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Pläne für neue Pipeline

Gerd Höhler
  • Di, 08. November 2022
    Ausland

Gasleitung von Israel nach Italien soll Europa unabhängiger machen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen  | Foto: Philipp von Ditfurth (dpa)
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Foto: Philipp von Ditfurth (dpa)
Bei der Suche nach Ersatz für russisches Erdgas rückt das östliche Mittelmeer immer stärker in den Fokus. Im Juni unterzeichnete EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kairo ein Abkommen mit Ägypten und Israel. Es sieht vor, israelisches Erdgas zu Verflüssigungsanlagen in Ägypten zu pumpen und von dort als Flüssigerdgas (LNG) in Tankern nach Europa zu transportieren. Aber auch ein seit zwei Jahrzehnten diskutiertes Pipelineprojekt bekommt durch Russlands Krieg neue Aktualität. EastMed heißt die geplante Gasleitung, die Europa helfen könnte, Lieferungen des Kreml-Konzerns Gazprom zu ersetzen.

Die Pipeline soll Erdgas aus dem östlichen Mittelmeer über Zypern, Kreta und das griechische Festland nach Italien bringen. Damit könnten Länder wie Israel, Libanon, Ägypten und Zypern Gas ins europäische Netz einspeisen.

Studien beziffern die bereits nachgewiesenen und vermuteten Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer auf rund 8500 Milliarden Kubikmeter. Das würde reichen, die gesamte EU rund 20 Jahre lang mit Gas zu versorgen.

"Das EastMed-Projekt macht jetzt wirtschaftlich und politisch mehr Sinn als je zuvor", sagt Alexandra Sdoukou, die Generalsekretärin im griechischen Ministerium für Umwelt und Energie. "Ägypten ist in diesem Jahr Europas sechstgrößter Flüssiggaslieferant, und die jüngsten Gasfunde in den Wirtschaftszonen Israels und Zyperns unterstreichen das Potenzial der Region als bedeutender Energielieferant für Europa", sagt Sdoukou.

Projektentwickler ist das IGI-Poseidon-Konsortium. Ihm gehören der griechische Gasversorger Depa und der italienische Energiekonzern Edison an. Die Pipeline soll technisch so ausgelegt sein, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt auch grünen Wasserstoff aus dem Nahen Osten nach Europa transportieren könnte.

2013 nahm die EU-Kommission EastMed in die Liste der förderungswürdigen Projekte von gemeinsamem Interesse auf. 2020 unterzeichneten die Staats- und Regierungschefs Griechenlands, Israels und Zyperns in Athen ein Regierungsabkommen über den Bau der Pipeline. Die Türkei will das Projekt jedoch verhindern. Die Leitung müsste durch ein Seegebiet führen, das Ankara als eigene Wirtschaftszone beansprucht. Hinter dem Einspruch steht der Plan des türkischen Staatschefs Erdogan, sein Land zum Korridor für russische Erdgaslieferungen zu machen.

Und Erdogans Veto ist nicht die einzige Hürde für das EastMed-Projekt. Wegen der Pipeline-Länge von fast 2000 Kilometern und der großen Wassertiefe von bis zu 3000 Metern gilt das Vorhaben als technisch sehr anspruchsvoll. Die Baukosten werden auf sieben Milliarden Euro veranschlagt. Trotzdem gibt es gute Argumente für die Pipeline. Im Vergleich zu dem von der EU geplanten LNG-Transport aus Ägypten sieht die israelische Gasexpertin Gina Cohen in EastMed einen wesentlichen Vorteil für die europäischen Abnehmer: "Das Pipeline-Gas wäre ausschließlich für Europa bestimmt. Damit würde es möglich, einen eigenen Preis festzusetzen", sagt Cohen.

Das Poseidon-Konsortium forciert derweil das Projekt. Im Juni hat eine Zertifizierungsgesellschaft die Umsetzbarkeit des Plans bestätigt. Bis Ende dieses Jahres will IGI-Poseidon die technischen Studien abschließen. Dann soll die Investitionsentscheidung fallen. Den Beginn des kommerziellen Betriebes setzt das Konsortium für 2027 an.

Ressort: Ausland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 08. November 2022: PDF-Version herunterladen

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