Interview
Regisseur Dominik Graf: "Vom Kino wird Wellness erwartet"

Regisseur Dominik Graf ("Im Angesicht des Verbrechens") über die Verarmung der Filmsprache, die Erwartung des Publikums auf Wellness im Kino und seine Erich-Kästner-Verfilmung "Fabian".
Vor drei Jahren überreichte Dominik Graf beim Bildrausch Filmfest Basel den Ehrenpreis für visionäres Filmschaffen an Paul Schrader. Am vergangenen Wochenende hat der Regisseur die Auszeichnung selbst erhalten. Als Dankeschön schickte Graf, der krankheitsbedingt nicht vor Ort sein konnte, seinen Film "Fabian oder Der Gang vor die Hunde" in die Schweiz. In der Erich-Kästner-Verfilmung spielt Tom Schilling den Protagonisten, der sich kurz vor der Machtergreifung Hitlers im Berliner Nachtleben verliert. Mit Stefan Mertlik sprach Graf über Filmkunst, Kreativität und das kommerzielle Kino.
Graf: Das ist eine zeitlose Geschichte. Es geht um junge Menschen, die verloren und desorientiert sind in einer Zeit, die ihre eigene Dynamik entwickelt und alles mit sich in die Tiefe reißt. Kästner erzählt, was ihnen auf dem Weg in den Abgrund – der der Weg der gesamten Gesellschaft ist – passiert. Ich glaube, dass Kästner selber fasziniert auf diesen nahenden Vulkanausbruch von Wahnsinn geguckt hat. Ähnlich wie Fabian war auch er ein Beobachter.
BZ: Sie haben Ihre Verfilmung mit vielen visuellen Spielereien gespickt. Wie schwierig ist es, so viele unterschiedliche Elemente zu einem kohärenten dreistündigen Film zu verbinden?
Graf: Der Blick auf filmische Formsprache ist im Moment ein bisschen verarmt. Die meisten würden einen Film wie "Außer Atem" von Jean-Luc ...