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Zischup-Interview

"Noch nicht alles perfekt"

  • Fr, 16. Mai 2014
    Schülertexte

mit zwei Lehrerinnen über das Konzept der Staudinger-Gesamtschule Freiburg.

Katharina Hess  | Foto: Privat
Katharina Hess Foto: Privat

In der Staudinger-Gesamtschule im Freiburger Stadtteil Haslach ist seit diesem Jahr das Gesamtschulsystem wieder neu eingeführt worden. Es beinhaltet "länger gemeinsam lernen" von Klasse 5 bis einschließlich Klasse 10. Dieses Konzept ist nicht ganz unumstritten. Pablo Füller und Leon Faller aus der Klasse 9b der Schule haben zwei Lehrerinnen dazu befragt.

Zischup-Interview mit
Katharina Hess:

Zischup: Warum unterrichten Sie an der Staudinger-Gesamtschule?
Hess: Vor acht Jahren bin ich von einer Stuttgarter Waldorfschule nach Freiburg gezogen, weil mich das Drei-Schularten-System hier interessiert hat.

Zischup: Wie finden Sie das neue System, welches jetzt in diesem Schuljahr eingeführt wurde?
Hess: Dem System stehe ich sehr kritisch gegenüber, wenn keine weitere Differenzierung stattfindet, weil ich glaube, dass die guten Schüler nicht auf ihr Leistungsniveau kommen. Die ganz schwachen Schüler werden Vorteile haben und mitgezogen.

Zischup: Seit wann unterrichten Sie schon als Lehrerin und welche Schulformen haben Sie schon unterrichtet?
Hess: Ich unterrichte seit dem Jahr 1984, nachdem ich mein Staatsexamen gemacht habe. Da es zu dieser Zeit kaum Lehrplätze gab, bin ich an eine private Waldorfschule in Stuttgart gegangen. Bis ich hier herkam, habe ich noch an zwei anderen Gymnasien unterrichtet.

Zischup: Wie finden Sie das kooperative Lernen, das in dem Gesamtschulsystem beinhaltet ist?
Hess: Ich finde die Idee erst mal faszinierend und interessant. Ich finde aber, die Umsetzung in unserer heutigen Zeit ausgesprochen schwierig, und wenn wir das erfolgreich umsetzen wollen, müssen wir erstmal ein sinnvolles Konzept ausarbeiten, mit dem es wirklich funktioniert. So betrachte ich, wenn ich mich jetzt krass ausdrücke, die Schüler als Versuchskaninchen.

Zischup: Würden Sie gerne die Schule wechseln?
Hess: Ich habe den Gedanken, die Schule zu wechseln, weil ich mich so nicht hinter dieses Konzept stellen kann. Ich habe auch durchaus die Befürchtung, dass das gymnasiale Unterrichten eingeschränkter möglich sein wird.

Zischup: Wie finden Sie es, dass die Hausaufgaben abgeschafft werden sollen?
Hess: Das finde ich nicht gut. Wenn man die Hausaufgaben abschafft, müsste man meiner Meinung nach den Unterricht auch zeitmäßig so ausdehnen, dass die Übungsphase im Unterricht wirklich stattfinden kann.

Zischup-Interview
mit Natalie Gros:

Zischup: Warum unterrichten Sie an der Staudinger-Gesamtschule?
Gros: Anfangs habe ich auf einem kleinen Gymnasium auf der Alb angefangen zu unterrichten. Danach bin ich auf die Staudinger gekommen, obwohl ich wegen meines Kindes auf eine andere Schule gehen wollte. Aber heute bereue ich es nicht, hier zu sein.

Zischup: Wie finden Sie das neue System, das jetzt eingeführt wurde?
Gros: Als stellvertretende Schulleiterin bin ich eine große Befürworterin dieses Systems, aber mir ist natürlich auch klar, dass bei einem so großen Projekt nicht alles von Anfang an perfekt laufen kann.

Zischup: Seit wann unterrichten Sie schon als Lehrerin und welche Schulformen haben Sie schon unterrichtet?
Gros: Ich unterrichte seit 1999 und habe schon am Gymnasium, an der Realschule und in der Orientierungsstufe an der Staudinger-Gesamtschule unterrichtet.
Zischup: Wie finden Sie das kooperative Lernen, das in dem Gesamtschulsystem beinhaltet ist?
Gros: Ich finde das System sehr gut und ich bin auch ein Bestandteil davon, dass die neue Schulart eingeführt wurde. Natürlich muss man noch vieles verbessern, bis es wirklich perfekt ist. Eltern haben mich auch schon gefragt, ob ich die Schule empfehlen kann. Ich muss sagen, die Schule ist wirklich gut. Aber dass man sich Ende der sechsten Klasse entscheiden muss, auf welchen Zweig man geht, finde ich eine große Zumutung für die Kinder.

Zischup: Würden Sie gerne die Schule wechseln?
Gros: Nein, ich würde die Schule nicht gerne wechseln.

Zischup: Wie finden Sie es, dass die Hausaufgaben abgeschafft werden sollen?
Gros: Eigentlich sollte man auf einer Gesamtschule die Hausaufgaben nicht nach der Schule erledigen müssen, sondern die Lernzeiten in den Mittagspausen dazu nutzen, die Hausaufgaben zu machen. Der Nachteil ist, dass die disziplinierten Schüler die Gelegenheit nutzen und die weniger fleißigen diese Gelegenheit nicht nutzen und die Hausaufgaben zu Hause allein machen müssen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 16. Mai 2014: PDF-Version herunterladen

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