Tabus
Psychoanalytiker im Interview: "Tabubrüche ermöglichen Entwicklung"
Tabus wird es immer geben, glaubt der Psychoanalytiker Hartmut Kraft. Europäer mussten erst lernen, dass Tabus nicht nur Menschen der Fidschi- oder Tonga-Inseln betreffen, sagt er im Interview.
Sa, 11. Jun 2022, 12:14 Uhr
Liebe & Familie
Thema: Tabu
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„Das, was tabuisiert wird, gibt einen Einblick in aktuelle Problembereiche der Gesellschaft“, sagt der Psychoanalytiker Hartmut Kraft. Foto: anetlanda/stock.adobe.comKraft: Tabus sind Meidungsgebote, deren Übertretung mit Ausschluss aus der Gemeinschaft bedroht ist. Das ist für mich die stimmigste Definition. Das heißt, dass wir immer auch die Gruppe, die Gesellschaftsschicht, die Partei oder die Familie definieren müssen, für die ein Tabu gilt. Ein Beispiel: Antisemitismus ist für die bundesrepublikanische Gesellschaft zurecht ein Tabu – sogar gesetzlich geregelt, weil das reine Tabu nicht reichte. Aber Sie brauchen nur in die Neonaziszene zu gehen, da ist es kein Tabu, sondern guter Ton, sich antisemitisch zu äußern. Es gibt so gut wie kein Tabu, das überall gilt.
Hartmut Kraft
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