, wenn man rund um den Rohrhardsberg im mittleren Schwarzwald zwischen Schönwald und Simonswald zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Josef Burger, dem Rohrhardsberger Sepp, wie er in seiner Heimatgemeinde Elzach genannt wurde, haben wir dieses Unikum an Schwarzwälder Gemütlichkeit zu verdanken. Der gelernte Schreiner, begeisterte Bergsteiger und Skifahrer hatte in der Endphase der Weltwirtschaftskrise die Hoffnung, hoch oben auf dem Berg eine finanzielle Zukunft zu finden.

"Zur Schwedenschanze" nannte Burger sein Rasthaus, mit dessen Bau er im Spätjahr 1932 begann. Der Name sollte an eine Schanzanlage (Befestigungsanlage) erinnern, die letztmals im Spanischen Erbfolgekrieg von 1701 bis 1714 strategische Bedeutung hatte.

Wenig technische Herausforderungen, moderate Steigungen

Heute ist die Schwedenschanze eines der beliebtesten Ausflugsziele um den 1152 Meter hohen Rohrhardsberg. Geöffnet hat das Gasthaus mit seinen kunstvollen Schnitzereien in der Stube leider nur an den Wochenenden und an Feiertagen. Das ist nicht wirklich schlimm, man muss es halt wissen. Deshalb haben wir unsere Mountainbiketour rund um Schönwald und den Rohrhardsberg natürlich auf das Wochenende gelegt.

Wir sind in Schönwald am Friedhof gestartet. Das hat uns einen ersten steilen Anstieg von der Ortsmitte aus erspart. Rund 35 Kilometer lang ist die Strecke, je nach Art der Messung – GPS oder barometrisch – stehen 750 oder auch 850 Höhenmeter an. Gemütlich geht es bergan, auf Asphalt und später auf Forstwegen. Nach rund vier Kilometern bietet sich die Möglichkeit, einen Abstecher zu machen. "Triberger Wasserfälle 3 Kilometer" steht auf einem Wegweiser. Wir verzichten auf die Touristenattraktion und radeln schnurstracks nach Schonach. Dort, im Land der modernen Windmühlen, gibt es mit einem Hochmoor die Möglichkeit für eine weitere Exkursion. Auch das ignorieren wir, schließlich haben wir noch ein paar Kilometer vor uns.



Ganz gemütlich – ohne größere technische Schwierigkeiten und mit moderaten Steigungen – kurbeln wir in Richtung Rohrhardsberg. Ein Landwirt nutzt das Traumwetter und mäht seine Wiese, der unverwechselbare Duft des frisch Gemähten liegt in der Luft. Die Landschaft ist mal offen, mal fahren wir durch schattenspendenden Wald. Wenig spektakulär, aber allemal schön.

mystisch, düster, geheimnisvoll liegt der Wald

Den sagenumwobenen Schwarzwälder Wald, mystisch, düster, geheimnisvoll, lernen wir nach der Pause bei der Schwedenschanze Richtung Martinskapelle kennen. Die Bäume, überwiegend Tannen und Fichten, ragen hoch in den Himmel, lassen die milden Sonnenstrahlen nur widerwillig auf das tiefgrüne Moos des Bodens fallen. Dazwischen mannshohe Felsen, mal glatt poliert wie ein Kinderpopo, mal moosbewachsen.

Die bizarren Felsformationen, scheinbar wahllos in den Wald geworfen, stammen aus der Zeit, als der Schwarzwald und die Vogesen ein Gebirge waren. Mit dem Abschmelzen der Gletscher wurde im Laufe von Tausenden von Jahren Erdreich fortgeschwemmt und die riesigen Granitfelsen nach und nach freigelegt. Die größten, die Günterfelsen, liegen zwischen der Martinskapelle in Richtung Brend, des höchsten Berges auf Furtwanger Gemarkung. Gerne würde man dort zumindest für ein paar Minuten wieder Kind werden, vom Rad steigen, auf Felsen klettern, den Wald erkunden, den Vögeln lauschen oder einfach dem faszinierenden Spiel von Licht und Schatten im schwarzen Wald zusehen. Geht aber nicht, schließlich ist das eine Mountainbiketour und keine Wanderung. Und erst recht keine Exkursion. Vielleicht ein anderes Mal.

Rast neben dem Gotteshaus

Auf dem Rückweg von den Günterfelsen kommen wir der Quelle von Breg und Elz ganz nah. Und wir radeln ein zweites Mal an der Martinskapelle vorbei. Englischsprachige Touristen wehren sich mit Regenschirmen gegen die Kraft der Sonne, Wanderer mit schweren Rucksäcken – vielleicht unterwegs auf dem Westweg – machen neben dem kleinen Gotteshaus Rast. Wir werfen einen kurzen Blick in die Kapelle, dessen Altaraufbau nachweislich aus dem Jahr 1705 stammt. So viel Zeit muss sein.

Der Rückweg von der Martinskapelle nach Schönwald ist ein Klacks. Wellig geht es noch ein paar Kilometer dahin, die Steigungen sind leicht, die Forstwege gut befahrbar. Drei Stunden und 35 Kilometer lang sind wir im Sattel gesessen, der Tag ist trotzdem gelaufen. Kein Wunder, bei der Natur. Bei der Aussicht. Bei dem Genuss. Bei der Geschichte. Es wäre unsinnig, die Tour im Eiltempo hinter sich zu bringen. Warum auch? Das Schöne am Mountainbiken ist doch das Meditative, das Sporteln in der Natur – mit dem Blick für die Natur. Da müssen es nicht immer die schmalen Wege sein, die steilen, fordernden Aufstiege oder die rasanten Abfahrten.
Rund um den Rohrhardsberg

Strecke: 35 Kilometer
Dauer: 3 Stunden
Aufstieg/Abstieg: 760 Meter
Schwierigkeit: gute Kondition erforderlich, technisch wenig anspruchsvolle Mountainbiketour
Geeignet für Mountainbike, E-Mountainbike

Start und Ziel der Tour: Friedhof oder Tourist-Info Schönwald Geogr. 48.105595 N 8.200136 E UTM 32U 440455 5328346
Koordinaten: Die GPS-Daten der Tour stehen auf der Homepage des Schwarzwald Tourismus kostenfrei zum Download bereit http://mehr.bz/rohhardsberg
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: mit dem SBG-Bus 7270 bis Schönwald Bachwinkel (keine Mitnahme von Fahrrädern möglich).
Fahrplanauskunft: http://www.efa-bw.de
Anreise mit dem Auto von Freiburg aus auf der B31 und der B500 nach Schönwald.
Einkehrmöglichkeiten: Es gibt mehrere Möglichkeiten entlang der Strecke. Ein Muss ist das Gasthaus Schwedenschanze ungefähr auf halber Strecke der Rundtour.
Sehenswertes: Triberger Wasserfälle, Moor bei Schonach, Günterfelsen, Martinskapelle
Parken: vor dem Verkehrsbüro oder auf dem Parkplatz – oder am Friedhof

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