Mit Ketchup und ohne Konkurrenz

JUZ-INTERVIEW mit dem Medienpädagogen Wolfgang Stickel, der das Freiburger Schülerfilmforum leitet.  

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Konkurrenz oder Kooperation? Am Freitag startet das 3. Freiburger Schülerfilmforum, das ganz auf das Miteinander, auf Netzwerk und Austausch setzt - und auf Rankings verzichtet. Für die JuZ sprach Christoph Sprich mit Wolfgang Stickel, 50 Jahre, Medienpädagoge und Leiter des Schülerfilmforums über das Besondere an dieser Veranstaltung.

JuZ: Wie kommt man eigentlich darauf, ein Schülerfilmforum zu machen?
Wolfgang Stickel: Etliche Leute, die sich schon lange in der Schülervideoarbeit engagierten, wussten von vielen Schülerprojekten und von freien Jugendvideogruppen, die bis dahin mit ihren Arbeiten meistens im Verborgenen blieben oder höchstens an ihren Schulen Beachtung fanden. Uns erschien es wichtig, die Jugendlichen Videofilmer und ihre erwachsenen Unterstützer zu vernetzen und auch diese sehenswerten Filmarbeiten öffentlich zu zeigen.

JuZ: Entstanden ist ein "Forum" - warum kein glamouröses "Festival"?
Stickel: Uns ging es in erster Linie um den Austausch untereinander, darum, dass man hier voneinander lernen kann, dass Gruppen kooperieren. Die Atmosphäre auf den beiden ersten Foren war sehr offen und die Jugendlichen haben das genossen. Im vergangenen Jahr waren wir beim Schüler-Film-Festival in Reutlingen. Der Unterschied war enorm - da gab es nach jedem Filmblock Rankings und jede Menge Preise zu gewinnen. Die Atmosphäre war sehr angespannt und die Folge dieser "Festivalaufmachung" war ein sichtbarer Konkurrenzkampf. Ich weiß zwar, dass Jugendliche diese Art von Bestätigung auch suchen und sich freuen, wenn sie einen Preis gewinnen - neben den Gewinnern gab es aber auch die Verlierer - und die waren sichtlich geknickt und frustriert.

JuZ: Lohnt sich der Aufwand für ein Schülerfilmforum? Der Weg nach Hollywood ist doch recht weit.
Stickel: Hollywood ist zum Glück sehr weit weg und ich bin froh, dass unter Jugendlichen noch keine Marktgesetze herrschen, wie die, die Hollywood bestimmen. Es ist bewundernswert, mit welcher Begeisterung Jugendliche ihre Filmträume umsetzen - ohne einen Pfennig Geld. Einige haben dafür ein richtig gutes Händchen und setzen die Spielarten der "Großen" mit ihren bescheidenen Mitteln erstaunlich gut um. Es geht uns aber genauso um die "kleinen" Filme, die auch Fehler zeigen, im Schnitt, beim Drehen, beim Ton. Gelungen ist das Schülerfilmforum, wenn sich die Macher dieser sehr unterschiedlichen Werke mit Tipps weiterhelfen.

JuZ: Was fehlt dem Schülerfilmforum in seinem mittlerweile dritten Jahr noch?
Stickel: Im Herbst letzten Jahres schien es, als seien wir endlich so weit anerkannt und auch von Seiten der Stadt Freiburg förderungswürdig - dann wurde die berühmte "Giftliste" öffentlich, mit der das Millionenloch im städtischen Haushalt gekontert werden soll. Das traf auch den von uns beantragten Zuschuss in Höhe von 5 000 Euro. Die endgültige Entscheidung darüber steht in diesen Tagen an. Wenn's dumm läuft, bleiben wir auf den Schulden sitzen. Unsere Suche nach Sponsoren bescherte uns aber eine Unterstützung durch die Sparkasse. Bloß: Das reicht bei weitem nicht. Aber wir sind optimistisch und vertrauen darauf, dass der Gemeinderat einlenkt.

JuZ: Und was gibt es Besonderes beim Schülerfilmforum in diesem Jahr?
Stickel: Bei der Sichtung stockte uns bei ein paar Filmen der Atem, zum Teil ging es ziemlich heftig mit Ketchup zur Sache, Horror und Psycho pur waren angesagt. Und zwar dermaßen gut in Szene gesetzt, dass wir auf keinen Fall darauf verzichten wollten und uns erstmalig für eine Altersbeschränkung ab 12 Jahren entschieden. Aber Vorsicht - auch dünnbesaitete Ältere könnten gut beraten sein, hin und wieder die Augen zu schließen. Ist zwar nicht jedermanns Sache, aber der Erfolg von "Blair Witch Project" und ähnlichem scheint auch bei Jugendlichen Spuren zu hinterlassen - und die wurden faszinierend umgesetzt.

Eine weitere Besonderheit ist am Samstag die Aufführung des 55-minütigen Stummfilms "Hommage an Charlie Chaplin", gedreht von Schüler/-innen der Schule für Hörgeschädigte in Stegen, der im Kino von Günter Buchwald live am Klavier begleitet wird. Ein Highlight für Filmfans von 6 bis 99. Jetzt müsste ich natürlich auch die vielen anderen Filme alle erwähnen - dazu verweise ich aber auf die Homepage. (siehe Infobox)

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