Landtagswahl 2026

Özdemir heizt Wahlkampf zur Landtagswahl 2026 in Baden-Württemberg an

Die Umfragen sehen für Baden-Württembergs Grüne bislang alles andere als rosig aus. Spitzenkandidat Özdemir gibt sich aber kämpferisch - und auch Ministerpräsident Kretschmann rät zu Gelassenheit.  

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Inhaltlich will Cem Özdemir bei der La... auf Wirtschaft und Innovation setzen.  | Foto: Bernd Weißbrod (dpa)
Inhaltlich will Cem Özdemir bei der Landtagwahl 2026 in Baden-Württemberg vor allem auf Wirtschaft und Innovation setzen. Foto: Bernd Weißbrod (dpa)

Mit einer kämpferischen und angriffslustigen Rede hat Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir seine Partei auf den Wahlkampf für die Landtagswahl am 8. März 2026 eingestimmt. Özdemir skizzierte seine Pläne für eine mögliche Regierungszeit nach dem Ende der Ära von Ministerpräsident Winfried Kretschmann - und griff die Konkurrenz teils scharf an.

Der CDU warf Özdemir in seiner Rede Wortbruch vor. So habe das zentrale Versprechen der Union bei der Bundestagswahl gelautet, keine neuen Schulden zu machen, sagte Özdemir beim Parteitag in Ludwigsburg. Nach der Wahl habe die Union dann "der Bevölkerung rotzfrech ins Gesicht gelogen", kritisierte Özdemir.

Auch im Landtagswahlkampf verfahre die CDU nach dieser Methode. Je nachdem, wo man gerade sei, verspreche man den Leuten alles. Wer Beliebigkeit wolle, finde also bei der Konkurrenz das bessere Angebot, so Özdemir. "Wer dagegen einen Ministerpräsidenten möchte, der das sagt, was geht und das nach der Wahl auch hält, findet bei mir ein gutes Angebot."

Özdemir: Kein Kulturkampf ums Auto

Inhaltlich will Özdemir bei der Wahl vor allem auf Wirtschaft und Innovation setzen. Wirtschaft sei nicht alles, aber ohne Wirtschaft komme alles ins Rutschen, sagte Özdemir. Mit Blick auf die Automobil-Industrie forderte Özdemir vor allem Ruhe. Man dürfe in einer ohnehin verunsicherten Branche nicht ständige Kurswechsel machen, die die Branche aus dem Tritt bringe. "Bitte keinen Kulturkampf mehr ums Auto, liebe CDU." Bei Chips und Batterien müsse die EU ihre Kräfte bündeln, denn das Rennen um die Technologien der Zukunft sei noch nicht entschieden.

Zudem will Özdemir grüne Technologien stärken."Lasst uns zum Beispiel gebrauchte Akkus aus E-Mobilität zur Rohstoffbank machen. Lasst uns Phosphor aus Klärschluss zurückgewinnen, Lithium am Oberrheingraben in Kombination mit Wärmeerzeugung im Geothermiekraftwerken gewinnen", sagte er.

Jugendliche will Özdemir etwa besser in die Politik einbinden und sich sogar von ihnen beraten lassen, sollte er Ministerpräsident werden. Er wolle einen Jugendberaterkreis im Staatsministerium einsetzen. Schülerinnen und Schüler an Startchancen-Schulen sollen ein kostenloses Mittagessen bekommen. Beim Abbau von Bürokratie setzt Özdemir auf ein Effizienzgesetz, bei dem der Staat begründen muss, ob eine Berichtspflicht noch nötig ist. Tut er das nicht, fällt sie automatisch weg.

Kretschmann zu Özdemir: Erbe in guten Händen

Bereits am Freitag hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Parteifreunde auf den Wahlkampf eingeschworen - und zur Gelassenheit beim Blick auf die Umfragen geraten. "Wir liegen gerade in den Umfragen nicht vorn. Aber lasst Euch davon nicht kirre machen", sagte Kretschmann.

Solche Umfragewerte seien nichts Neues und in der Vergangenheit ähnlich gewesen, sagte Kretschmann. Bei der vorletzten Wahl sei im Dezember 2015 der Abstand mit zwölf Prozentpunkten sogar noch deutlich größer gewesen als heute - trotzdem habe man am Ende vorn gelegen.

In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sei es keine Nebenfrage, wer Ministerpräsident werde, sondern es sei die Hauptfrage. Dafür brauche es jemanden mit "Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung". Und das sei Özdemir. "Bei Dir ist mein Erbe in guten Händen", sagte Kretschmann in Anspielung auf eine Äußerung des CDU-Spitzenkandidaten Manuel Hagel, der nach seiner Wahl zum CDU-Landeschef gesagt hatte, das Erbe von Winfried Kretschmann sei bei der CDU in guten Händen.

"Sie kennen ihn"

Özdemir und Kretschmann - das scheint auch die Stoßrichtung des Wahlkampfs der Partei sein. Die Kampagne dürfte maximal auf den bekannten Spitzenkandidaten zugeschnitten werden. Vor der Halle in Ludwigsburg steht etwa ein großes grünes Plakat. Darauf ist im Vordergrund Özdemir zu sehen, daneben stehen die Worte "Sie kennen ihn" - und im Hintergrund steht wie ein Schatten Kretschmann.

Subtext an die Wähler: Mit Özdemir bekommen Sie das, was Sie von Kretschmann kennen. Wählerinnen und Wähler dürften sich auch an ein Wahlkampf-Zitat der damaligen Kanzlerin Angela Merkel erinnert fühlen, die 2013 mit den Worten "Sie kennen mich" warb. Diese Formulierung stand auch auf einem Kretschmann-Wahlplakat 2021.

Stand jetzt ist Özdemir auch die einzige Chance für die Grünen, die kommende Landtagswahl gewinnen zu können. Könnten die Menschen im Land den Ministerpräsidenten direkt wählen, läge Özdemir deutlich vor seinem CDU-Konkurrenten Hagel. Weil aber auf dem Stimmzettel Parteien stehen, müssen die Grünen die Botschaft vermitteln: Wer Özdemir will, muss Grün wählen.

Bislang aber mit mäßigem Erfolg: In den Umfragen liegt die Regierungspartei deutlich hinter dem eigentlich kleineren Koalitionspartner CDU. Dass die Wende nicht einfach wird, weiß auch der Spitzenkandidat: "Es wird der Wahlkampf unseres Lebens. Es wird der Wahlkampf meines Lebens und ich freue mich drauf", rief Özdemir in Ludwigsburg.

Landeschefs im Amt bestätigt

Auch an der Parteispitze setzen die Grünen auf Kontinuität. Am Freitag bestätigten die Delegierten die Landeschefs Lena Schwelling und Pascal Haggenmüller im Amt. Beide führen die Partei seit 2021 und hatten keine Gegenkandidaten.

Haggenmüller, der dem linken Flügel der Partei zugerechnet wird, erhielt 96,6 Prozent der Stimmen. Schwelling gehört zum Realo-Flügel der Partei und kam auf 78,6 Prozent. Bei der letzten Vorstandswahl im Oktober 2023 bekam Haggenmüller 95 Prozent der Stimmen, für Schwelling stimmten 74,4 Prozent der Delegierten.

Schlagworte: Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir, Winfried Kretschmann, Pascal Haggenmüller

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