Gesundheit
"Ruhe bewahren ist die oberste Regel" – Tipps für Erste Hilfe bei Kindern
Ein Moment der Unachtsamkeit, zu ausgelassen getobt, die Höhe falsch eingeschätzt: Kinder verletzen sich schnell mal. Meist geht das glimpflich aus, manchmal muss man aber handeln. So leisten Sie Erste Hilfe .
Sa, 26. Jul 2025, 17:00 Uhr
Gesundheit & Ernährung
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

"Ruhe bewahren ist die oberste Regel, auch wenn genau das natürlich schwierig ist, wenn das eigene Kind gerade einen Unfall hat", sagt Georg Staubli, Chefarzt der interdisziplinären Notfallstation am Universitäts-Kinderspital Zürich. Trösten und beruhigen kann dem Kind ein wenig vom Schrecken nehmen. "Versuchen Sie abzuschätzen, was genau passiert ist und wie Sie helfen können – oder ob es notwendig ist, professionelle Hilfe zu holen", sagt Staubli.
Schnittwunden
Kleine Schnittwunden schließen sich meist von alleine. Ist die Wunde verschmutzt, am besten mit Leitungswasser ausspülen. Grundsätzlich sollten Wunden nicht berührt werden, um keine Keime oder Schmutz einzubringen. Keine Salben oder Puder auftragen, allenfalls mit einem Wundschnellverband oder Pflaster abdecken. "Je größer die Wunde ist, desto größer ist auch das Risiko, dass es eine breite Narbe oder eine Infektion gibt", sagt Staubli. Daher gilt: beobachten. Sobald sich die Wunde rötet oder schmerzt, sollte ein Arzt draufschauen. Größere Schnittwunden und Wunden im Gesicht und an den Händen sollten wegen der Narbenbildung einem Arzt gezeigt werden.
Verbrennungen
Beim Topfgucken am Herd oder Spielen am Lagerfeuer können sich Kinder verbrennen. Kühlen Sie die betroffenen Stellen unter lauwarmem oder kühlem Wasser und geben Sie dem Kind ein Schmerzmittel. "Das kann eines sein, das Sie sowieso zu Hause haben, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Paracetamol oder sogenannte NSAR", sagt Staubli, also etwa Diclofenac oder Ibuprofen. Der Kindernotfallmediziner rät dringend davon ab, das Kind unter eine kalte Dusche zu stellen. "Dann haben wir im Spital zusätzlich das Problem einer Unterkühlung, das beeinflusst die Heilung der Verbrennung negativ." Die verbrannte Stelle – und nur diese! – müsse unter die Körpertemperatur gebracht werden. Das gelinge gut, indem man beispielsweise die Hand für fünf bis zehn Minuten unter fließendes lauwarmes Wasser halte. Auch von Kühlpacks sollte man besser die Finger lassen. "Die Kälte führt zu einer Verengung der Gefäße, das wirkt sich nachteilig auf die Wundheilung aus", sagt Staubli.
Nasenbluten
Ein Nasenbluten kommt meist aus heiterem Himmel. Was nun? Kopf in den Nacken legen? Oder eher weit nach vorne beugen? "Im Prinzip ist das egal, das Bluten wird so oder so aufhören", sagt Staubli. Die Empfehlung, den Kopf nach vorn zu halten, beruht darauf, dass das Blut nicht über den Rachen in den Magen laufen soll. Denn Blut im Magen sorgt dafür, dass uns übel wird und wir uns übergeben müssen. Die Nase blutet meist im vorderen Bereich. Deshalb hilft es oft, mit Daumen und Zeigefinger die Nasenflügel fest zusammenzudrücken. "Das sollte man dann auch fünf Minuten so halten und nicht alle zehn Sekunden loslassen und schauen, ob es noch blutet", sagt Staubli. Es kann helfen, etwas Kühles auf Stirn, Nase oder Nacken zu legen, das verengt die Gefäße.
Fremdkörper
Man kennt das aus Filmen: Auf keinen Fall, heißt es da oft, solle ein Gegenstand entfernt werden, den man sich irgendwo in den Körper gerammt hat. Das gelte tatsächlich, sagt Georg Staubli, allerdings nur bei wirklich gefährlichen Gegenständen und Stellen am Körper: zum Beispiel einem Messer im Oberschenkel oder einem Bleistift im Auge. Das sollte so lange drin bleiben, bis sich ein Arzt darum kümmern kann. Doch so etwas passiert glücklicherweise nur selten. Viel häufiger gelangen kleinere Fremdkörper aus Holz oder Metall ins Fleisch. "Gerade alles Holzige sollte schnell entfernt werden, um Infektionen vorzubeugen", sagt Staubli, "allerdings tut das oft saumäßig weh." Daher am besten mit dem Kind in die Klinik fahren, dort können Fremdkörper bei Bedarf mit der Hilfe von Lachgas entfernt werden.
Bisswunden
Ganz egal, ob Katze, Hund oder die kleine Schwester im Wutanfall zubeißen: Bisswunden, bei denen die Haut nicht nur eingedrückt, sondern beschädigt wird, sollten Sie möglichst schnell für etwa 10 bis 15 Minuten unter fließendes Wasser halten. "So können Bakterien weggespült werden, die durch den Biss in die Wunde gekommen sind", sagt Staubli. Danach sollte man die Bissstelle ein bis zwei Tage beobachten. Rötet sie sich? Hat das Kind Schmerzen? Bei den ersten Anzeichen einer Entzündung sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei größeren Wunden, Bisswunden im Gesicht oder an den Händen empfiehlt Staubli eine ärztliche Vorstellung.
Sonnenstich
Typisches Symptom eines Sonnenstichs ist ein heißer, roter Kopf oder Nacken, sagt Hans-Jörg Busch, Leiter des Zentrums für Notfall- und Rettungsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg. Auch Schwindel, ein erhöhter Puls, Kopfschmerzen, ein steifer Nacken oder Übelkeit können hinzukommen – manchmal erst Stunden nach der Sonneneinstrahlung. Besteht der Verdacht auf einen Sonnenstich, sollte das Kind sofort in den Schatten gebracht und mit dem Oberkörper leicht erhöht gelagert werden. Wenn möglich, den Kopf mit kalten Umschlägen oder einer Dusche kühlen und den Patienten mit Flüssigkeit – am besten Wasser oder Apfelschorle – versorgen. Nach 15 bis 20 Minuten bessert sich der Zustand meist. "Ein Alarmsignal ist es, wenn das Bewusstsein des Kindes getrübt ist, es verwirrt, apathisch oder gar nicht mehr ansprechbar ist", sagt Busch. Dann sollte das Kind in eine Klinik gebracht oder ein Notarzt verständigt werden.
Bundesweiter Notruf: 112 Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117 Giftnotruf der Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg: 0761/19240
cfr