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London

Queen feiert ihren 90. Geburtstag mit 10.000 Menschen

Peter Nonnenmacher
  • Mo, 13. Juni 2016
    Panorama

Am Sonntag endeten die Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag der Queen mit einem riesigen Picknick auf der Prachtstraße "The Mall" in London.

Open-Air-Picknick bei Regen? Kein Prob...eim „Patron’s Lunch“  | Foto: AFP
Open-Air-Picknick bei Regen? Kein Problem für die Queen-Fans beim „Patron’s Lunch“ Foto: AFP

LONDON. Ein bisschen Regen? Das kann doch einen britischen Royalisten nicht erschüttern. Im Gegenteil: Es streicht den nationalen Charakter nur zusätzlich heraus. Die britische Krone hatte für Sonntag zu einem riesigen Picknick auf die Londoner Paradestraße zwischen Trafalgar Square und Buckingham Palace geladen. 10 000 Menschen folgten dem Ruf, um den 90.Geburtstag der Königin zu feiern – in Plastik-Ponchos und an feuchten Tischen, aber durchweg gut gelaunt.

"Was könnte britischer sein als so eine Zusammenkunft?", fragten stolz Familien, die sich bei der Ankunft noch Brillen und Gesichter wischen mussten. Die nötige Feierlaune brachten dennoch alle mit. Immerhin gab das unbeständige Wetter der Nation die Chance, in Form trotziger Präsenz und trockenen Humors ihre Gelassenheit zu demonstrieren. "Nirgends sonst in der Welt wollte ich heute sein", schwärmte eine Teilnehmerin. "Nur wir Briten sind so wunderbar verrückt." Zwischendurch lichtete sich der Himmel sogar zögernd: zum Jubel all der Geladenen, die ihre Fähnchen schwenkten und selbstgeschneiderte blau-weiss-rote Kostüme, Karnevals-Krönchen, Union-Jack-Melonen und goldene Krawatten zur Schau trugen.

Es war ein Straßenfest wie kein anderes in der britischen Geschichte. Picknick-Körbe mit jeder Menge Köstlichkeiten waren ausgegeben worden – solange man nur seine 150 Pfund bezahlt hatte, um dabei zu sein. Darum, um die kommerzielle Seite, hatte es vorab etwas Unruhe gegeben. Dass die Organisation der Feier Peter Phillips, dem ältesten Enkel der Königin, übergeben wurde, und dessen Firma dafür "eine Summe in unbestimmter Höhe" einstrich, stieß auf Kritik. Die Veranstaltung selbst sollte aber, wie die Royals immer wieder herausstrichen, ein "Dankeschön" sein für die rund 600 karitativen Verbände, deren Schutzherrin die Königin ist. Die Wohlfahrtsverbände, Britanniens loyale Monarchisten und Touristen aus aller Welt dankten der Queen wiederum für ihr Erscheinen zu dieser Mega-Straßenparty, beim "Patrons Lunch". Die Gäste saßen eng gedrängt an langen Tischen, ihren Picknickkorb mussten sie sich selbst abholen. Das Mahl vom Warenhaus Marks & Spencer war eher einfach und typisch britisch: Es gab Sandwiches, Pie und Pudding zum Nachtisch.

In Fuchsien-farbenem Outfit, Prinz Philip im hellen Regenmantel an ihrer Seite, grüßte Elizabeth II. die Nation auf der vollbesetzten Straße vor ihrem Dienstsitz. Pflichtschuldigst versicherte sie den Versammelten, wie "erfreut und gerührt" sie sei. "Wie mir zumute ist, falls die Leute im Dezember noch immer Happy Birthday singen, weiß ich allerdings nicht", fügte sie mit ungerührter Miene hinzu.

Bezeichnenderweise standen die 90-jährige Monarchin und der 95-jährige Herzog von Edinburgh zu keinem Zeitpunkt allein an diesem letzten Tag der "offiziellen" Geburtstagsfeiern. Fast die gesamte königliche Familie war im Einsatz, um die Reihen der Gratulanten abzuschreiten. Es war ein klares Zeichen dafür, dass die Royals planen, die alternde Monarchin nach und nach zu entlasten und gemeinsam für Kontinuität zu sorgen im Königreich. William, Kate und Harry insbesondere traten, wie so oft, als rundum populäres Trio in Erscheinung.

Charles war zusammen mit Camilla in die Provinz, zu Straßenpartys in Gloucestershire, geschickt worden. Dass er sich darauf einließ, dürfte der Kronprinz noch bereuen. Wie eng seine Frau Mama und sein Sohn William da zusammensaßen, auf der Tribüne unter Königin Victorias Statue, das sprach für sich. Der Enkel schmunzelnd, "Granny" eher ernst, ließ der innere Kreis der Familie minus Charles die bunte "historische" Parade der langen Jahre Elizabeths auf dem Thron passieren: die Nachbildung der Königlichen Jacht Britannia, das Obladi oblada der Sixties, Tiere auf Fahrrädern, Tanzgruppen, Militärkapellen, Kinderbuch-Gestalten, drei Cheers, froh beklatscht von der Queen, am Ende. Und in Übergröße die goldenen Ziffern Neun und Null, die nochmal den Glückwunsch unterstrichen. "I love 90s", hieß es auf einem Luftballon mit rotem Herzchen. Das war die Idee an diesem Tag.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 13. Juni 2016: PDF-Version herunterladen

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