Unterricht für Geflüchtete
Neue Heimat, neue Schule für ukrainische Kinder und Jugendliche

Unterschiedliche Konzepte, beide führen offenbar zum Erfolg: Ukrainische Kinder und Jugendliche müssen in der Schule erstmal auf ein gutes Deutsch-Niveau gebracht werden. Bei vielen klappt das.
Elf Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine sitzen in einem Klassenzimmer der Hebelschule in Schliengen und hören Lehrerin Viktoriia Bansemer aufmerksam zu. "Die Grammatik ist schwer", sagt der 15-jährige Pavlo und lächelt etwas angestrengt. Dennoch macht den Schülern der Unterricht ganz offensichtlich Spaß. "Welches Bild passt zu welchem Text?"
Eifrig schauen sich die 11- bis 15-Jährigen die Comicbilder auf der Kopie an, die Jule Wehrle ausgeteilt hat. Die 19-Jährige aus Efringen-Kirchen steht kurz vor einem Lehramtsstudium im schweizerischen Muttenz. Derzeit macht sie Praktika und eines davon ist in der Schliengener Ukraineklasse. Denn Viktoriia Bansemer aus der Ukraine versteht zwar gut deutsch, aber mit der Aussprache kann ihr Jule Wehrle noch helfen.
Immer wieder kommen Fragen von den Schülerinnen und Schülern auf, die nicht einfach zu beantworten sind. "Man kann Deutsch nicht erklären, man muss es wissen", ist die Erkenntnis, die Jule Wehrle für sich gesammelt hat.
An drei Vormittagen in der Woche unterrichten Viktoriia Bansemer und Jule Wehrle im Duo die ukrainischen Kinder und Jugendlichen. In ihrem Heimatland war Bansemer Lehrerin für Geschichte und Geographie. Aber nun unterrichtet sie auch gerne Deutsch. "Ich mag Kinder", lautet ihre Motivation.
In Heitersheim an der Johanniterschule besuchen die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine die Internationale Vorbereitungsklasse (IVK). In der neunten Klasse können sich die Jugendlichen entscheiden, ob sie ihren Abschluss an einer deutschen Schule machen wollen oder ob sie den ukrainischen Abschluss online anstreben. Zweiteres spielt an der Johanniterschule keine große Rolle mehr.
Lehrer ist Tomas Waldvogel. Derzeit sind die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine in der Mehrheit. Vor dem russischen Angriff am 24. Februar 2022 waren Herkunftsländer wie Syrien und Afghanistan in der Überzahl. "Man kann nicht frontal unterrichten", beschreibt Waldvogel den wichtigsten Unterschied in der IVK. Jeder Schüler werde individuell dort abgeholt, wo er stehe. Bei manchen Schülern startet es mit der Alphabetisierung, andere – speziell aus der Ukraine – haben in ihrer Heimat bereits deutsch gelernt.
Ausgehend vom Sprachniveau A0 oder A1 geht es hinauf bis B1 – das reicht dann, um in der Regelklasse am Unterricht teilzunehmen. Vom Kultusministerium ist es die Vorgabe, dass die IVK nur maximal zwei Jahre besucht werden darf. Johanniterschulen-Rektor Dirk Lederle kritisiert das: "Wir würden eine bedarfsgerechte Regelung bevorzugen." Während der Coronazeit waren es immerhin drei Jahre, aber das wurde wieder beendet.
Die Jugendlichen in der IVK können den Abschluss der Werkrealschule, der Realschule und – im Prinzip – auch des Gymnasiums machen. Letzteres ist eher selten. Öfters hingegen wird das berufliche Gymnasium gewählt. "Wir haben quasi G9", sagt Rektor Lederle.
Als Beispiel für gelungene schulische Integration nennt Waldvogel "die beiden Mariias". Sie sind beide "kognitiv sehr, sehr fit – sprachlich hapert’s noch ein bisschen". Dafür bekommen sie jetzt zweimal die Woche Nachhilfeunterricht. "Das bedeutet, sie haben viermal die Woche Nachmittagsunterricht – aber das haben sie ohne Wimpernzucken akzeptiert", erzählt Lederle.
Motivation und Disziplin seien bei den Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine und generell in der 22-köpfigen IVK groß, sagt Lehrer Waldvogel. Er bekommt Hilfe von Gabi Schröder von der Flüchtlingshilfe Eschbach sowie von Richard Silk, einem pensionierten Beamten. "Sie helfen beim Betreuen der Kinder und Jugendlichen", erläutert Waldvogel. Zudem gibt es noch eine zweite IVK – für Kinder im Grundschulalter.
Zurück in Schliengen: Die Ukraineklasse ist eine Einheit, die immer mehr auch den Kontakt zu den Einheimischen sucht. Dabei helfen die Hobbys, wie Sport, besonders gut. Fußball, Tischtennis, Fahrradfahren – all das macht den 11- bis 15-Jährigen Spaß. Mylania, die in ihrer Heimat HipHop getanzt hat, sucht hingegen noch nach einer Gruppe. Schliengen ist eben keine Großstadt, aber aus großen Städten stammen die Jugendlichen. Etwa aus Kiew oder Lviv. Sie wissen nicht, wann sie wieder dorthin kommen.
Eifrig schauen sich die 11- bis 15-Jährigen die Comicbilder auf der Kopie an, die Jule Wehrle ausgeteilt hat. Die 19-Jährige aus Efringen-Kirchen steht kurz vor einem Lehramtsstudium im schweizerischen Muttenz. Derzeit macht sie Praktika und eines davon ist in der Schliengener Ukraineklasse. Denn Viktoriia Bansemer aus der Ukraine versteht zwar gut deutsch, aber mit der Aussprache kann ihr Jule Wehrle noch helfen.
Deutsch kann man nicht erklären, man muss es wissen
Immer wieder kommen Fragen von den Schülerinnen und Schülern auf, die nicht einfach zu beantworten sind. "Man kann Deutsch nicht erklären, man muss es wissen", ist die Erkenntnis, die Jule Wehrle für sich gesammelt hat.
An drei Vormittagen in der Woche unterrichten Viktoriia Bansemer und Jule Wehrle im Duo die ukrainischen Kinder und Jugendlichen. In ihrem Heimatland war Bansemer Lehrerin für Geschichte und Geographie. Aber nun unterrichtet sie auch gerne Deutsch. "Ich mag Kinder", lautet ihre Motivation.
An der Heitersheimer Johanniterschule gibt es eine IVK
In Heitersheim an der Johanniterschule besuchen die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine die Internationale Vorbereitungsklasse (IVK). In der neunten Klasse können sich die Jugendlichen entscheiden, ob sie ihren Abschluss an einer deutschen Schule machen wollen oder ob sie den ukrainischen Abschluss online anstreben. Zweiteres spielt an der Johanniterschule keine große Rolle mehr.
Lehrer ist Tomas Waldvogel. Derzeit sind die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine in der Mehrheit. Vor dem russischen Angriff am 24. Februar 2022 waren Herkunftsländer wie Syrien und Afghanistan in der Überzahl. "Man kann nicht frontal unterrichten", beschreibt Waldvogel den wichtigsten Unterschied in der IVK. Jeder Schüler werde individuell dort abgeholt, wo er stehe. Bei manchen Schülern startet es mit der Alphabetisierung, andere – speziell aus der Ukraine – haben in ihrer Heimat bereits deutsch gelernt.
Rektor Lederle kritisiert Regelung des Kultusministeriums
Ausgehend vom Sprachniveau A0 oder A1 geht es hinauf bis B1 – das reicht dann, um in der Regelklasse am Unterricht teilzunehmen. Vom Kultusministerium ist es die Vorgabe, dass die IVK nur maximal zwei Jahre besucht werden darf. Johanniterschulen-Rektor Dirk Lederle kritisiert das: "Wir würden eine bedarfsgerechte Regelung bevorzugen." Während der Coronazeit waren es immerhin drei Jahre, aber das wurde wieder beendet.
Die Jugendlichen in der IVK können den Abschluss der Werkrealschule, der Realschule und – im Prinzip – auch des Gymnasiums machen. Letzteres ist eher selten. Öfters hingegen wird das berufliche Gymnasium gewählt. "Wir haben quasi G9", sagt Rektor Lederle.
Motivation und Disziplin werden groß geschrieben
Als Beispiel für gelungene schulische Integration nennt Waldvogel "die beiden Mariias". Sie sind beide "kognitiv sehr, sehr fit – sprachlich hapert’s noch ein bisschen". Dafür bekommen sie jetzt zweimal die Woche Nachhilfeunterricht. "Das bedeutet, sie haben viermal die Woche Nachmittagsunterricht – aber das haben sie ohne Wimpernzucken akzeptiert", erzählt Lederle.
Motivation und Disziplin seien bei den Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine und generell in der 22-köpfigen IVK groß, sagt Lehrer Waldvogel. Er bekommt Hilfe von Gabi Schröder von der Flüchtlingshilfe Eschbach sowie von Richard Silk, einem pensionierten Beamten. "Sie helfen beim Betreuen der Kinder und Jugendlichen", erläutert Waldvogel. Zudem gibt es noch eine zweite IVK – für Kinder im Grundschulalter.
Mit Sport Kontakt zu den Einheimischen
Zurück in Schliengen: Die Ukraineklasse ist eine Einheit, die immer mehr auch den Kontakt zu den Einheimischen sucht. Dabei helfen die Hobbys, wie Sport, besonders gut. Fußball, Tischtennis, Fahrradfahren – all das macht den 11- bis 15-Jährigen Spaß. Mylania, die in ihrer Heimat HipHop getanzt hat, sucht hingegen noch nach einer Gruppe. Schliengen ist eben keine Großstadt, aber aus großen Städten stammen die Jugendlichen. Etwa aus Kiew oder Lviv. Sie wissen nicht, wann sie wieder dorthin kommen.