Radsport

Red Bulls Radprofi Primoz Roglic: Wenn der Star zum Problem wird

Red Bull investierte viel Geld in Primoz Roglic. Doch der slowenische Radprofi macht eher mit Stürzen Schlagzeilen, der Giro-Sieg ist kaum möglich. Es könnte die Chance für ein deutsches Talent sein.  

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Bei den Fans ist Primoz Roglic beliebt...türlich in seiner slowenischen Heimat.  | Foto: Fabia Ferrari (dpa)
Bei den Fans ist Primoz Roglic beliebt, vor allem natürlich in seiner slowenischen Heimat. Foto: Fabia Ferrari (dpa)

Die Zeit der netten Worte ist für Rolf Aldag vorbei. "Das ist ja nicht schönzureden. Er kommt einfach nicht mehr mit", sagte der Sportchef von Red Bull beim TV-Sender Eurosport. Das deutsche Elite-Radteam war mit seinem Star Primoz Roglic und nur einem Ziel in den 108. Giro d'Italia gestartet: Gesamtsieg. Vor der enorm schwierigen Schlusswoche erscheint dieser indes kaum noch möglich.

"Eine Chance zu gewinnen? Man kann halt immer kreativ sein und das Letzte, was stirbt, ist die Hoffnung", sagte Aldag über seinen Top-Fahrer. Schon 3:53 Minuten liegt Roglic nach der 15. Etappe und dem Ruhetag am Montag hinter dem überraschend führenden Mexikaner Isaac del Toro.

Roglic kann die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen

Es bedarf allerdings schon einer enormen Kreativität, Roglic noch etwas zuzutrauen. Schon auf der ersten Alpen-Etappe am Sonntag wurde der Slowene, für dessen Team auch der Albbrucker Nico Denz fährt, abgehängt, die Folgen von drei Stürzen ließen sich nicht mehr verschleiern. "Wir haben versucht, es etwas herunterzuspielen. Nun haben wir die Wahrheit gesehen", sagte der Sportliche Leiter Christian Prömer. Die Wahrheit ist, dass Roglic die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.

Natürlich kann bei Weitem nicht behauptet werden, Roglic liefere überhaupt nicht. Im Trikot von Red Bull gewann er im vergangenen Jahr die Spanien-Rundfahrt und die Dauphiné, in diesem Jahr stand er bei der Katalonien-Rundfahrt ganz oben. Doch das sind weder Siege, die den gewaltigen Ansprüchen der erfolgsverwöhnten Team-Besitzer genügen, noch ist es das, wofür man dem 35-Jährigen ein Gehalt von mehreren Millionen Euro zahlt.

Roglic wurde aus seinem Vertrag beim Team Visma explizit herausgekauft, um die Tour de France zu gewinnen. Es war der eine Erfolg, der ihm und seinem neuen Team noch fehlte. Dort stieg er im vergangenen Jahr nach mehreren Stürzen nach der zwölften Etappe aus – und es braucht schon ein gewaltiges Maß an Fantasie, um sich vorzustellen, Roglic könnte im Juli im Gelben Trikot nach Paris fahren.

Tour de France zum Lernen für Florian Lipowitz?

Bei Red Bull könnte dies die Tür für Florian Lipowitz in Sachen Tour öffnen. Noch ist offiziell offen, ob das deutsche Top-Talent beim Grad Départ in Lille dabei sein wird. Sein Rennprogramm steht erst einmal bis zum Critérium du Dauphiné. Die traditionelle Generalprobe zur Tour wird Lipowitz als Kapitän von Red Bull fahren. Warum also nicht auch bei der Tour?

Natürlich wird der 24-Jährige weder für den Gesamtsieg noch für das Podium infrage kommen. Doch mit dem zweiten Platz bei Paris-Nizza und dem vierten Rang bei der Baskenland-Rundfahrt zeigte der in Laichingen geborene Schwabe, dass ihm die Zukunft gehören könnte. Hinzu kommt der siebte Platz des ehemaligen Biathleten bei der Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr, den er trotz Helferdiensten für Roglic erreichte.

Jan Ullrich ist Lipowitz-Fan

Einen berühmten Fürsprecher hat Lipowitz bereits. "Der hat ja schon bei der Vuelta im vergangenen Jahr bewiesen, mit einem Top-Ten-Platz in der Gesamtwertung, dass er ein Riesentalent ist", sagte Jan Ullrich aus Merdingen. Lipowitz habe die Fähigkeiten, um auch mal bei der Tour de France aufs Treppchen fahren zu können, so der Ex-Tour-Sieger und Ex-Doper Ullrich.

Lipowitz hätte die Tour und Unterstützung dabei verdient. Die Frage ist, ob man bei Red Bull dazu schon bereit ist. Zumal die Stimmung – gerade in der Konzernzentrale – nicht gerade grandios sein dürfte. Zwar fuhr man schon elf Siege ein, doch die Mehrzahl bei unbedeutenden Rennen. Die kräftig aufgemotzte Klassikerfraktion enttäuschte im Frühjahr komplett. Es ist unter dem Strich für das Investment von geschätzten 50 Millionen Euro jährlich schlicht zu wenig.

Schlagworte: Primoz Roglic, Florian Lipowitz, Rolf Aldag
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