Fußball
SC Freiburg: Elfmeter-Misere, Zu-Null-Rekord, Europa-Endspurt – die Saison 2024/25 in elf Spielen
Was für eine Premierensaison! Unter Julian Schuster stürmt der SC Freiburg in den Europapokal – zum dritten Mal in vier Jahren. Rückblick auf elf Spiele dieser Saison, die in Erinnerung bleiben.
Di, 20. Mai 2025, 6:30 Uhr
SC Freiburg
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Es ist die erste Saison nach der langen Ära Christian Streichs. Wie gut gelingt der Übergang zum bis dato als Cheftrainer unerfahrenen Julian Schuster? Recht schnell ist klar: Das scheint gut zu funktionieren. Mit der unteren Tabellenregion hat der SC Freiburg erneut nichts zu tun. Stattdessen zeigt sich die Elf unter Schuster stabil und kommt aus schlechten Phasen wieder raus. Die starke Premierensaison endet für Schuster und sein Team auf Platz fünf. Außerdem dreht es sich immer wieder um Elfmeter – sowohl vorne als auch hinten. Ein chronologischer Saisonrückblick.

1. Spieltag, SC Freiburg gegen VfB Stuttgart, 3:1
Mit einem souveränen Heimsieg gegen den VfB Stuttgart kommt der SC Freiburg in die Saison – und verhilft seinem neuen Trainer Julian Schuster damit zu einem Traum-Start. Nach zwölfeinhalb Jahren mit Christian Streich an der Seitenlinie übernimmt der Ex-Profi. Es ist seine allererste Station als Cheftrainer. Doch bereits der Auftakt im DFB-Pokal in Osnabrück verläuft mit einem 4:0-Auswärtssieg erfolgreich. Der erste Spieltag wischt Zweifel dann schnell beiseite.
Im Heimspiel gegen den VfB geht es zunächst denkbar schlecht los. Nach drei Minuten bringt der Ex-Freiburger Ermedin Demirovic die Schwaben in Führung. Doch der SC berappelt sich und gleicht noch vor der Pause aus. In Durchgang zwei dann dreht die Schuster-Elf das Spiel. Ritsu Doan befördert den Ball mit dem Gesäß ins Tor und Lukas Kübler schnürt den Doppelpack. Einstand geglückt. Schuster selbst sagt darüber im Januar rückblickend: "Zweifellos hat der Start mit dem 3:1-Heimsieg gegen Stuttgart enorm geholfen. Das war perfekt und hat viel dazu beigetragen, dass der Neuanfang so geräuschlos ablief."

4. Spieltag, 1. FC Heidenheim gegen SC Freiburg, 0:3
Der 21. September 2024 ist ein Spätsommertag zum Genießen auf der Ostalb. Ganz besonders für alle, die es mit dem SC Freiburg halten. In einem höchst souveränen Auftritt holt der SC einen 3:0-Auswärtssieg in Heidenheim. Es ist der dritte Sieg im vierten Spiel der Saison, nur beim FC Bayern München geht der SC als Verlierer vom Platz.
In Heidenheim spielt die Mannschaft von Julian Schuster vor allem in der zweiten Halbzeit abgezockt, erzielt innerhalb von elf Minuten drei Treffer und lässt danach nichts mehr anbrennen. Vor allem Vincenzo Grifo und Ritsu Doan glänzen. Das 1:0 des Japaners ist traumhaft, die Stimmung dazu exzellent. Der Freiburger Anhang liefert aus dem Gästeblock heraus kräftigen Support. Der positive Eindruck der ersten Spiele verfestigt sich.

5. Spieltag, SC Freiburg gegen FC St. Pauli, 0:3
Trotz des guten Saisonstarts setzt es am fünften Spieltag gegen den FC St. Pauli eine deftige Niederlage. Und es ist so ein Tag, an dem für den SC Freiburg einfach alles schiefläuft. Erst geht der bis dato sieglose Aufsteiger mit dem ersten Schuss in Führung, dann vergibt Vincenzo Grifo in der 41. Minute einen Elfmeter und kurz vor der Pause kontern sich die Hamburger zum 2:0.
In der zweiten Halbzeit läuft es etwas besser, doch auch ein vermeintlicher Treffer des SC zählt nicht wegen einer Abseitsstellung. Wenig später stellt St. Pauli nach einem Sololauf von Elias Saad auf 3:0 – die Vorentscheidung. Kurz vor Schluss wird ein weiterer Treffer des SC aberkannt, wieder Abseits. Ein gebrauchter Tag für den Sport-Club.

10. Spieltag, 1. FC Union Berlin gegen SC Freiburg, 0:0
Nach dem torlosen Remis in Berlin gibt es beim SC Freiburg eigentlich nur ein Thema: Elfmeter. Denn der SC scheint da ein Problem zu haben. Es ist die 22. Spielminute, als Vincenzo Grifo am Elfmeterpunkt steht und den SC in Führung bringen kann. Rani Khedira hatte zuvor Eren Dinkci im Strafraum festgehalten. Doch der sonst so sichere Schütze Grifo scheitert an Frederik Rönnow. Der Union-Keeper fischt den Ball aus der unteren linken Torecke.
Es ist saisonübergreifend der fünfte Elfmeter in Folge, den der SC in der Bundesliga verschießt. Zuvor hatte Grifo bereits gegen St. Pauli, Lucas Höler gegen Bayern sowie in der Vorsaison Roland Sallai gegen Wolfsburg und Höler gegen Leipzig vergeben. Eren Dinkci stärkt Grifo nach dem Union-Spiel den Rücken: "Vince ist ein super Elfmeterschütze, er darf seinen Kopf jetzt nicht in den Sand stecken. Den nächsten haut er dann wieder rein!" Es kommt bekanntlich anders: In der Rückrunde verschießt Grifo bei St. Pauli. Der SC steht nun bei sechs vergebenen Bundesliga-Elfern in Folge.
Elfmeter-Misere beim SC Freiburg: Was rät der Sportpsychologe, der fast alles über Elfmeter weiß?

14. Spieltag, SC Freiburg gegen VfL Wolfsburg, 3:2
Im letzten Heimspiel des Jahres 2024 gastiert der VfL Wolfsburg im Breisgau. Und die Mannschaft von Julian Schuster macht gegen die Niedersachsen ein gutes Spiel. Herausragender Akteur ist Lukas Kübler. Wie schon im ersten Heimspiel der Saison trifft der Rechtsverteidiger doppelt und ist damit der zweitbeste Torschütze des SC zu diesem Zeitpunkt. Beide Tore erzielt Kübler nach Eckbällen. Nachdem Michael Gregoritsch in der 61. Minute auf 3:0 erhöht, sieht alles nach einem klaren Heimsieg aus.
Doch in der Schlussphase wird es noch einmal hektisch. Die Wolfsburger kommen auf 2:3 heran und drücken auf den Ausgleich. Freiburg kontert zwar und trifft durch Höler auch noch einmal, doch weil der Stürmer mit der Hand am Ball war, wird das Tor aberkannt. Dadurch hat eine kuriose Statistik Bestand: Würde man von den bis dahin gespielten 14 Spielen jeweils nur die letzte Viertelstunde zählen, wäre der SC sieg- und torlos.

19. Spieltag, SC Freiburg gegen FC Bayern München, 1:2
Ende Januar befindet sich der SC Freiburg in einer Ergebniskrise. Drei der vorangegangenen vier Spiele gehen verloren – und alle ziemlich deutlich: 1:5 in Leverkusen, 1:4 in Frankfurt, 0:4 in Stuttgart. Nun gastiert der FC Bayern in Freiburg und die Wende soll her. Erstmal funktioniert das nicht so richtig, denn nach einer Viertelstunde bringt Harry Kane die Bayern in Führung. Kurz nach der Pause steht es dann 0:2. Kim setzt sich nach einer Ecke wuchtig gegen Atubolu durch und köpft ein.
Droht nun das nächste Debakel? Die Spieler des SC antworten auf dem Platz mit einem klaren Nein. Die Schuster-Elf bäumt sich auf, kommt per Ginter-Kopfball zum Anschluss und rennt dann in der Schlussphase an. Es reicht nicht mehr zum Ausgleich, aber es ist "eine Niederlage, die sich okay anfühlt", wie die Badische Zeitung danach titelt. Und obwohl das Spiel verloren geht, ist es der Wendepunkt, der aus der Negativ-Serie herausführt, weil der SC eine insgesamt stabile Leistung zeigt.

23. Spieltag, SC Freiburg gegen SV Werder Bremen, 5:0
Freitagabend, Ende Februar. Der SC Freiburg krönt einen perfekten Monat mit einem Kantersieg gegen Werder Bremen. 5:0 heißt es am Ende. Es ist der vierte Sieg im vierten Spiel im Februar. Kein einziges Tor hat der Sport-Club dabei kassiert. Und nach drei knappen 1:0-Siegen gegen Abstiegskandidaten dreht der SC gegen Bremen auch in der Offensive richtig auf. Mit Traumtoren geht es los: Nach 15 Minuten erzielt Kiliann Sildillia per Fallrückzieher die Führung, in der 33. Minute schießt Vincenzo Grifo einen Freistoß direkt ins Tor. In der zweiten Hälfte fällt die Bremer Hintermannschaft dann komplett auseinander und der SC kann das Ergebnis in die Höhe schrauben.
Nach dem Spiel geht es mal wieder um Elfmeter beim SC – allerdings dieses Mal ums Verhindern. Kurz vor der Pause hält Noah Atubolu einen Bremer Strafstoß und stellt damit einen Bundesligarekord ein. Denn es ist der vierte Elfmeter in Folge, den er hält. Zuvor hatte er gegen Leverkusen und in der Vorsaison zweimal gegen Union Berlin einen Elfer pariert. Das gelang außer ihm in der Bundesliga-Historie nur vier weiteren Keepern. Der SC Freiburg verwandelt also seine Elfer nicht – aber immerhin kassiert er auch keine, wenn Atubolu im Tor steht.

25. Spieltag, SC Freiburg gegen RB Leipzig, 0:0
Es sind die Wochen des Noah Atubolu im Frühjahr 2025. Auch im Heimspiel gegen Leipzig bleibt der Schlussmann ohne Gegentor. Es ist das sechste Spiel in Folge, in dem er seinen Kasten sauber hält – wie zuvor schon gegen Bochum, Heidenheim, St. Pauli, Bremen und Augsburg. Damit stellt er einen neuen Vereinsrekord auf. Nie zuvor hielt eine Zu-Null-Serie länger beim Sport-Club. In der 24. Minute gegen Leipzig bricht Atubolu den bisherigen Rekord von Richard Golz. Der hatte in der Saison 2000/01 509 Minuten am Stück kein Gegentor kassiert. Einen Spieltag später dann endet Atubolus Serie in Mainz nach 609 Minuten.

32. Spieltag, SC Freiburg gegen Bayer Leverkusen, 2:2
Zum Ende der Saison hat der SC Freiburg einen Lauf. Nach Siegen in Mönchengladbach, gegen Hoffenheim und in Wolfsburg ist nun Bayer Leverkusen zu Gast. Der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Deutsche Meister kann den FC Bayern in Freiburg zum neuen Deutschen Meister machen, wenn er nicht gewinnt. Und dass es für Leverkusen gegen die Schuster-Elf ganz schön schwer wird, zeigt sich von Beginn an. Denn der SC macht ein starkes Spiel. Dazu ist die Stimmung im Stadion außerordentlich gut.
Maximilian Eggestein bringt den SC kurz vor der Pause schließlich verdient per Fernschuss in Führung. Nach der Pause erzwingen Johan Manzambi und Junior Adamu ein Leverkusener Eigentor – 2:0. Eigentlich sieht alles nach einem Sieg für Freiburg aus. Doch wie so oft in dieser Saison wird es hinten raus noch einmal brenzlig. Erst trifft Florian Wirtz, dann in der Nachspielzeit Jonathan Tah. Es bleibt beim 2:2. Freiburg ist enttäuscht, Bayern Meister. Trainer Schuster stellt dennoch fest: "Das war mit Sicherheit unsere beste Saisonleistung."

33. Spieltag, Holstein Kiel gegen SC Freiburg, 1:2
Vorletzter Spieltag, Auswärtsspiel in Kiel. Freiburg kämpft um die Teilnahme am Europapokal, Holstein gegen den Abstieg. Der SC kommt im hohen Norden gut rein, liegt nach 24 Minuten aber trotzdem hinten. Ein Seitfallzieher von Matthias Ginter knallt an die Kieler Latte und wird zum Bumerang. Denn Kiel kontert direkt und trifft. Danach macht Freiburg Druck und kommt durch Manzambi vor der Pause zum Ausgleich.
Nach dem Seitenwechsel köpft Lucas Höler eine Flanke von Grifo zum 2:1 ins Tor. Die restlichen 30 Minuten beschränkt sich der Sport-Club aufs Verteidigen und versucht irgendwie, die Führung zu halten. Das gelingt, auch weil Kiel offensiv harmlos bleibt. Für den Bundesliga-Neuling bedeutet die Niederlage, dass es direkt zurück in die zweite Liga geht. Freiburg hingegen sichert sich die Teilnahme an der Europa League – mindestens.

34. Spieltag, SC Freiburg gegen Eintracht Frankfurt, 1:3
Am letzten Spieltag geht es für den SC Freiburg im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt um alles. Als Tabellenvierter geht der SC ins Spiel – der Platz würde zur Teilnahme an der Champions League berechtigen. Schon am Sonntag zuvor hätte der SC feiern können, wenn Dortmund in Leverkusen verloren hätte. Doch der BVB siegte und damit steht ein echtes Finale an. Denn auch Frankfurt will gewinnen, um sicher in der Champions League dabei zu sein. Freiburg hat bereits zum fünften Mal in seiner Bundesliga-Geschichte am letzten Spieltag die Chance auf die Champions League.
Und das Spiel beginnt auch gut für den SC. Die Mannschaft von Julian Schuster beginnt griffig und lässt Frankfurt anfangs nicht so recht ins Spiel kommen. Mitte der ersten Hälfte befördert Ritsu Doan einen verlängerten Einwurf ins Tor – 1:0. Danach kommt Frankfurt besser rein und gleicht kurz vor der Pause aus. Im zweiten Durchgang sind es dann zwei verhängnisvolle Minuten, in denen dem SC das Spiel vollends aus der Hand gleitet. Erst verliert Grifo den Ball im Mittelfeld und leitet damit das 1:2 ein. Nur wenig später flippert der Ball nach einem Freistoß über Manzambi ins eigene Tor. Danach schafft es der SC nicht mehr, sich aufzubäumen. Weil Dortmund parallel gewinnt, platzt der Traum von der Champions League. Freuen darf sich der SC dennoch: Freiburg wird Fünfter und spielt Europa League – zum dritten Mal in vier Jahren.