Urlaub im Eis, am nördlichsten Punkt der Welt: Ein russisches Unternehmen bietet Erholung im kalten Nichts.
Hilfskoch Paul Ivanushkin fährt entsetzt, von seinem Klappstuhl hoch, das Gesicht zur Küchentür gewandt. Die Uhr über dem Herd zeigt 6.30 Uhr, früher Morgen. Unter seinen Füßen vibriert der Boden, er schwankt, als würde in der Tiefe ein gewaltiger Güterzug donnern. Zum Ausklang seiner Nachtschicht hatte der 25-Jährige im Vampirroman "Twilight" gelesen. Radiomusik dudelt gedämpft in der Küchenzeile. Ein fremdartiger Lärm übertönt sie jetzt von draußen, ein Ziehen und Reißen, ein Singen und Schreien. Paul Ivanushkin rennt zur Tür, drückt die Klinke und sieht, wie seine Welt zerbricht.
Er ist der Einzige, der im Camp "Barneo" um diese Zeit wach ist. 20 Wohn- und Wirtschaftszelte haben russische Techniker auf dem Treibeis der Arktis errichtet, zwei Kantinenmodule und eine 1,5 Kilometer lange Landebahn. Schwarze mit Schnee gefüllte Plastiksäcke markieren ihren Verlauf. Basisstation für Touristen und Wissenschaftler. Die wohl einsamste Behausung von Menschen auf dem Planeten. Paul Ivanushkin stürmt aus der Küche, in T-Shirt nur und dünner Hose, hinaus in ein strahlendes Weiß. Die Kälte von 35 Grad unter Null prallt auf ihn wie ein Faustschlag, der Wind sticht wie mit Messern. Der Küchenhelfer ...