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Zischup-Interview

"Musikmachen ist mein Bedürfnis"

  • Fr, 13. Dezember 2013
    Schülertexte

     

ZISCHUP-INTERVIEW mit Delphine Roche, die das Pariser Konservatorium absolvierte und nun in Lahr Querflöte unterrichtet.

In Paris geboren und aufgewachsen: Flötistin Delphine Roche  | Foto: promo
In Paris geboren und aufgewachsen: Flötistin Delphine Roche Foto: promo

Delphine Roche aus Paris ist eine erfolgreiche Flötistin. Sie unterrichtet Querflöte an der Lahrer Musikschule. Zischup-Reporter Alexander Blatz aus der Klasse 9c des Max-Planck-Gymnasiums Lahr sprach mit ihr über ihr Leben in Paris und ihre musikalische Karriere, die für sie mit sieben Jahren am dortigen Konservatorium begann.

Zischup: Wie lange haben Sie in Paris gelebt?
Roche: Ich habe 24 Jahre lang in Paris gelebt. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Ich habe mein Studium dort am Pariser Konservatorium abgeschlossen und bin nach Deutschland gezogen, um mich fortzubilden. Beziehungsweise, um mehr Orchester- und Kammermusikerfahrungen zu sammeln, welche das deutsche Studium viel besser fordert als das französische Studium. Ich wollte auch unbedingt die deutsche Kultur besser kennenlernen.

Zischup: Wie ist Ihnen Paris in Erinnerung geblieben?
Roche: Paris ist für mich erstmal direkt mit meiner Familie und alten Freunden aus der Schulzeit verbunden. Außerdem ist Paris eine sehr spannende, lebendige Stadt, aber auch sehr stressig. Was mir an Paris besonders gefällt, ist die Verschiedenheit der Kulturen. Die Riesenauswahl aller möglichen Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte, Theater und die Kultur des guten Essens.

Zischup: Was hat Sie veranlasst, Musik zu lehren und Konzerte zu geben?
Roche: Ich habe immer gewusst, dass ich Musik machen wollte. Schon ganz früh als Kind war ich von jedem Instrument fasziniert. Ich konnte mir nicht vorstellen, etwas anderes als Musik zu machen. Es war mehr als ein Wunsch, es war ein Bedürfnis. Außerdem habe ich mir immer gewünscht, mit Kindern zu arbeiten. Ich habe am Konservatorium mit sieben angefangen. Zuerst bekommt man Gehörbildungsunterricht. Erst nach einem oder zwei Jahren durfte man sich ein Instrument auswählen. Das französische System ist anders als in Deutschland. Musik ist in Frankreich sehr elitär und streng. Man hatte am Konservatorium jedes Jahr zwei Prüfungen und man durfte nicht mehr als einmal durchfallen. Es gehörte zur Ausbildung, auch nebenbei an Wettbewerben teilzunehmen.

Zischup: Wie ging es dann weiter?
Roche: Mit elf wurde ich in einem musikalischen Gymnasium und im regionalen Pariser Konservatorium aufgenommen. Dort habe ich eine sehr gute und umfangreiche musikalische Ausbildung bekommen: in der Tonlehre Solfège, im Chor, in Blattspielunterricht, Kammermusik, Musikgeschichte, Analyse, Tontechnik, Orchester, Kunstgeschichte, Instrumentenkunde und vielem mehr. Mit dem Unterrichten habe ich mit 16 privat angefangen. Mit 20 Jahren habe ich meine eigenen Klassen in einer Musikschule bekommen. Dort habe ich viel Erfahrung sammeln können: Ich unterrichtete Analyse, Kammermusik, Querflöte, Musiktheorie und Gehörbildung. Das Unterrichten hat mir neben meinem Studium der instrumentalen Technik auch ganz viel gebracht. Musik zu unterrichten und Konzerte zu spielen ist immer eine musikalische und menschliche Bereicherung für mich gewesen.

Zischup: Welche Musikrichtung gefällt Ihnen am meisten und wer sind Ihre Lieblingskomponisten?
Roche: Ich habe mich auf alte und auf zeitgenössische Musik spezialisiert, weil die zwei Musikrichtungen mich besonders reizen. Ich höre meistens ganz viel alte Musik. Außerdem höre ich gerne alte Volksmusik, aber auch afrikanische, balkanische und Klezmermusik. Diese Musik berührt mich, weil sie authentisch ist. Es ist schwierig, Komponisten zu erwähnen, die ich am meisten mag, weil es so viele gibt. Um ein paar aufzuzählen: John Dowland, Marin Marais, François Couperin, Michel Blavet, Jaques-Martin Hotteterre, Johann Sebastian Bach und Georges Aperghis.

Zischup: Welche Personengruppen sind an Ihren Konzerten interessiert?
Roche: Freunde, Kollegen, ehemalige Professoren und Schüler.

Zischup: Sind das eher junge Leute, Leute in Ihrem Alter oder eher ältere Leute?
Roche: Es sind Leute von 25 bis 35 und ab 50 Jahren, schätze ich.

Zischup: Gefällt es Ihnen mehr, Solokonzerte zu geben oder im Ensemble zu spielen?
Roche: Ich liebe das Spielen und die Bühne überhaupt. Ich spiele gerne solo, aber ich bevorzuge das Spielen im Ensemble, weil es mir am meisten bringt, mit Leuten zusammenzuarbeiten, Ideen auszutauschen und gemeinsam zu musizieren.
"Das Musikstudium ist in Frankreich elitär und streng."
Zischup: Welche zukünftigen Pläne haben Sie?
Roche: Ich möchte freischaffend weiter verschiedene Stilrichtungen in verschiedenen Besetzungen spielen: Traversflöte und Querflöte als Kammermusik, in Ensembles und im Orchester. Außerdem möchte ich weitere Programme erarbeiten und weitere Projekte mit meinen Ensembles auf die Beine stellen. Ich wünsche mir, nicht nur konventionelle Konzerte zu geben, sondern Konzerte oder Projekte zu machen, in denen eine gewisse Interaktion zwischen Leuten entstehen kann. Deshalb suche ich immer mehr nach neuen Darstellungsformen für Konzerte: Interdisziplinäre Konzerte, zum Beispiel mit Tanz oder Zirkus, Musiktheater, pädagogische Projekte – all das kann ich mir vorstellen. Auch beim Unterrichten lege ich ganz viel Wert auf das gemeinsame Musizieren. Ich möchte es noch mehr mit meinen Schülern entwickeln, ebenso wie die instrumentale und körperliche Improvisation. Ich hätte als Wunsch, mit ihnen einmal ein Musiktheaterstück zu gestalten, zu spielen und vorzuführen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 13. Dezember 2013: PDF-Version herunterladen

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