Großes Infrastrukturprojekt
Naturschützer fordern andere Trassenführung für die Kreisstraße Lahr-Ringsheim
Die Entscheidung für den Verlauf der Kreisstraße zwischen Lahr und Ringsheim hat der Kreistag vor vier Jahren getroffen. Im Rahmen der Planung kommt nun Kritik von Umweltverbänden. Steht der Zeitplan?
Mi, 9. Jul 2025, 14:19 Uhr
Lahr
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Im Mai 2021 hat der Kreistag über die Trassenführung für die neue Kreisstraße zwischen Lahr und Ringsheim entschieden. Unter mehreren Optionen entschied sich das Gremium für die Variante 2, die von Ringsheim bis zum Autobahnzubringer in Lahr mit einem Abzweig zum Sulzer Kreuz verlaufen soll. Mittlerweile ist die Planung beim sogenannten Scoping-Verfahren angekommen. Innerhalb dieses Verfahrens wird der Rahmen für die Umweltprüfung festgelegt.
In diesem Kontext haben die beiden Umweltverbände BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) und Nabu (Naturschutzbund) gemeinsam Kritik an der Trassenführung geäußert. Trotz des absehbar hohen Konfliktpotenzials für dieses Vorhaben habe der Kreistag sich auf eine Variante festgelegt, bevor die Untersuchungen zum Artenschutz vollständig vorlagen, heißt es in der einer Pressemeldung des BUND Ortenau vom Mittwoch. "Somit konnten weder die Auswirkungen auf Flora und Fauna noch die erforderlichen Brückenbauwerke und die dadurch entstehenden Kosten in die Entscheidung mit einfließen."
"Gravierende Auswirkungen auf Natur und Landwirtschaft"
Aus Sicht der Umweltschützer zeigen die nun vorliegenden Unterlagen, dass der Straßenbau zu "gravierenden negativen Auswirkungen für Natur, Wasserhaushalt und Landwirtschaft" führen werde. Betroffen seien unter anderem ein Wildtierkorridor von internationaler Bedeutung, wichtige Bereiche für die Grundwasserneubildung, Überschwemmungsgebiete, landwirtschaftliche Vorrangfluren, ein regionaler Grünzug, ein Vorranggebiet für Naturschutz- und Landschaftspflege, geschützte Biotope und Streuobstwiesen. Daher werde voraussichtlich eine Ausnahmegenehmigung notwendig sein. Diese kann laut Pressemeldung aber nur erteilt werden, wenn keine zumutbaren Alternativen vorhanden sind.
Doch aus Sicht von BUND und Nabu gibt es diese Alternativen. "Mit Variante 5 könnte das zentrale Planungsziel, die Entlastung der massiv verkehrsbelasteten Bevölkerung von Kippenheim, in ähnlichem Maße erreicht werden wie mit Variante 2", heißt es weiter. Variante 5, die als Rückfalloption in dem Kreistagsbeschluss genannt wird, verläuft südlich durch das Kippenheimer Gewerbegebiet auf die B 3. Laut den Verbänden hätte diese Variante Vorteile: deutlich geringe Kosten, weniger Landschaftsverbrauch und Umweltschäden. Auch die Grünen-Fraktion im Kreistag hatte sich vor vier Jahren für diese Variante ausgesprochen.
Auswirkungen auf das Klima "unzureichend untersucht"
Die Verkehrsbelastung der Bewohner von Kippenheim sei unbestritten, heißt es in der Meldung. Die Menschen in Kippenheimweiler, Langenwinkel und Altdorf seien aber deutlich weniger belastet. In die Prüfung seien deshalb auch Varianten aufzunehmen, die auf den Nord- und Südteil der Trasse verzichten. Die Auswirkungen auf das Klima werden in den Scoping-Unterlagen aus Sicht der Verbände nur "unzureichend untersucht". Auch beim Thema Flächenverbrauch und Straßenrückbau gebe es Nachholbedarf. Nach Meinung von Bund und Nabu ist daher eine erneute Prüfung der verschiedenen Varianten unumgänglich.
Landratsamt hält am Zeitplan fest und verweist auf Sitzung im Herbst
Das Landratsamt verwies am Mittwoch auf BZ-Anfrage auf das laufende Verfahren. Man nehme die Pressemeldung zur Kenntnis, hieß es, ohne konkreter darauf einzugehen. Die Kreispolitik werde im Herbst über den aktuellen Stand informiert.
Eigentlich hätten die Bauarbeiten für die B3-Umfahrung noch in diesem Jahr beginnen sollen. Zu Jahresbeginn wurde dann bekannt, dass das Projekt zunächst ein aufwendiges Genehmigungsverfahren durchlaufen muss. Mit diesem geht eine Umweltprüfung einher. Gleichwohl hält der Ortenaukreis an seinem Ziel fest, die Kreisstraße bis 2028 fertigzustellen. "Wenn keine Verzögerungen im Verfahren auftreten, bleibt dies unser Ziel", so Pressesprecher Kai Hockenjos am Mittwoch. Fast 80 Millionen Euro sind für das Großprojekt veranschlagt. Mehr als die Hälfte soll das Land beisteuern, zehn Prozent die Anrainer-Gemeinden.