Standpunkt
Pro & Contra: Soll die 30-Stunden-Woche eingeführt werden?

Weniger arbeiten fürs gleiche Geld? Eine Gruppe von Ökonomen und Politiker fordern im Kampf gegen Massenarbeitslosigkeit und Billigjobs die 30-Stunden-Woche. Ist das eine gute Idee?
Pro: Im Kampf gegen Massenarbeitslosigkeit und Billigjobs sollte die 30-Stunden-Woche eingeführt werden – bei vollem Lohnausgleich. Das sagt Rudolf Hickel.
In Deutschland sollte die 30-Stunden-Woche eingeführt werden. Die heftigen, zum Teil diffamierenden Reaktionen auf unseren Vorschlag waren zu erwarten. Offensichtlich sind mit dem Aufruf einige mühsam zusammengehaltene Tabus des vorherrschenden politisch-ökonomischen Denkens über die Arbeitsmärkte aufgebrochen worden. So wird derzeit das "deutsche Beschäftigungswunder" gepriesen. Da stört ein Vorschlag zur Vollbeschäftigung auf der Basis guter Arbeit. Jedoch, die Wirklichkeit zeigt ein anderes Bild: Von der offenen und verdeckten Arbeitslosigkeit sind über vier Millionen Menschen betroffen, die existenziell auf Arbeit angewiesen sind. Hinzu kommen über sieben Millionen, die in Niedriglohnverhältnissen arbeiten. Gemessen an dem Wunsch nach ausreichend bezahlter, guter Arbeit nimmt die Zahl derjenigen zu, die zur Übernahme von tariflich nicht geschützten Billigjobs gezwungen werden. Im Klima gespaltener Arbeitsmärkte dominiert das Lohndumping. Wer die Legende vom "Beschäftigungswunder" angreift, muss mit der Verunglimpfung seiner Idee als Griff in die "marxistische Mottenkiste" rechnen. Schließlich legt er mit seiner Forderung die negativen Folgen der Agenda 2010 offen, vor allem die Deregulierung der Leiharbeit und den Zwang in Hartz IV, schlechte Jobs annehmen zu müssen.
Im Streit um die Frage, ob der Vorschlag einer 30-Stunden-Woche realistisch ist, gilt das philosophische "Prinzip Hoffnung" von Ernst Bloch. Vorgelegt wird eine "konkrete Utopie", die machbar ist, jedoch durch die politisch-ökonomischen Machtverhältnisse verhindert wird. Dabei geht es nicht darum, eine fertige ...
In Deutschland sollte die 30-Stunden-Woche eingeführt werden. Die heftigen, zum Teil diffamierenden Reaktionen auf unseren Vorschlag waren zu erwarten. Offensichtlich sind mit dem Aufruf einige mühsam zusammengehaltene Tabus des vorherrschenden politisch-ökonomischen Denkens über die Arbeitsmärkte aufgebrochen worden. So wird derzeit das "deutsche Beschäftigungswunder" gepriesen. Da stört ein Vorschlag zur Vollbeschäftigung auf der Basis guter Arbeit. Jedoch, die Wirklichkeit zeigt ein anderes Bild: Von der offenen und verdeckten Arbeitslosigkeit sind über vier Millionen Menschen betroffen, die existenziell auf Arbeit angewiesen sind. Hinzu kommen über sieben Millionen, die in Niedriglohnverhältnissen arbeiten. Gemessen an dem Wunsch nach ausreichend bezahlter, guter Arbeit nimmt die Zahl derjenigen zu, die zur Übernahme von tariflich nicht geschützten Billigjobs gezwungen werden. Im Klima gespaltener Arbeitsmärkte dominiert das Lohndumping. Wer die Legende vom "Beschäftigungswunder" angreift, muss mit der Verunglimpfung seiner Idee als Griff in die "marxistische Mottenkiste" rechnen. Schließlich legt er mit seiner Forderung die negativen Folgen der Agenda 2010 offen, vor allem die Deregulierung der Leiharbeit und den Zwang in Hartz IV, schlechte Jobs annehmen zu müssen.
Im Streit um die Frage, ob der Vorschlag einer 30-Stunden-Woche realistisch ist, gilt das philosophische "Prinzip Hoffnung" von Ernst Bloch. Vorgelegt wird eine "konkrete Utopie", die machbar ist, jedoch durch die politisch-ökonomischen Machtverhältnisse verhindert wird. Dabei geht es nicht darum, eine fertige ...