Orientierung im Dickicht der Berufe
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BZ-Interview mit Andreas Finke, Chef der Freiburger Arbeitsagentur, über Wegweiser in die Ausbildung.
Egal ob Ausbildung, duales oder universitäres Studium: Das Angebot scheint unendlich. Erschwert wird die Angelegenheit durch teils komplizierte Berufsbezeichnungen. Andreas Finke, Chef der Agentur für Arbeit Freiburg, erklärt im Gespräch mit BZ-Mitarbeiterin Sina Elbers, wie Schulabgänger ihren Weg in die Ausbildungswelt finden können – und warum er eine Berufsberatung jedem empfiehlt.
Finke: Auf jeden Fall. Bei mehr als 350 Ausbildungsberufen und mehr als 8500 Studiengängen ist es nachvollziehbar, dass die jungen Menschen Unterstützung brauchen. Längst ist es nicht mehr
selbstverständlich, dass Kinder in die beruflichen Fußstapfen ihrer Eltern treten wollen. Die
Möglichkeiten sind andere und Ansprüche sind gewachsen. Insgesamt beobachten wir entsprechend eine große Unsicherheit.
BZ: Zu dieser Unsicherheit tragen auch umständliche oder gar missverständliche Berufsbezeichnungen bei. Warum verändern sich diese momentan so schnell?
Finke: Das hat verschiedene Gründe. Zum einen verändern sich die Anforderungen an bestimmte Berufe. Sowohl in Handwerks- als auch in Dienstleistungsberufen entwickelt sich das Arbeitsfeld weiter durch Digitalisierung und Automatisierung. Entsprechend werden die Berufsbezeichnungen angepasst. Zum anderen geht es oftmals um die Imagefrage und eine Aufwertung eines Berufes.
BZ: Kommt es vor, dass Jugendliche aufgrund von Berufsbezeichnungen mit falschen Erwartungen eine Ausbildung beginnen?
Finke: Wir versuchen, genau solche Fälle durch unsere Beratung vorab zu vermeiden. Wer sich
beispielsweise überlegt, eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker zu machen, muss wissen,
dass der Beruf viel mit Technik und nicht nur mit Tätigkeiten wie Schweißen zu tun hat. Ich kann
jedem Jugendlichen empfehlen, unser Portal berufe.tv zu nutzen, um sich ein Bild vom vermeintlichen Traumberuf zu machen. Im Portal werden Ausbildungs- und Studienberufe in Kurzfilmen erklärt, was helfen kann, falsche Erwartungen zu korrigieren.
BZ: Wie können Sie Jugendliche bei der Orientierung unterstützen?
Finke: Uns ist es ein Anliegen, realistische und neutrale Beratung zu geben. Am Anfang der Berufsorientierung steht die Frage nach Neigungen und Interessen. Hierfür haben wir unser Analysetool Check-U entwickelt, welches die Jugendlichen auf unserer Homepage nutzen können. Es erstellt nicht nur ein individuelles Kompetenzprofil, sondern gibt auch Hinweise darauf, für welche Berufsfelder eine Eignung besteht. Ich empfehle anschließend einen Gesprächstermin mit unseren persönlichen Beratern und Beraterinnen zu vereinbaren, um die Ergebnisse zu konkretisieren. Zusätzlich arbeiten wir in Sprechstunden mit Schulen zusammen und versuchen, auch Eltern für das Thema Berufsorientierung zu sensibilisieren.
BZ: Schulen und Eltern ermutigen zum Besuch der Job-Start-Börsen.
Finke: Ja, Job-Start-Börsen können ein wichtiger Anlaufpunkt sein. Die Jugendlichen können direkt mit Betrieben, Hochschulen, Innungen und Kammern in Kontakt treten. Damit bietet die Börse die Chance, ein Gefühl für die vorgestellten Berufe zu entwickeln.
BZ: Würden Sie auch Schulabgängern mit gefestigter Perspektive eine Berufsberatung empfehlen?
Finke: Ja. Auch entschlossene Jugendliche können profitieren, indem sie sich besser kennenlernen oder im Zuge der Beratung auf zuvor unbekannte Berufsperspektiven stoßen. Als neutraler Berater haben wir stets nur das Beste für die jungen Menschen im Sinn.
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