Ölpest im Mittelmeer bedroht Tierwelt
Für zahlreiche Meeresbewohner kommt wohl jede Hilfe zu spät / Griechisches Schiffsunternehmen weist Verantwortung zurück.
. Eine Ölpest hat an Israels Stränden schweren Schaden angerichtet. Besonders getroffen hat sie die Tierwelt. Nach israelischen Medienberichten waren vor der Küste des Landes Dutzende Tonnen Öl ins Meer gelaufen. Die Verschmutzung erreichte nun auch das Nachbarland Libanon. Wer die Umweltkatastrophe verursacht hat, ist noch nicht geklärt.
Israels Umweltministerium spricht von einer so noch nie dagewesenen Verseuchung. Sie hat kaum einen Strandabschnitt verschont zwischen Aschkelon im Süden und Rosch Hanikra im Norden, nahe der libanesischen Grenze.
Die israelische Nachrichtenseite Ynet berichtete am Mittwoch, binnen einer Woche seien an israelischen Stränden Dutzende Tonnen Ölklumpen eingesammelt worden. Nachdem einige Helfer, die toxische Dämpfe eingeatmet hatten, ärztlicher Behandlung bedurften, bleiben die Strände bis auf Weiteres gesperrt.
Die Bürgerinnen und Bürger wurden unter anderem dazu aufgerufen, nicht schwimmen zu gehen. Nur wer sich bei einer der Umweltgruppen registriert hat, kann unter ihrer Anleitung bei der Reinigung der Strände mit anpacken.
Dabei handelt es sich um eine mühevolle Kleinarbeit. In dreieinhalb Stunden habe sie gerade ein paar Kilo Teer eingesammelt, berichtete Iris Hann, die Chefin der "Society for the Protection of Nature in Israel". Der Teer schmelze in der Sonne, sickere dann tiefer in den hellen Sand ein, in dem verkleisterte Muscheln, Seesterne und kleine Meeresschildkröten feststeckten. Sie können sich nicht mehr bewegen und ersticken förmlich. "Das ist nichts weniger als ein maritimes Desaster", beschrieb Ruth Yahel, Ökologin der staatlichen Naturpark-Behörde, die Lage. "Es wird Jahrzehnte brauchen, um die Verschmutzung zu beseitigen."
Dabei ist das volle Ausmaß der Katastrophe noch nicht erfasst. Die Experten rechnen damit, dass das Öl auch unter Wasser an der Sohle der Klippen und Seefelsen haftet. Womöglich ließen sich nur zehn Prozent der dort lebenden Kreaturen retten. Versucht wird es zumindest – etwa gestrandete Meeresschildkröten von der Teerschicht zu befreien. Aber für viele von ihnen kommt jede Hilfe zu spät.
Bereits vorigen Mittwoch war ein 17 Meter langer toter Jungwal gestrandet. Bei einer Untersuchung wurde jetzt in seinen Lungen eine schwarze Flüssigkeit entdeckt. Der Verdacht liegt nahe, dass auch er ein Opfer der Ölpest wurde.
Auf Satellitenbildern sollen die Umweltbehörden am 11. Februar einen verdächtig schwarzen Fleck in 50 Kilometer Entfernung von der israelischen Küste ausgemacht haben – und in seiner Umgebung zehn Schiffe. Ob eines oder mehrere von ihnen Öl über Bord gekippt haben, wird nun untersucht.
Am Mittwoch wies das griechische Schiffsunternehmen Minerva Marine jede Verantwortung für die Ölpest im östlichen Mittelmeer zurück. Israelische Medien hatten berichtet, der griechische Öltanker Minerva Helen stehe im Verdacht, die Katastrophe ausgelöst zu haben.
Entwarnung wurde derweil für die Meerwasserentsalzungsanlagen gegeben, die 75 Prozent des israelischen Trinkwassers liefern. Da sie ihr Reservoir aus der Tiefsee pumpen, sind sie offenbar nicht von der Katastrophe betroffen.
Auch im Libanon ist man besorgt. An der Küste um die Stadt Tyros im Süden des Landes seien auf einer Länge von fast drei Kilometern schwarze Ölklumpen angespült worden, sagte der Leiter des dortigen Naturreservats, Hassan Hamsah, am Montag. Helfer hätten ölverschmutzte Schildkröten entdeckt und gesäubert. Er vermute, Libanons gesamte Südküste sei betroffen, sagte Hamsah. Das Leben im Meer und die Artenvielfalt seien bedroht.
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