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Galaxy Note 7

Samsung beerdigt sein explosives Handy

Finn Mayer-Kuckuk
  • Mi, 12. Oktober 2016
    Wirtschaft

     

Die Koreaner nehmen das Pannengerät Galaxy Note 7 vom Markt / Apple und die Chinesen profitieren .

Explodiertes Note 7   | Foto: AFP
Explodiertes Note 7 Foto: AFP
SEOUL/PEKING. Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung rutscht wegen brennender und explodierender Smartphones tief in die Krise. Das Unternehmen gibt das aktuelle Modell Galaxy Note 7 wegen Brandgefahr auf; die Produktion wird eingestellt. Daraufhin stürzte der Aktienkurs um acht Prozent ab. Der Konzern beendet nun den Versuch, das Problem mit Updates und Rückrufen in den Griff zu bekommen. Die Kunden erhalten ihr Geld zurück oder ein anderes Modell; sie sollten sich an den Händler wenden, teilte Samsung in Seoul mit. Auch Ersatzgeräte, die Samsung jüngst ausgegeben hat, sind nicht sicher. Samsung warnt vor ihrem Gebrauch. Immer noch ist unklar, was die Ursache dafür ist, dass die Akkus des betreffenden Modells zuweilen Feuer fangen oder explodieren.

Damit wird die Angelegenheit für Samsung noch teurer. "Es entwickelt sich das schlimmstmögliche Szenario", schreiben Analysten des Investmenthauses Nomura. Die drei Millionen Geräte, die das Unternehmen im dritten Quartal verkauft habe, müssen entsorgt werden. Dazu kämen entgangene Einnahmen über den kompletten Verkaufzyklus des Note 7, dessen Entwicklung und Produktionsplanung besonders teuer war. Analysten der Credit Suisse rechnen mit einem Schaden von bis zu 17 Milliarden Euro. Dazu kommen Kratzer am Image, die langfristig teuer werden. Es könne sein, dass das Unternehmen nur die ganze Galaxy-Note-Serie aufgebe, nicht nur die Nummer sieben.

Der Schaden des einen nutzt in diesem Fall den anderen. Vor allem Huawei aus China rechnet damit, neue Kunden zu gewinnen. Im Segment der edleren Android-Telefone hat sich Huawei als schärfster Widersacher von Marktführer Samsung positioniert. Das Desaster bei Samsung ist derart nützlich für Huawei, dass sich im chinesischen Internet das Gerücht verbreitet, dass die Chinesen die Herstellung der Akkus selbst sabotiert hätten. Huawei sah sich zu einer Reaktion genötigt: "Wir greifen nicht auf illegale Geschäftspraktiken zurück. Wir drehen nicht das Messer in einer Wunde herum." Diese blumige Metapher deutet gleichwohl an, dass Huawei den koreanischen Platzhirschen bereits vor Bekanntwerden der brennenden Akkus in Problemen gesehen hat.

Beobachter werfen Samsung eine Reihe von Fehlern vor. "Das Unternehmen war auf eine Krise wie diese schlecht vorbereitet", sagt Jiang Bojing, Technikexperte bei iDoNews. Samsung habe lange Zeit versucht, sich herauszureden – und dabei kostbare Zeit verloren.

Das Note 7 ist ein Premium-Smartphone, das dem iPhone von Apple und anderen teuren Smartphones Marktanteile abjagen sollte. Doch schon wenige Tage nach dem Verkaufsstart im August tauchten in den sozialen Medien im Internet erste Bilder und Videos von verkohlten und explodierenden Geräten auf. In den USA ist ein Haus abgebrannt, Flugzeuge mussten wegen schwelender Handys von ihrer Route abweichen.

Samsung wollte sich mit der siebten Generation der erfolgreichen Produktlinie im Bewusstsein der Konsumenten ganz oben positionieren. Nun aber leidet der Ruf des ganzen Konzerns.

Ressort: Wirtschaft

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