"Respekt macht achtsamer"
ZISCH-INTERVIEW mit Rettungstaucher Oliver Manhart über seine Tauchergruppe, seine Ausrüstung und das Tauchen unter Eis .
Matti Kupper, Klasse 4b, Jengerschule (Ehrenkirchen)
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Ich, Zisch-Reporter Matti Kupper aus der Klasse 4b der Jengerschule in Ehrenkirchen, interessiere mich für das Tauchen und habe mal bei einem Schnuppertauchen mitgemacht, was mir sehr gefiel. Wenn ich alt genug bin, möchte ich den Kindertauchschein machen. Daher war ich sehr dankbar, dass sich Oliver Manhart Zeit genommen hat, mir seine Ausrüstung zu zeigen und meine Fragen zu beantworten. Er ist bei den Rettungstauchern Freiburg, Tauchergruppe Pinguin Freiburg, im Vorstand und als Einsatztaucher aktiv.
Manhart: 2006 habe ich meinen Tauchschein gemacht und ein Kumpel fragte, ob ich mir vorstellen könnte, das ehrenamtlich zu machen. Ich fand das eine gute Idee, Hobby und Ehrenamt zu kombinieren.
Zisch: Was für Aufgaben haben die Freiburger Pinguine?
Manhart: Zuallererst haben wir das Rettungstauchen mit der Personensuche und -rettung. Dann sind wir im Bereich der Strömungsrettung aktiv, hier haben wir zwölf ausgebildete Mitglieder. Diese Ausbildung nützt auch bei Hochwassereinsätzen. Taucheinsätze zur Bergung von Gegenständen führen wir auch durch. So tauchen wir mittlerweile jährlich den Uferbereich des Opfinger Sees im Auftrag des Forstamtes ab.
Zisch: Seit wann gibt es diesen Verein?
Manhart: 1958 wurde der Verein von Angehörigen der Feuerwehr und des THW gegründet. Damals gab es immer mehr Badeunfälle an Baggerseen, die aufgrund von Bautätigkeiten, zum Beispiel für die Autobahn, entstanden.
Zisch: Wie kamen die Pinguine zu ihrem Namen?
Manhart: Pinguine haben mehrere Eigenschaften: Sie können sich an Land fortbewegen und auch sehr gut tauchen. Und sie sind sehr soziale Wesen. Wenn ein Taucher an Land laufen würde, sähe das einem Pinguin sehr ähnlich.
Zisch: Was muss man können, um Rettungstaucher zu werden?
Manhart: Grundsätzlich braucht man das Rettungsschwimmabzeichen in Silber und als ersten Tauchschein den CMAS 1-Stern-Taucher, der dem Sporttaucher ähnlich ist, aber mehr technischen Hintergrund hat. Danach muss man den CMAS 2-Stern machen, bevor man den Rettungstauchschein anfangen darf. Die meisten unserer Taucher haben den CMAS 3-Stern. Pro Jahr muss man mindestens 300 Minuten tauchen und eine spezielle Tauglichkeitsuntersuchung machen.
Zisch: Was lernt man in der Ausbildung zum Rettungstaucher?
Manhart: Die Ausbildung umfasst mindestens 45 Ausbildungseinheiten, diese verteilen wir in der Regel auf zwei Jahre. Es gibt verschiedene Themen, wie das Tauchen an einer Leine, Tauchen mit einer Sprechverbindung und Bergungsaufgaben mit handwerklichen Übungen.
Zisch: Was gehört zur Ausrüstung eines Rettungstauchers?
Manhart: Erstmal braucht es einen Neoprenanzug mit Kopfhaube, Handschuhen und Socken. Dann brauchen wir Luft, diese nehmen wir in Pressluftflaschen mit. Um die Luft atmen zu können, sind zwei Druckminderer nötig. Beim Tauchen haben wir das Überlebensnotwendige zwei Mal dabei, deswegen hängen an der Ausrüstung zwei Lungenautomaten, aus denen wir atmen können. Befestigt ist das alles am Jackett, das wir mit Druckluft so einstellen können, dass man im Wasser schwebt, also nicht sinkt, oder aufsteigt. Die Bleigewichte im Jackett kann man abwerfen, falls man einen Notaufstieg machen muss. Wichtig sind auch eine Taschenlampe und der Tauchcomputer. Im Gegensatz zu Sporttauchern haben wir Vollgesichtsmasken, um mit dem Leinenführer am Ufer sprechen zu können, da er die Taucher koordiniert. Und man hat einen Gurtschneider, falls man sich in Angelschnüren verfängt.
Zisch: Was war Ihr schwierigster Einsatz?
Manhart: Ein schwieriger Einsatz ist für mich, wenn man nicht genau weiß, wo die gesuchte Person ist. Wir hatten einen Einsatz, bei dem die Suche vier Tage dauerte. Uns war währenddessen klar, dass die Person verstorben war.
Zisch: Mit welchen Organisationen arbeiten Sie zusammen? Und wie werden sie alarmiert?
Manhart: Hauptsächlich arbeiten wir mit den Feuerwehren zusammen. Bei Rettungseinsätzen haben diese die Einsatzleitung, im Einsatz selbst arbeiten wir dann auch Hand in Hand mit dem Rettungsdienst. Alarmiert werden wir über die integrierte Leitstelle, wo die Notrufe eingehen und aufgenommen werden.
Zisch: Wie viele Leute rücken aus?
Manhart: Man taucht alleine, aber an Land müssen ein Taucheinsatzführer, ein Sicherungstaucher und ein Leinenführer sein – also mindestens vier Leute.
Zisch: Wie wichtig ist der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen?
Manhart: Sehr wichtig, weil man sich beim Tauchen auf den anderen voll verlassen muss. Fehler oder Missverständnisse können sehr gefährlich sein.
Zisch: Welche Sicherheitsvorkehrungen treffen Sie bei einem Einsatz in einem zugefrorenen See?
Manhart: Bei Eis tauchen wir nur angeleint mit einem Trockentauchanzug und zwingend mit Vollgesichtsmaske. Die Leine brauchen wir, da man unter dem Eis sehr schnell die Orientierung verliert. Das Loch im Eis ist von unten nicht zu sehen, es verschwimmt optisch mit der Eisfläche.
Zisch: Hatten Sie schon einmal Angst bei einem Einsatz?
Manhart: Ja, ich würde es Respekt nennen. Das ist auch nicht schlimm, das darf man haben. Respekt beim Tauchen schärft die Vorsicht, man ist achtsamer. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass man es sagt, wenn man sich nicht wohlfühlt und dann nicht taucht beziehungsweise tauchen kann. Eine Begründung ist nicht nötig, wird nicht verlangt und es gibt keine Diskussion hierüber.
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