Rassenideologie statt Inklusion: Der Mythos Maria Montessori wackelt
Mit Montessori verbinden viele Menschen eine achtsame Pädagogik. Erziehungswissenschaftlerin Sabine Seichter nennt das einen Mythos. Sie hat sich mit der dunklen Seite der Gründerin Maria Montessori befasst.
Montessori-Einrichtungen genießen heute den Ruf, Kinder sich frei entfalten zu lassen. Hier spielt ein Junge in einem Berliner Kindergarten. Foto: photothek (imago)
Ein lange überfälliges und zutiefst bewegendes Denkmal möchte das französische Drama Maria Montessori, das kommende Woche in die Kinos kommt, laut der offiziellen Webseite des Films der Italienerin setzen, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Montessori-Pädagogik entwickelte. Spätestens seit vor fünf Jahren ihr Hauptwerk ins Deutsche übersetzt wurde, könne niemand mehr ignorieren, dass das Denken Montessoris hierarchisierend, stigmatisierend und nicht zuletzt diskriminierend war, sagt dagegen Sabine Seichter, die ein Buch über Montessori geschrieben hat.
BZ: Frau Seichter, Ihr Buch erschüttert das Bild, das viele Menschen von Maria Montessori haben. Sie zeichnen darin eine Frau, die zeitlebens rasseideologische Denkweisen vertrat und mit dem Faschismus verquickt war. Warum kommt Montessoris dunkle Seite jetzt erst ans Licht?
Seichter: Einer der wichtigsten Gründe ist vermutlich, dass ihr Hauptwerk Antropologia Pedagogica, das in italienischer ...