Justiz
Bewegender Auftakt im Mordprozess um getötete Therapeutin
Ein Mann tötet brutal seine frühere Therapeutin. Zum Auftakt des Mordprozesses schweigt er. Umso bewegender schildern Ehemann und Eltern des Opfers, wie die Tat das Leben einer Familie zerstörte.
dpa
Di, 8. Jul 2025, 12:31 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Offenburg (dpa/lsw) - Sie hatte ein kleines Mädchen, trug ein zweites Kind unter ihrem Herzen und hatte mit ihrem Mann noch so viel vor. Doch eine brutale Tat zerstörte alles: Am späten Nachmittag des 11. Februars wurde eine 37-jährige Psychotherapeutin mitten in Offenburg getötet. Die Tat geschah nahe der Arbeitsstelle, zu der sie aus dem benachbarten Großraum Straßburg nach Offenburg gependelt war.
Opfer verblutete am Tatort
Der mutmaßliche Täter, ein heute 43-jähriger ehemaliger Patient, stach 38-mal mit einem Messer zu. Sein Opfer starb noch am Tatort. Doch warum? Zum Auftakt des Mordprozesses vor dem Landgericht Offenburg schwieg der Angeklagte. Welch unermesslichen Schmerz die Tat auslöste, wurde dagegen bei den Aussagen des Ehemannes und den Eltern des Opfers deutlich. Teils unter Tränen schilderten sie, wie die grausame Tat das Leben der Familie zerstörte.
Opfer wurde zuvor bedroht
Die 37-Jährige hatte bis 2023 in einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen gearbeitet und dabei auch einige Sitzungen mit dem Angeklagten gehabt. Sie hielt ihn für manipulativ, gefährlich und für fehl am Platz in der Einrichtung. Sie wollte nicht mehr mit ihm arbeiten. Ende 2023 bekam sie Todesdrohungen. "Es waren Tage voller Angst", so ihr Ehemann vor Gericht.
Eine glückliche Familie zerstört
2024 lief das Leben der jungen Familie aber wieder in ruhigen Bahnen: Die 37-Jährige hatte eine neue Arbeitsstelle, sie wollte mit ihrem Mann eine Wohnung kaufen und war im vierten Monat schwanger. "Wir hatten eine leuchtende Zukunft vor uns, wir waren eine glückliche Familie." Mit der Tat sei ihr Leben zerstört worden, sagte ihr Ehemann, der ebenso wie die Eltern teils nur unter Tränen aussagen konnte.
Angeklagter unbewegt
Der mutmaßliche Täter verfolgte die Verhandlung schweigend und mit unbewegtem Gesicht, das er teils mit einer Kapuze bedeckt hielt. Zu seinem Motiv äußerte er sich nicht. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass der Angeklagte gegen seine frühere Therapeutin Aggressionen entwickelt hatte. Er habe sie für seine aus seiner Sicht unbefriedigende Lebenssituation verantwortlich gemacht und sich mit der Tat an ihr rächen wollen.
Anklage spricht von Heimtücke
Die Anklage sieht das Mordmerkmal Heimtücke als erwiesen an. Zudem habe der 43-Jährige aus niedrigen Beweggründen gehandelt. Weil der Mann den Ermittlungen zufolge nichts von der Schwangerschaft wusste, wurde er nicht noch wegen Schwangerschaftsabbruch angeklagt. Dem Angeklagten droht eine lebenslange Freiheitsstrafe, wenn das Gericht der Argumentation der Anklage folgt.
Der Angeklagte tötete schon einmal
Der Tatverdächtige mit deutscher und französischer Staatsangehörigkeit sitzt seit seiner Festnahme im Februar in Untersuchungshaft. Er galt bei Behörden als psychisch auffällig. Den Ermittlern zufolge hat er lange in Frankreich gelebt, wo er bereits wegen eines Tötungsdelikts eine lange Haftstrafe verbüßt hatte. Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte er einen Nachbarn getötet. Seit dem Jahr 2015 soll der Angeklagte in Deutschland gewohnt haben.
Sachverständige werden gehört
Zur Hauptverhandlung sollen mehrere Zeugen sowie psychiatrische und medizinische Sachverständige gehört werden. Das Schwurgericht hat bis zum 26. August insgesamt sechs Sitzungstage terminiert.
© dpa-infocom, dpa:250708-930-770984/2