Straßensperrung

Müllheimer Umleitung leitet Autofahrer in die Irre

Simone Höhl

Von Simone Höhl

Fr, 26. Mai 2023 um 18:42 Uhr

Müllheim

Die Umleitung um Müllheims neue Baustelle verwirrt manche Autolenker. Jetzt bessert die Verkehrsbehörde nach. Stau gibt’s in Stoßzeiten trotzdem. Dabei soll ihn großer Aufwand möglichst kurz halten.

Was sie suchen? "La sortie", sagt der Fahrer des französischen Autos und lacht missvergnügt: den Ausweg. Gerade war er aus Richtung Neuenburg an der Bahnhofsbaustelle im Müllheimer Gewerbegebiet West gelandet, hat gewendet, die nächste Straße probiert, kam aber auch dort nicht auf die andere Seite der Bahnlinie. Er und seine Frau wollen zum Hieber-Markt, doch der normale Weg, die Kreisstraße nach Müllheim, ist gesperrt. Die beiden sagen, sie sind der Umleitung gefolgt.

Kaum sind sie weg, rollt ein französischer Jeep an und bremst, als er in die nächste Straße einbiegt, kommt ein blauer Wagen, hält und biegt in eine andere Straße. Der Jeep kommt wieder zurück, die Insassen haben keine Umleitungsschilder gesehen, auch sie möchten einkaufen. Zur Erklärung des Wegs dorthin (einmal retour, dreimal rechts, über die Brücke und voilà, sind sie in Müllheim) schmunzelt der Mann und meint: "Oder wir gehen nach Freiburg, oder wir nehmen ein Hotel und übernachten." Der blaue Wagen kommt wieder, es ist der dritte Verirrte in zehn Minuten an diesem Nachmittag. Ziel: "Müllheim à Bäumarkt". Die Umleitung scheint schlecht. Sehr schlecht, meint der Fahrer.

Die Beschilderung ist korrekt, aber mitunter herausfordernd

Markus Spinner arbeitet im Gewerbegebiet westlich der Bahnlinie. Seit die Kreisstraße für ein Jahr gesperrt ist, weil die Bahn über ihr neue Brücken für den Ausbau der Rheintalstrecke errichtet, sieht er im Gebiet deutlich mehr Autos und Lastwagen, meist mit auswärtigen und französischen Kennzeichen. "Schaut man sich die Beschilderung der Umleitung an, verwundert das nicht", meint Spinner. Beispiel Richtbergspange: Nach rechts geht’s nach Neuenburg, doch mit der Umleitung scheint man auch links dorthin zu gelangen. Andere Schilder sind eindeutig.

"Die Ausschilderung ist verkehrsrechtlich korrekt", teilt die Bahn auf BZ-Anfrage mit. Nichtsdestotrotz sei eine Anpassung sinnvoll, man stehe bereits mit der örtlichen Verkehrsbehörde in Kontakt.

"Wir werden das ändern, man will ja niemanden ärgern." Thomas Ißler, Verkehrsbehörde
Was manche vielleicht noch aus der Fahrschule wissen: Der Umleitungspfeil bezieht sich auf das weiße Schild darüber. Das obere Neuenburg-Schild besagt lediglich, dass man die Umleitungsstrecke von Müllheim nach Neuenburg befährt, richtungsweisend aber ist das reguläre Schild unten. "Das ist sicher schwierig, aber richtig", sagt Thomas Ißler von der Verkehrsbehörde des Gemeindeverwaltungsverbandes Müllheim-Badenweiler. "Doch wenn es mehr verwirrt als leitet, werden wir es ändern, man will ja niemanden ärgern." Ißler meldet am Freitag, dass zwei "Problemschilder" im Bereich der Richtbergspange auf Anordnung seiner Behörde entfernt worden sind. Was inzwischen auch weg ist, sind Wegweiser-Täfelchen, die ein Müllheimer Baumarkt selbst in Auggen platziert hatte. Ein weiteres bei Richtberg hat dem Franzosen im blauen Wagen nicht geholfen.

Er steht inzwischen auf der Müllheimer Seite der Bahnlinie im Stau: Kurz nach 16.30 Uhr stockt alles am Knoten von Autobahnzubringer und B3-Auffahrten. Während der Verkehr in den Randzeiten flutscht, staut es sich in den Stoßzeiten immer noch, wenn auch nicht so stark wie anfangs, bestätigt Ißler. "Wenn wir die Ampelregelung nicht gemacht hätten, wäre das Chaos perfekt gewesen."

Bevor die Bahn ihre Baustelle am 8. Mai eröffnen und die Verbindungsstraße sperren konnte, gab es drei intensive Gespräche mit Behörden und Polizei, um den Kollaps zu verhindern. Die Bahn musste ein Gutachten zu den Verkehrsströmen auf dem Knoten von B3, B378 und Schwarzwaldstraße machen, erklärt Ißler – "dieses halbe Kleeblatt". Das Gutachten belegte die Notwendigkeit der Ampel. Die Anlage ist mit Kameras ausgestattet und schaltet je nach Verkehrsaufkommen längere Rot- oder Grünphasen. Die Firma, die für Ampel, Schilder und Verkehrssicherheit zuständig ist, muss die Umleitungsstrecke regelmäßig abfahren und dabei die benötigte Zeit messen.